In Heilbronn fährt am Donnerstag kein Bus und auch keine Stadtbahn durch die Innenstadt, und das sind nicht die einzigen Beeinträchtigungen. Denn vor der dritten Verhandlungsrunde im Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft ver.di und dem Kommunalen Arbeitgeberverband in der kommenden Woche hat ver.di erneut zu Warnstreiks aufgerufen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst aus fünf Landkreisen sind dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Laut der Gewerkschaft kamen rund 3.000 Menschen zum Streiken nach Heilbronn. Der Arbeitgeberverband auf der anderen Seite kritisiert Warnstreiks, denn es gebe aus Sicht des Verbandes bereits ein verhandlungsfähiges Angebot.
Arbeitgeberverband kritisiert Warnstreiks als "völlig überzogen"
Der Kommunale Arbeitgeberverband Baden-Württemberg (KAV) zeigt kein Verständnis für die Streikaktionen der Gewerkschaft ver.di. Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst seien unverhältnismäßig, "völlig überzogen" und träfen unbeteiligte Dritte, heißt es. Man habe in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar schon ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt.
Vonseiten der Gewerkschaft sei aber keine Verhandlungsbereitschaft zu erkennen gewesen, sagt der Vorsitzende Wolf-Rüdiger Michel. Die KAV Baden-Württemberg vertritt nach eigenen Angaben die Interessen für mehr als 850 Mitglieder mit über 350.000 Beschäftigten in Städten, Gemeinden, Landkreisen, Regionalverbänden, Sparkassen, Nahverkehrsbetrieben, kommunalen Unternehmen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.
Streikende kommen mit Bussen nach Heilbronn
Mit etwa 20 Bussen kamen Streikende nach Heilbronn. Ein Demonstrationszug zog am Vormittag vom Freibad Gesundbrunnen zum Kiliansplatz. Die Gewerkschaft ver.di spricht von der größten Demonstration in Heilbronn seit Jahrzehnten.
Streikende fordern bessere Bezahlung
Eine streikende Erzieherin sagte dem SWR, sie sei hier, weil die Rahmenbedingungen inzwischen so schlecht seien. Durch den Personalmangel sei die Belastung sehr hoch, wenn zumindest das Geld stimme, wäre der Beruf etwas attraktiver, argumentiert sie. Auch viele Angestellte der Kreissparkasse sind beim Streik vor Ort. Eine sagt, sie hätten selbst auch gerne einen Teil des Kuchens, fordern 10,5 Prozent mehr Lohn, aber sie seien auch stellvertretend für andere Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, von Krankenhäusern, vom ÖPNV, vor Ort.
Auch SLK-Kliniken betroffen
Vom Streik ist auch der gesamte SLK-Verbund in erheblichem Maße betroffen. Verbundübergreifend werden von 26 OP-Sälen nur sechs betrieben, heißt es auf Anfrage. Es sei aber sichergestellt, dass eingeleitete Therapien von Tumor- und Schmerzpatienten nicht unterbrochen werden.
Nahverkehr in Heilbronn steht still
Der Streik wird im Stadtgebiet Heilbronn den ganzen Tag zu massiven Einschränkungen im Bus- und Stadtbahnverkehr führen. Mitarbeitende der Verkehrsbetriebe und der Stadtwerke Heilbronn beteiligen sich am Streik. Pendlerinnen, Pendler, Schülerinnen und Schüler müssen sich deshalb Alternativen suchen. Regionalbuslinien anderer Betreiber fahren nach Heilbronn. Die Stadtbahnen nach Heilbronn fahren bis zum Hauptbahnhof.
Die Stadt Heilbronn hat zudem angekündigt, unter anderem die Kfz-Zulassungsstelle und mehrere Bürgerämter geschlossen zu lassen. Außerdem sind mehrere Kitas vom Streik betroffen.
Crailsheim schließt mehrere Kitas, Streik auch in Eppingen spürbar
Der Warnstreik wird auch in vielen anderen Kommunen spürbar sein. Mitarbeitende der Crailsheimer Stadtverwaltung (Kreis Schwäbisch Hall) haben angekündigt, die Arbeit niederzulegen. Mehrere Kitas bleiben geschlossen.
Auch in Eppingen (Kreis Heilbronn) kann es innerhalb der Stadtverwaltung und allen städtischen Einrichtungen zu erheblichen Streikauswirkungen kommen. Betroffen sind den Angaben der Stadt zufolge unter anderem städtische Kitas, der Bauhof und das Rathaus.