Einrichtungsbezogene Impfpflicht läuft aus

Seniorenzentrum Neuenbürg begrüßt Wegfall der Impfpflicht zum Jahresende

Stand
Autor/in
Susann Bühler
Ein Bild von Susann Bühler

Die Corona-Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeberufen endet zum Jahreswechsel. Das Seniorenzentrum Neuenbürg (Enzkreis) befürchtet dadurch keine negativen Folgen für die Bewohner.  

Der Leiter des Altenheims "Haus Sonnhalde" in Neuenbürg im Enzkreis, Ludger Schmitt, ist erleichtert, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht zum Jahresende ausläuft. Viel Bürokratie und eine deutliche Verschärfung der ohnehin schwierigen Personalsituation habe dieses Gesetz zur Folge gehabt.

"Ich bin froh und auch stolz, dass kein einziger Mitarbeiter das Handtuch geworfen und das Haus verlassen hat."

Das sei auch der "intensiven Überzeugungsarbeit" geschuldet, die er und sein Team geleistet habe. Viele Mitarbeiter hätten sich gegen ihre Überzeugung doch noch impfen lassen. 

Keine Personalabwanderung im Seniorenzentrum Neuenbürg  

Mit Erfolg: Von den 100 Beschäftigten, die sich Altenheim Sonnhalde um die 75 Bewohnerinnen und Bewohner kümmern, sind inzwischen 94 Prozent der Mitarbeiter gegen Corona geimpft – bis auf sieben Beschäftigte, die nicht geimpft sind. Eine sehr gute Impfquote kann Ludger Schmitt auch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern verbuchen: Von den aktuell 75 Altenheimbewohnern sind 73 dreimal geimpft oder genesen.

Zweite Corona-Infektionswelle im Herbst

Und das, obwohl das Haus im Herbst von einer zweiten großen Corona-Infektionswelle erfasst wurde. Dabei wurden 60 Prozent der Bewohner und über 20 Prozent der Mitarbeiter mit dem Corona-Virus infiziert – zum Glück aber nur mit leichten bis mittleren Symptomen. Nachteile für den Schutz der Bewohner sieht der Heimleiter dennoch nicht: "Die anderen Maßnahmen wie Masken, Testpflicht für das Personal und Besucher sowie erhöhte Hygienemaßnahmen bleiben ja alle bestehen."

Beschäftigte wollten Arbeitsplatz nicht verlieren

Eine von denen, die sich doch noch zur Impfung überzeugen ließen, ist die 26-jährige Betreuungskraft Kathrin Thill. Sie wollte sich ursprünglich aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen nicht impfen lassen. Doch als der Druck immer mehr zunahm, geriet sie in einen Gewissenskonflikt.

"Der Druck von allen Seiten wurde immer größer, da wurde einem ja der Arbeitsplatz unsicher gemacht. Man wurde täglich gefragt, ob man seine Meinung geändert hat. Es war sehr schwer für mich."

Dann kam auch ein Brief vom Gesundheitsamt, sie habe Stellung genommen, habe aber dann nie mehr etwas gehört. Am Ende ließ sich Katrhin Thill doch noch gegen Corona impfen.

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Gymnastikstunde mit Betreuerin Kathrin Thill

"Ich hab´s gemacht, um meinen Arbeitsplatz und die Kollegen hier nicht zu verlieren. Ich schätze das Haus und die Bewohner sehr."

Heute ist sie zweimal geimpft – und zweimal genesen. Ein bisschen bereut hat sie es doch, gegen ihre innere Überzeugung gehandelt zu haben. Und ist erleichtert, dass die Impfpflicht nun vom Tisch ist: "Es hat mich gefreut. Einfach wieder Herr über seinen eigenen Körper zu sein, das ist befreiend für mich."

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Altenheimbewohner bleiben gelassen

Auf der Seite der Bewohnerinnen und Bewohner herrscht überwiegend Gelassenheit, was den Umgang mit Corona angeht. Die meisten sind geimpft, darunter auch ehemals erklärte Impfgegner. Wie die 92-jährige Giesela Frohberger:

"Ich habe nach jetzigem Stand keine Angst, dass das Risiko mit Corona im nächsten Jahr wieder ansteigt. Ich bin da sehr gelassen. Dabei wollte ich mich eigentlich gar nicht impfen lassen. Da habe ich Bammel davor gehabt."

Aber dann steckte sich die alte Dame doch mit Corona an. Nachdem sie die Erkrankung zum Glück gut überstanden hatte, ließ sie sich im Haus impfen. Mit Erfolg, denn im Herbst wurde sie vor einer weiteren Corona-Infektion bewahrt. Und die 104-jährige Gertrud Sauer, die eine sehr schwere Corona-Infektion durchmachen musste und heute zweimal geimpft ist: "Ich habe das überstanden. Aber Angst habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gehabt. Aber wer hätte früher schon an Corona gedacht?"     

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