In dem mehrjährigen Prozess "Kirche 2030" haben der Stadtkirchenrat der evangelischen Kirche und die Kirchensynode ein Ampelsystem für die zukünftige Finanzierung der Kirchengemeinden in Karlsruhe ausgearbeitet. Dies geschah aufgrund von Sparauflagen der Landeskirche.
30 Prozent der Kirchengebäude müssen verkauft werden
Insgesamt wurde über die Finanzierung von 49 Kirchengebäuden in Karlsruhe entschieden. 18 Kirchen und Gemeindehäuser stehen auf grün. Sie sollen in Zukunft weiterhin in Besitz der evangelischen Kirche Karlsruhe stehen und saniert werden.
15 Kirchengebäude stehen auf gelb. Wie es mit diesen Kirchen weitergeht, muss noch entschieden werden. Die Entscheidung über den weiteren Erhalt der Kirchengemeinden werde allerdings noch mindestens sechs Jahre dauern, sagt Dekan Thomas Schalla.
Auf der roten Liste stehen insgesamt 16 Kirchen und Gemeindehäuser. Die können nicht mehr von der evangelischen Kirche finanziert werden und müssen ab 2024 verkauft werden. Der Stadtkirchenrat und die Synode waren deshalb bereits in Kontakt mit den einzelnen Gemeinden. Anhand von einer Liste aus 100 Kriterien wurde sich für oder gegen die einzelnen Gebäude entschieden.
Jede Kirche wurde nach 100 Kriterien geprüft
Einige der Hauptkriterien für die Einordnung der Gebäude in das Ampelsystem waren der geografische Standort, die Gebäudequalität und Architektur und der Sanierungsstopp. Außerdem spielt es eine Rolle, ob ein Gebäude einen inhaltlichen Schwerpunkt fördert. Beispielsweise haben Kirchen mit einem Kirchenmusiker und einer Orgelanlage höhere Chancen für eine Weiterfinanzierung als Kirchen ohne einen spezifischen Schwerpunkt.
Zukünftig weniger Pfarrer und Pfarrerinnen in Karlsruhe
Aufgrund der Sparmaßnahmen werden auch Pfarrstellen abgebaut. Derzeit gibt es 29 Hauptamtliche, im Jahr 2030 sollen es nur noch 24 Stellen geben. 2036 dann nur noch 21 Stellen.
Zukünftig sollen sich die einzelnen Gemeinden in Karlsruhe zu fünf Kooperationsräumen zusammenschließen. Für jeden Kooperationsraum müsse ein thematischer Schwerpunkt besprochen werden.
Der Stadtkirchenrat erhofft sich, dass innerkirchliche Akteure die Gebäude auf der roten Liste übernehmen können. Das wären unter anderem die Diakonie, die Erwachsenenbildung, evangelische Freikirchen oder auch die Stadt Karlsruhe.
Initiative "Wir für Lukas" möchte ihre Kirche selbst übernehmen
Die Lukasgemeinde ist die einzige Gemeinde in Karlsruhe, die sowohl ihre Kirche als auch ihr Gemeindehaus verliert. Einige Mitglieder wollen die Kirche und das Gemeindehaus selbst übernehmen.
Vor drei Monaten hat die Initiative "Wir für Lukas" Fokus-Gruppen gebildet, um verschiedene Finanzierungsmodelle auszuarbeiten. Zur weiteren Diskussion stehen die Optionen, die Gebäude zu kaufen, über Raten zu finanzieren oder zu pachten, so Heinrich Blatt von der Initiative "Wir für Lukas". Das Geld dafür soll aus Spenden und Partnerschaften mit Kultureinrichtungen und politischen Akteuren gesammelt werden. Eine weitere Einnahmequelle zur Selbstfinanzierung der Kirche könne außerdem durch Mieteinnahmen von privaten Interessenten kommen.
Trotz Konkurrenz in Karlsruhe: Die Initiative hat eine Chance
Heinrich Blatt selbst war früher nie sehr religiös, sagt er. Die Besonderheit der Lukas-Gemeinde liege unter anderem darin, dass sie auch für Menschen attraktiv sei, die selbst nicht stark religiös seien. Sollte der Plan der Initiative nicht funktionieren, wäre es denkbar, dass gerade solche Personen der Kirche eher fern blieben.
Nächsten Dienstag möchte die Initiative den Verein "Wir für Lukas" gründen, um Spenden und zu sammeln und weitere Gespräche mit der Stadtkirche zu führen.
Momentan gibt es noch zwei weitere Interessenten. Dekan Schalla spricht der Initiative aber eine genauso große Chance aus wie den anderen beiden.