Weltweit 600.000 Autos betroffen

Rückrufaktion, Sparmaßnahmen, neuer A7: Herausforderungen für Audi in Neckarsulm

Stand
Autor/in
Alexander Dambach

Hunderttausende Audis werden zurückgerufen, Sparmaßnahmen sind unklar, der A7 läuft in Neckarsulm an. Viele Faktoren sorgen für Verunsicherung bei den Audi-Beschäftigten.

Der Autobauer Audi ruft weltweit rund 600.000 Autos zurück - betroffen sind auch Modelle aus Neckarsulm (Kreis Heilbronn). Grund ist ein Problem mit der Software. Derweil hoffen die Mitarbeitenden im Werk Neckarsulm auf zwei neue Verbrennermodelle, die eine Wende bei der Auslastung des Neckarsulmer Werks bringen. Dort stehen Ende nächster Woche erst einmal die Werksferien an.

Riesige Rückrufaktion von verschiedenen Audi-Modellen

Bevor es am Standort Neckarsulm mit dem neuen A7 losgeht, werden mehrere hunderttausende Audi-Modelle zurückgerufen. 600.000 Autos benötigen eine neue Software. Dadurch sollen Probleme mit dem Abgasrückführungssystem (AGR) behoben sowie illegale Abschalteinrichtungen entfernt werden.

Der erste Rückruf betrifft weltweit 262.264 Fahrzeuge der Modelle A4, A5, A6, A7, A8 sowie der SUV-Baureihen Q5 und Q7 aus den Jahren 2010 bis 2017. Bei diesen Fahrzeugen entspricht das AGR nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Juli 2022 nicht den EU-Vorschriften und muss überarbeitet werden. Insbesondere die Abgasreduzierung durch ein sogenanntes Thermofenster ist unzulässig und erfordert eine Korrektur.

Allein in Deutschland rund 180.000 Autos betroffen

In Deutschland sind nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 50.713 Fahrzeuge von diesem Rückruf betroffen. Ein Software-Update für die Motorsteurerung soll das Problem beheben. Alle Halter betroffener Fahrzeuge werden über das KBA informiert.

Bei einem weiteren Rückruf muss Audi weltweit 342.179 Fahrzeuge der Baureihen A4, A6 und A8 aus den Baujahren 2005 bis 2010 in die Werkstätten zurückrufen. Bei diesen Modellen müssen unzulässige Abschalteinrichtungen entfernt werden. In Deutschland sind 128.959 Fahrzeuge von diesem Rückruf betroffen. Auch für dieses Problem wird ein Software-Update für die Motorsteuerung aufgespielt. Falls erforderlich, müssen zusätzlich Arbeiten an weiteren Bauteilen vorgenommen werden.

Hoffnung auf neuen Modellanlauf

Derweil bleibt im Neckarsulmer Werk die Hoffnung auf neue Modelle: Erst kam im Herbst der neue A5, im kommenden Jahr geht es mit dem neuen A7 weiter. Seit November wird im Werk im Drei-Schichtbetrieb gearbeitet. Das heißt, es gibt auch wieder Nachtschichten. Nach SWR-Informationen sind im Werk auch wieder Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter beschäftigt. Vor einem Jahr hatten dort mehrere hundert ihre Jobs verloren. Man nutze Zeitarbeit, um Bedarfsspitzen abzudecken, hieß es damals.

Wir sind im Drei-Schichtbetrieb in allen Bereichen. Das ist auch eine gute Information für die Mitarbeitenden hier am Standort und auch für die Region.

Das Audi-Werk in Neckarsulm
Der Anlauf des neuen A7 soll ab Januar die Auslastung im Neckarsulmer Werk steigern.

Stimmung bei Mitarbeitenden: Zuversicht und Unsicherheit

Die Zuspitzung des Konflikts bei der Konzernmutter Volkswagen in den vergangenen Wochen und die geplanten Einsparungen bei Audi werden auch in den Werkshallen intensiv diskutiert. Das Stimmungsbild bei den Audi-Beschäftigten ist gemischt. Manche blicken mit Zuversicht in die nächsten Monate, einige sind skeptisch, wie sich der Automobilsektor generell entwickelt.

"Die Stimmung ist schon getrübt, aber noch relativ gut", meint ein Audi-Mitarbeiter. Eine Audi-Beschäftigte kann schon verstehen, dass das Audi-Management den Autobauer schneller und effizienter machen möchte. "Kosten sind ein großer Faktor", so ihr Eindruck. Eine andere Frau meint, es gebe vor allem bei den jungen Beschäftigten auch Angst, wie es in Zukunft weitergeht.

Wir arbeiten ja gerade sieben Tage die Woche fast 24 Stunden durch. Die Auftragslage ist scheinbar gut.

Zwischen den Jahren wird am Standort Neckarsulm gearbeitet

Vom 20. Dezember bis zum 6. Januar stehen in Neckarsulm jetzt erstmal die Werksferien an. Das heißt aber nicht, dass im Werk nichts passiert. Maschinen werden gewartet und der neue Anlauf des Modells A7 wird weiter vorbereitet. Werkleiter Fred Schulze geht daher mit einem guten Gefühl in die nächsten Wochen und ins neue Jahr.

Es wird viel diskutiert. Ich schaue positiv in die Zukunft. Wir bereiten uns auf den A7-Anlauf vor. Und das bringt natürlich auch zusätzliche Fahrzeuge und damit auch eine stabile Auslastung im Jahr 2025 für den Standort Neckarsulm.

Konkreter Sparkurs bei Audi noch unklar

Die Krise beim Autobauer Audi stand jüngst auch im Mittelpunkt der letzten Betriebsversammlung in diesem Jahr. Die Betriebsräte fordern Klarheit über die geplanten Sparmaßnahmen. Wo Audi genau Einschnitte plant, darüber schweigt sich das Unternehmen bislang aus. Fest steht: Die Beschäftigungsgarantie bis 2029 ist bislang nicht angetastet worden. Zu den aktuell laufenden Gesprächen zwischen Audi-Spitze und Betriebsrat äußert sich der Neckarsulmer Werkleiter nicht. Im Audi-Werk Neckarsulm arbeiten derzeit fast 15.500 Mitarbeitende.

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