Von Bürgern für Bürger - das war der Plan in Niedernhall (Hohenlohekreis). Ein Seniorenzentrum in genossenschaftlicher Hand, betrieben durch den Arbeiter-Samariter-Bund Heilbronn-Franken (ASB). Die Genossenschaft für den Bau der Gebäude stand kurz vor der Gründung. Doch dann kam die Absage: Der ASB will das Seniorenzentrum nicht betreiben. Damit ist der wichtigste Projektpartner ausgestiegen. Als Begründung nennt der ASB ein Problem, welches nicht nur in Niedernhall die Pflege betrifft: den großen Personalmangel.
Der Niedernhaller Bürgermeister Achim Beck (parteilos) bedauert den Rückzug des ASB. Aber das Projekt liege jetzt erst einmal in der Schublade und könne jederzeit wieder herausgeholt werden.
Fehlende Pflegekräfte stehen wachsendem Bedarf gegenüber
Niedernhall ist bei weitem kein Einzelfall. Immer wieder stehen Projekte auf der Kippe oder können nicht betrieben werden. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise das Seniorenzentrum St. Hannah in Tauberbischofsheim-Distelhausen (Main-Tauber-Kreis) geschlossen. Betroffen waren 26 Menschen in der stationären Pflege. Als Grund nannte die Betreiberin BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier) auch Personalmangel. Der ASB teilte auf SWR-Anfrage mit, dass in den vergangenen fünf Jahren eine Einrichtung geschlossen wurde.
Anzahl der Pflegeheime in 20 Jahren verdoppelt
In Baden-Württemberg ist die Anzahl an Pflegeheimen in den vergangenen 20 Jahren deutlich angestiegen. Laut Statistischem Landesamt gab es im Land 1999 rund 956 Pflegeheime, 2021 waren es 2.013. Analog dazu ist auch die Anzahl der verfügbaren Plätze in Pflegeheimen deutlich gestiegen, auf knapp 110.000 Plätze (2021). Aber auch die Anforderungen an die Pflege sind höher, weshalb der Zuwachs an Pflegepersonal nicht den Bedarf im Land deckt.
Mit Blick auf den demografischen Wandel und den damit weiter steigenden Pflegebedarf sind Beispiele wie Niedernhall nur die Vorboten eines größer werdenden Problems in der Versorgung von Pflegebedürftigen.