Trotz langem und harten Arbeitsleben als Dreh- und Angelpunkt der Familie auf dem Hof ist die persönliche soziale Absicherung von Frauen in der Landwirtschaft oft schlecht. Der LandFrauenverband Württemberg-Baden versucht unter anderem mit Seminaren wie "Vo(r)m Standesamt zum Notar" gegenzusteuern. Beratung ist wichtig, denn oft setzen sich die Einkünfte der Frauen im Alter aus ganz verschiedenen Quellen zusammen. Die Zahlungen aus der gesetzlichen Landwirtschaftlichen Alterskasse machen oft nur einen kleinen Teil aus.
So ist es auch bei Gisela Hartmann aus Forchtenberg-Sindringen (Hohenlohekreis). Die 60-Jährige übernimmt morgens und abends das Melken, kocht für acht Personen, kümmert sich um die Enkel und pflegt die Schwiegermutter. "Von einer 40-Stunden-Woche kannst du dich da ganz schnell verabschieden", sagt sie. Als Metzgereifachverkäuferin und Betriebspflegerin hat sie in die gesetzliche Rente eingezahlt, dazu kommt etwas Mütterrente. Wenn sie und ihr Mann den Hof übergeben, können sie dort wohnen bleiben. Dazu käme noch die Altenteil-Zahlung des Hofnachfolgers. Außerdem hat sie privat in eine Versicherung eingezahlt. Gemessen am Arbeitseinsatz sei das alles zusammen aber eher mau im Vergleich zur freien Wirtschaft, resümiert sie. Ausgleich zum Stress im Alltag bietet ihr das Trommeln afrikanischer Rhythmen auf der Djembe.
Studie: Altersvorsorge bei Frauen in der Landwirtschaft mangelhaft
Dass die Rente einiger Frauen auf den Höfen so niedrig ausfällt, liegt manchmal an einem Steuersparmodell. Dabei werden Angehörige, die im Betrieb mithelfen, als Minijobber statt regulär angestellt, um Sozialversicherungsbeiträge zu sparen. Ein weiterer Grund ist, dass lieber in Anschaffungen für den Betrieb als in die Altersvorsorge investiert wird. "Muss es immer der größte Traktor sein, um dann an der Altersvorsorge sparen zu müssen?", fasste es die zweite Vize-Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes, Christine Reitelshöfer, Anfang des Jahres zusammen.
Eine Studie des Johann Heinrich von Thünen-Instituts ergab, dass 17 Prozent der befragten Frauen nur das Altenteil als Mittel zur Alterssicherung haben. Ein Drittel schätzt die eigene Vorsorge als nicht ausreichend ein. Beim LandFrauenverband Württemberg-Baden ist das Problem laut Landesgeschäftsführerin Beate Krieg bekannt. Seit Jahren werde versucht aufzuklären und zu beraten, zum Beispiel gemeinsam mit der Heimvolkshochschule Hohebuch in Waldenburg (Hohenlohekreis).
Seit vergangenem Jahr gibt es zudem das Projekt "Starke Frauen - starkes Land", welches über die Beratung zur sozialen Absicherung auch Wege aufzeigt, wie sich die Frauen ein Stück Entlastung verschaffen können. Dieses Jahr soll es weitere Seminare geben. Denn es sei für die Frauen notwendig und wichtig, schon früh Schritte zur Altersvorsorge anzugehen, sagte die Präsidentin des LandFrauenverbands Württemberg-Baden, Marie-Luise Linckh, dem SWR. Von den Seminaren profitierten auch LandFrauen, die nicht in der Landwirtschaft tätig sind.
Früh die Weichen stellen
Früh angefangen hat zum Beispiel Andrea Specht aus Zweiflingen-Orendelsall (Hohenlohekreis). Als 1989 die Schwiegermutter in spe stirbt, hilft sie den Schwestern des Freundes beim Ausfahren der Eier. Kurz darauf folgen Hochzeit und das erste Kind. Ihr Mann übernimmt die Arbeit mit den großen landwirtschaftlichen Maschinen, sie baut eine Nudelteig-Produktion auf. Teile des Gewinns aus dieser fließen in ihre private Altersvorsorge. Dazu kommen unter anderem noch rund 500 Euro Anwartschaft aus den Erziehungszeiten.
Danuta Gutheiß und ihr Mann haben in Dörzbach einen Betrieb für befruchtete Puteneier aufgebaut. Danutas gesetzliche Rente wäre in etwa 500 Euro monatlich, deshalb hat das Paar breit in Aktien und Fonds fürs Alter investiert. Dazu kommt die Immobilie, rechnet Gutheiß vor. Zwar hat das Paar dank Mitarbeitern etwas mehr Freizeit, die Work-Life-Balance sei trotzdem ein Problem, schildert Danuta: "Hof, Büro, Familie, alles ist eins." Dazu kommt, dass auch sie sich mit um ihre Eltern kümmert.