"Der Beruf des Hausarztes hat sich stark verändert"

Wenn der Landarzt in Ruhestand geht

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Nach über vier Jahrzehnten übergibt Manfred Frenzel seine sieben Praxen an einen Nachfolger. Auch in Ellhofen sorgte er dafür, dass die Gemeinde weiter einen Hausarzt hat.

Anfang der 80er fuhr Manfred Frenzel als junger Arzt mit Golf und Hupe durchs Bottwartal zu seinen Notarzteinsätzen. Seitdem hat sich viel verändert. Doch auch heute noch näht er kurzerhand beim Hausbesuch eine Platzwunde, wenn es dem Patienten den Krankenwagen erspart. Frenzel hat den medizinischen Verbund Bottwar (MVB) aufgebaut, hat rund 90 Beschäftigte. Mittlerweile ist er 71 und will nun kürzer treten, mehr Zeit für Frau und Enkel haben. Für seine Verdienste hat Frenzel am Samstag die Staufermedaille verliehen bekommen.

Frenzel: "Der Beruf des Hausarztes hat sich stark verändert"

Frenzel ist einer vom alten Schlag. Ein Hausarzt mit 60 Stundenwoche, der im Ort lebt und sich selbst als Freund der Familie sieht. Dieses Leben mit eigener Praxis sei für den Nachwuchs nicht mehr attraktiv, sagt er. In Teilzeit schon gar nicht leistbar. Er ärgert sich über die Zunahme an Bürokratie und Regressforderungen der Krankenkassen, auf denen er als Vollhafter oft sitzen bleibe.

Junge Ärzte und Ärztinnen arbeiteten da lieber als Angestellte. Sie seien zudem weniger an den Ort der Praxis gebunden. Ein Arzt, der gemeinsam mit seinen Patienten alt wird, werde in Zukunft seltener, prognostiziert Frenzel.

Rettung für Ellhofen

Auch in Ellhofen (Kreis Heilbronn) wurde lange ein Hausarzt gesucht, die Gemeinde lobte sogar 5.000 Euro Finderlohn aus. Frenzel gründete eine Zweigstelle und schloss sie an die Zentralverwaltung seiner Praxen mit Sitz in Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg) an. So konnte eine angestellte Ärztin die Versorgungslücke in Ellhofen schließen.

Hausarzt Manfred Frenzel geht mit 71 Jahren in den Ruhestand.
Hausarzt Manfred Frenzel geht mit 71 Jahren in den Ruhestand.

Die Patienten haben weniger Geduld

Nicht nur die Ansprüche der Ärztinnen und Ärzte haben sich verändert. Wenn jemand einen Termin habe und trotzdem länger im Wartezimmer warten müsse, fehle häufig das Verständnis, beklagt Frenzel. Denn er spiele im Behandlungszimmer ja nicht Karten mit dem Patienten, sondern löse ein Problem. Die Menschen seien nicht mehr bereit, ihre eigene Zeit zugunsten eines anderen zu opfern, der vielleicht gerade dringend Hilfe brauche.

Am 1. Juli hat Marcus Michna den MVB mit seinen Praxen in Oberstenfeld, Kirchheim, Ingersheim (jeweils Kreis Ludwigsburg), Allmersbach im Tal, Aspach (beide Rems-Murr-Kreis), Beilstein und Ellhofen (beide Kreis Heilbronn) übernommen. Frenzel ist voll des Lobes, er sei froh einen so guten Nachfolger gefunden zu haben.

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