Die steigenden CO2-Preise könnten verheerend sein, sagte der Präsident des deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied aus Eberstadt (Kreis Heilbronn), am Mittwochabend im ZDF. Er schlägt auch deshalb Alarm, weil im Bundeshaushalt für 2024 unter anderem die Subventionen für Dieselkraftstoff in der Agrarwirtschaft wegfallen sollen. Ebenso könnten Strom- und Gaspreise steigen. Auch Passanten in Bad Rappenau (Kreis Heilbronn) sind wenig begeistert von den Sparmaßnahmen nach dem Haushaltskompromiss in Berlin.
Strom steigt mehr als Gas
Die geplanten Sparmaßnahmen der Ampel könnten sich voraussichtlich stärker auf die Strom- als auf die Gaspreise auswirken, das vermutet Thomas Deeg von den Stadtwerken Schwäbisch Hall. Das liege an den gestrichenen Zuschüssen im Strombereich. Die Gaspreise würden durch die erhöhte CO2-Abgabe nicht so stark ansteigen. Bei Heizgas sind das keine 20 Euro im Jahr.
Beim Strom fällt die Förderung der Übertragungsnetzbetreiber Entgelte weg. Die Höhe ist derzeit jedoch noch nicht zu beziffern. So kann es laut dem Experten durchaus sein, dass der Preis um zwei Cent pro Kilowattstunde steigt - und das wären immerhin etwa 70 Euro pro Jahr für Verbraucherinnen und Verbraucher.
Nachfrage nach Öl derzeit sehr hoch
Wer mit Gas oder Öl heizt, wird ebenso tiefer in die Tasche greifen müssen. Deshalb ist die Öl-Nachfrage vor der Erhöhung groß, teilt der Öhringer Energielieferant Edi Hohenlohe (Hohenlohekreis) mit. Geschäftsführer Roland Weissert kritisiert zugleich die Pläne der Ampel.
Preissteigerungen werden kaum spürbar sein
Die Sparpläne der Bundesregierung im kommenden Haushalt werden vor allem die Verbraucherinnen und Verbraucher bezahlen, sagt Stephan Rüschen, Professor für Handel an der DHBW Heilbronn.
So werden die Verbrauchenden nicht sofort den einen großen Effekt sehen, dass also plötzlich die Inflation um fünf Prozent hochgeht, schätzt Rüschen die Lage ein. Vielleicht sei die Erhöhungen gar nicht richtig zu spüren, da die Inflation im Moment sehr hoch ist. Deshalb wird ein Inflationsschub von ein bis zwei Prozent kaum bemerkbar sein. Aber dennoch liegt der Verlust der Kaufkraft in Milliardenhöhe.
Unmut über die vielen Preissteigerungen in Bad Rappenau
Am Tag nach dem Kompromiss macht sich auch bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in Bad Rappenau Unmut breit - so zumindest der Tenor bei einer nicht-repräsentativen SWR-Umfrage. Im kommenden Jahr soll es an vielen Stellen spürbar teurer werden: für die junge Mutter Tjorven Wennes ein großes Ärgernis, erzählt sie. Man müsse schauen, wie man sich das noch leisten kann, vor allem die Rentnerinnen und Rentner. Aber Alleinerziehende werden es schwer haben, mutmaßt sie, denn: Wo soll das Geld herkommen?
Auch andere Befragte aus Bad Rappenau glauben, dass es für viele Menschen im nächsten Jahr eng werden wird, da die Löhne nicht steigen. Passant Helmut Schneider hat Verständnis für die Politikerinnen und Politiker, denn er weiß: Egal wer jetzt an der Macht ist, sie haben alle die gleichen Probleme. Man kann einfach nicht mehr ausgeben, als man einnimmt und die Einnahmen sind auch überall schlechter.
Werden Lebensmittel teurer?
Wie sich die höheren Kosten auf die Lebensmittelpreise auswirken, bleibt abzuwarten. Vor mehreren Wochen warnten bereits Speditionen davor, dass die CO2-basierte Mauterhöhung zu höheren Kosten für Verbraucher führt. Die Lkw-Maut stieg in Deutschland zum 1. Dezember um 200 Euro pro Tonne CO2, was den Warentransport verteuert.
Der Spediteur Roland Rüdinger aus Krautheim (Hohenlohekreis) wird diese Kosten wohl an seine Kunden weitergeben. Er rechnet mit rund zehn Prozent Mehrkosten für seine Kunden.
CO2-Emissionen werden teurer für Transportgewerbe Lkw-Maut wird erhöht: Bezahlen Verbraucher die Rechnung?
Die Lkw-Maut steigt in Deutschland zum 1. Dezember um 200 Euro pro Tonne CO2. Ein Krautheimer Spediteur wird diese Kosten wohl an seine Kunden weiter geben.
Politik will Anreize schaffen im Straßengüterverkehr
Bei Produkten für Konsumenten geht Rüdinger von einer Preissteigerungen zwischen einem halben und zwei Prozent aus.
Die höheren Maut-Gebühren sollen die Anreize vergrößern, auf andere Antriebe umzusteigen. So will die Bundesregierung, dass zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bis 2030 ein Drittel der gefahrenen Kilometer im schweren Straßengüterfernverkehr elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe gefahren werden. Die Erhöhung kommt jedoch wirtschaftlich gesehen zur falschen Zeit, so Rüdinger weiter.