Der stockende Neubau am EU-Atomforschungszentrum in Karlsruhe sei eine Gefahr, sagen Gegner der Atomkraft. Nun hat sich die zuständige Direktorin des betroffenen Joint Research Centers (JRC) dazu geäußert und die Kritik zurückgewiesen.
Atomforschungszentrum: "Kein Sicherheitsrisiko"
Der Campus Nord des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ist fast wie eine kleine Stadt aufgebaut: Ein Netz aus Straßen, Pavillonbauten und eine eigene Straßenbahnhaltestelle. Am nördlichen Ende steht das Atomlabor Joint Research Center (JRC). Hier betreibt seit den 1960ern die Europäische Union die größte Atomforschungsanlage in ganz Europa - streng geheim und mit größter Sicherheit.
Sorge um Sicherheit
Im vergangenen Jahr wurde von Atomgegnern die Sicherheit des Baus kritisiert. Denn ein neues und dringend benötigtes Laborgebäude steckt seit Jahren im Rohbau fest, der sogenannte Flügel M. Einerseits gab es Probleme mit einer Baufirma, andererseits seien die Kosten explodiert - so wie bei vielen Baustellen in den letzten Jahren.
Laut Hartmut Weinrebe von der Naturschutzorganisation BUND Mittlerer Oberrhein ist die Verzögerung des Baus deshalb problematisch, weil die anderen Laborgebäude noch aus den 1960ern stammen. Sie entsprächen daher nicht den Standards von heute. Der Schutz vor Erdbeben, Terrorattacken und Flugzeugabstürzen sei nicht ausreichend gegeben.
JRC Karlsruhe sieht keine Gefahr
Rein ins Forschungszentrum: Vorbei an Überwachungskameras, Stacheldraht und einer Wand aus Panzerglas. Nach akribischen Sicherheitskontrollen treffen wir im Inneren die Chefin der Forschungseinrichtung Ulla Engelmann. Auf die Sicherheitsbedenken der Kritiker reagiert sie gelassen.
Das JRC werde regelmäßig von verschiedenen regionalen, nationalen und internationalen Behörden kontrolliert - bisher ohne Beanstandung. Die Gefahr von Erdbeben oder terroristischen Angriffen - davor sei man sicher, so Ulla Engelmann. Gegen Flugzeuge gebe es eine sogenannte No Fly Zone, eine Flugverbotszone.
Atomforschung in einem Land ohne Kernkraft
Ein weiterer Punkt der Kritiker: Es wird Atomforschung in einem Land betrieben, das aus der Kernkraft ausgestiegen ist. Auch Hartmut Weinrebe hat klare Forderungen an das JRC.
Auch hier reagiert Ulla Engelmann gelassen. Es werde nicht an neuen Atomreaktoren geforscht. Allerdings sei auch eine weitere Aufgabe des JRC, die Prototypen der neuen Atomreaktoren unter die Lupe zu nehmen. Das gehe nur praktisch und nicht in der Theorie. Deswegen brauche es noch immer das JRC, meint Ulla Engelmann.
Führt mehr Transparenz zu mehr Vertrauen?
Zudem tüfteln Forschende hier seit Jahren an vielversprechenden nuklearmedizinischen Verfahren, etwa zur Bekämpfung von Krebsmetastasen. Oder sie bilden Atomdetektive aus, die den illegalen Handel mit brisantem Material verhindern sollen.
Trotzdem: bei so einem umstrittenen Thema wie Atomkraft bleibt das Misstrauen bei den Gegnern bestehen, allen Beteuerungen der JRC-Verantwortlichen zum Trotz. Vielleicht würde ein bisschen mehr Transparenz helfen? Transparenz ist aber meistens schwer vereinbar mit Sicherheit. Und die braucht das JRC.