In der Abendsonne schwebt "Christoph 43" noch kurz in der Luft, bevor er auf dem Dach der ViDia-Klinik in Karlsruhe aufsetzt. Es gibt Beifall von der Technik-Crew. Auch einige Chefärzte der Klinik und das Team der neuen Rettungsstation verfolgen das Schauspiel am Dienstagabend: Die erste Luftrettungsstation in Baden-Württemberg auf einem Klinikdach startet von heute an ihren Betrieb aus Karlsruhe.
Neun Jahre lang war der Rettungshubschrauber "Christoph 43" der DRF Luftrettung ausquartiert - wegen Bauarbeiten an den Karlsruher ViDia-Kliniken. Zu Einsätzen in die Region startete der Hubschrauber vorübergehend vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden aus (FKB). Jetzt kehrt "Christoph 43" mit einer ganz neuen Maschine an seinen Heimatstandort Karlsruhe zurück. Allerdings mit dreijähriger Verspätung. Grund waren aufwändige Sanierungsarbeiten wegen Bauschäden an der Landeplattform.
Toller Rundumblick vom Klinikdach
Notfallsanitäter Marcus Sandrock steht mit einem breiten Grinsen auf der Landeplattform und schwärmt: "Ich bin gebürtiger Karlsruher. Ein krasses Gefühl, hier oben zu stehen mit diesem wahnsinnigen Rundumblick." Er freut sich wieder hier zu sein. "Hier kann man bis zum Pfälzer Wald und in den Schwarzwald sehen. Cool, wieder hier zu sein."
Seit 2010 gehört Marcus Sandrock zum festen Einsatzteam an Bord von "Christoph 43". "Und für die Versorgung der Patienten ist es jetzt viel leichter, wir können sie jetzt mit dem Aufzug direkt runter in die Klinik bringen und müssen sie nicht erst in einen Rettungswagen umquartieren."
Vom Hubschrauber direkt in die Intensivstation
Auch Klinikdirektor Michael Henrich zeigt sich hochzufrieden: "Durch die neue Landeplattform haben wir jetzt ganz kurze Wege in die Intensivstation und zum Schockraum. Damit verkürzt sich die Zeit, das ist wichtig, um die Patienten viel schneller behandeln zu können."
Die neue Rettungsstation befindet sich in luftiger Höhe - auf dem Dach der ViDia-Klinik über dem 7. Stock. Auf der fast 700 Quadratmeter großen Plattform können zwei Hubschrauber gleichzeitig landen. Es gibt eine Tankstelle und sogar einen eigenen Hangar, in der auch kleinere Reparaturen vorgenommen werden können. Dazu gibt es Aufenthalts- und Ruheräume für die Crew. Insgesamt fünf Millionen Euro haben die ViDia-Kliniken in die neue Infrastruktur investiert. Es gab Zuschüsse für das Projekt vom Land Baden-Württemberg und den gesetzlichen Krankenkassen.
Ziel ist immer die nächste geeignete Klinik
Ob Herzinfarkt, Unfall, Schlaganfall oder akute Kreislaufprobleme - immer dann wenn sehr schnell ein Notarzt benötigt wird oder Patienten in eine Spezialklinik gebracht werden müssen, ist der Rettungshubschrauber "Christoph 43" gefragt. Rund 900 Einsätze gab es 2024. In durchschnittlich 15 Minuten Einsatzzeit ist der DRF-Helikopter vor Ort. Laut Notfallsanitäter Marcus Sandrock geht es immer darum, die nächstgelegene geeignete Klinik anzufliegen.
Im Falle von "Christoph 43" sind das meist die Kliniken in Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Tübingen, Offenburg, Ludwigshafen, Kaiserslautern, Villingen-Schwenningen und Freiburg. In Zukunft könnte es aber durchaus sein, so der Notfallsanitäter, dass "Christoph 43" von Karlsruhe aus schneller in den nördlichen Regionen am Einsatzort ist. Das sei aber nicht schlimm, denn die Einsätze im Süden würden dann von anderen Rettungshubschraubern aus Freiburg oder Villingen-Schwenningen übernommen.