Der Bundeskanzler Olaf Scholz besucht anlässlich des 75. Arbeitsjubiläums von Reinhold Würth das Logistikzentrum von Würth.

Olaf Scholz hält Festrede

Kanzler besucht Würth: Festakt zum 75. Arbeitsjubiläum von Reinhold Würth

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Onlinefassung
Luisa Funk
Autor/in
Alexander Dambach

Sein Unternehmen ist seine Leidenschaft. Jetzt feiert der Künzelsauer Reinhold Würth sein 75. Arbeitsjubiläum. Beim Festakt ist auch der Bundeskanzler dabei.

Sein Unternehmen lässt ihn einfach nicht los: Unternehmer Reinhold Würth schaut auch mit 89 Jahren immer noch regelmäßig in seinem Büro am Würth-Stammsitz in Künzelsau-Gaisbach (Hohenlohekreis) vorbei. Am 1. Oktober feiert er sein 75. Arbeitsjubiläum. Bei dem großen Festakt am Dienstagnachmittag ist auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Carmen Würth Forum dabei, der die Festrede halten wird. Zuvor traf der Kanzler Würth-Beschäftigte und schaute sich vor Ort die Logistik an.

Für Reinhold Würth gibt es keinen Ruhestand: Arbeiten als Hobby

Für seinen unternehmerischen Erfolg habe er viel und hart gearbeitet, betonte Reinhold Würth in einem SWR-Interview im vergangenen Jahr. Das Wort "Rente" oder "Ruhestand" existiert für den Milliardär und Kunstsammler nicht. Würth gönnt sich zwar auch Auszeiten, wenn er etwa mit seiner Luxusjacht auf den Weltmeeren umherschippert oder in seiner Villa in Salzburg weilt. Aber selbst von seinem "Boot" aus, wie er es nennt, nimmt er auch während des Urlaubs an Videokonferenzen teil.

Arbeiten war für mich immer mehr Hobby als Pflicht.

Als privater Kunstsammler hat er mit über 20.000 Werken aus rund 500 Jahren Kunstgeschichte eine der größten Sammlungen in Europa aufgebaut. Die Kunst war für den Hohenloher immer ein willkommener Ausgleich zur rationalen Welt des Kaufmanns. Dieses Hobby will er mit der Öffentlichkeit teilen, den Menschen die Faszination von Bildern oder Skulpturen nahebringen. Es gibt deshalb fünf unternehmenseigene Museen, der Eintritt ist frei. Über die gemeinnützige Stiftung Würth engagiert sich der Unternehmer mit seiner Frau Carmen Würth auch sozial, ganz besonders für das Thema Inklusion.

Reinhold Würth (zweiter von links) mit seinen Verkäufern Otto Hempel, Hans Hügel und Artur Herold (1958)
Reinhold Würth (zweiter von links) mit seinen Verkäufern Otto Hempel, Hans Hügel und Artur Herold (1958)

Mit 19 Jahren früh Verantwortung übernommen

Schrauben verkaufen, direkt beim Kunden sein, deren Bedürfnisse genau kennen, das war von Anfang an Reinhold Würths Ding. Im Jahr 1945 hatte Vater Adolf Würth in Künzelsau eine Großhandelsfirma für Schrauben und Muttern gegründet. Der erste Firmensitz war die Künzelsauer Schlossmühle. Auf Wunsch seines Vaters begann Sohn Reinhold im Alter von 14 Jahren eine Lehre zum Großhandelskaufmann. Nach den Vorstellungen seiner Mutter Alma Würth hätte er Lehrer werden sollen. Bereits im Alter von 16 Jahren fuhr er alleine nach Köln und Düsseldorf, um dort neue Kunden zu gewinnen. Der Jugendliche kehrte mit Aufträgen zurück.

Im Jahr 1954 stirbt Adolf Würth plötzlich an einem Herzinfarkt. Mit 19 Jahren stand Reinhold Würth plötzlich an der Spitze eines kleinen Betriebs. Er nahm die Herausforderung an und formte über die Jahrzehnte einen Milliardenkonzern, in dem Schrauben heute nur noch ein Produkt unter vielen anderen sind. Der Würth-Konzern knackte 2023 erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro Umsatz. Weltweit gibt es mittlerweile über 400 Gesellschaften, die in 32 Ländern zum Würth-Imperium gehören.

Es gibt keinen schöneren Beruf als den des Verkäufers.

Adolf Würth mit seinem Sohn Reinhold (ca. 1952 )
Adolf Würth mit seinem Sohn Reinhold (ca. 1952)

Das Diktiergerät ersetzt den Computer

Auf dem schweren Holzschreibtisch in Reinhold Würths Künzelsauer Büro ist bis heute kein PC zu finden, dafür steht aber ein großer Monitor im Raum, der in Echtzeit Umsatz- und Auftragszahlen aus den Würth-Gesellschaften anzeigt. E-Mails tippt der 89-Jährige nicht, er greift lieber regelmäßig zum Diktiergerät. Tausende von Briefen hat er so verfasst. Für Diskussionen sorgten immer mal wieder seine deutlichen Schreiben an die Vertriebsmitarbeitenden, die für reichlich Wirbel sorgten. Würth forderte darin mehr Leistung und Einsatz ein.

Zuletzt hatte sich der Unternehmer im März mit einem fünfseitigen Schreiben an alle Mitarbeitenden in Deutschland gegen die AfD positioniert. Den Menschen in Deutschland gehe es gut, niemand müsse hungern oder frieren, sogar für Urlaube sei viel Geld vorhanden. "Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig", hieß es wörtlich im Schreiben.

Mitarbeit in der Logistik (2018)
Reinhold Würth ist neugierig geblieben und will stets wissen, was im Unternehmen los ist, wie hier im Jahr 2018 in der Logistik.

Enkel arbeiten im Unternehmen

Um die Zukunft des Unternehmens langfristig zu sichern und möglichen Erbstreitigkeiten aus dem Weg zu gehen, hat Reinhold Würth seine Firma schon Ende der 1980er Jahre in mehrere Familienstiftungen überführt. Im Unternehmen sind mittlerweile auch die Enkel Benjamin, Sebastian und Maria Würth aktiv. Reinhold Würth ist nach wie vor Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe. Das ist das höchste Gremium des Konzerns.

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