Im Jahr 2023 ist in Baden-Württemberg fast jeder zweite Fahrschüler durch die theoretische Prüfung gefallen. Bei der praktischen Prüfung waren es über 29 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler. Die Firma Veigel Automotive aus Öhringen (Hohenlohekreis) möchte das nun mit einer Lernplattform ändern, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Seit Januar ist sie auf dem Markt. Zurzeit wird jede Woche eine neue Fahrschule damit ausgestattet, auch die des Öhringer Fahrlehrers Achim Michelfelder.
Viele wollen zwar den Führerschein haben, sind aber nicht gewillt zu lernen. Mit der neuen App und dem spielerischen Ansatz erhoffe ich mir einfach, dass die jungen Leute dranbleiben und die Durchfallquote sinkt.
Künstliche Intelligenz analysiert Fahrverhalten
Im Mittelpunkt steht eine App, die Mithilfe von KI das Fahrverhalten und die Fehler analysiert. Zuerst üben die Fahrschülerinnen und Fahrschüler an einem Fahrsimulator. Eine Künstliche Intelligenz protokolliert das Fahrverhalten und erkennt dann die Problemfelder. Daraufhin werden die Übungen angepasst.
Ähnlich ist es bei den Praxis-Fahrstunden: Acht Kameras am Auto erfassen die Fahrt. Machen die Führerscheinanwärter einen Fehler, kann der Fahrlehrer oder die Fahrlehrerin ihn per Knopfdruck melden. In der dazugehörigen App können sich die Fahrschülerinnen und Fahrschüler danach das Video und mögliche Übungen anschauen. "So können die Fehler, die in der Praxis passiert sind, mit einem Lernmodul aus der Theorie verknüpft werden", sagt Jann Swyter, Geschäftsführer von Veigel Automotive.

Lernplattform geht gezielt auf Stärken und Schwächen ein
Großer Vorteil der Lernplattform ist, dass die Fahrschülerinnen und Fahrschüler individuell und stetig analysiert werden, sodass der Fahrlehrer oder die Fahrlehrerin nach der Fahrt genau auf die Stärken und Schwächen eingehen kann. "Die Fahrstunden sind so viel gezielter", resümiert Fahrlehrer Achim Michelfelder aus Öhringen, der die Plattform seit einigen Wochen nutzt. Laut Swyter hätten Tests bestätigt, dass dadurch viel schneller Lernerfolge eintreten und die Durchfallquote sinkt. Fahrschülerin Lilli kann das bestätigen.
Dank der App kann ich die Fehler viel besser nachvollziehen und man lernt schneller.
Lernplattform bietet auch für Fahrschulen Vorteile
Fallen die Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer spontan aus, können sich Ersatzkollegen und -kolleginnen auf der Plattform schnell einen Überblick über den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler verschaffen. Mittelfristig sollen in Deutschland rund 500.000 von insgesamt 1,6 Millionen Fahrschülerinnen und Fahrschülern erreicht werden. Durch das Kamerasystem würde in Zukunft auch die Möglichkeit bestehen, dass Fahrprüferinnen und Fahrprüfer nicht mehr im Wagen sitzen, sondern stattdessen die Fahrt online verfolgen.