Bad Mergentheim, Öhringen, Schwäbisch Hall und Co. berichten

Hohe Mieten, viel Leerstand: Wie geht es den Innenstädten?

Stand
Autor/in
Juliane Pyper

Wie ist die momentane Situation in den Innenstädten in Heilbronn-Franken? Einige verlieren an Attraktivität, in anderen scheint es besser zu laufen. Ein Blick in die Region.

Die Innenstädte von mittelgroßen Städten in Heilbronn-Franken stehen derzeit vor einigen Herausforderungen. Dazu zählen hohe Mietpreise für Ladenflächen, die zu mehr Leerstand führen, wodurch weniger Menschen in die Innenstädte kommen. Zudem möchten manche Innenstädte teilweise autofrei werden, was für einige ein Plus an Attraktivität bedeutet, für andere die Erreichbarkeit der Innenstadt allerdings erschwert.

In diesen Orten läuft es gut

In Heilbronn schließt im Sommer das Modehaus Palm und die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ist insolvent und steht möglicherweise auch vor dem Aus. Bereits jetzt stehen einige Geschäfte in der Heilbronner Innenstadt leer und die Zahl der Einkaufsmöglichkeiten droht weiter zu schrumpfen.

In Öhringen (Hohenlohekreis) sieht das anders aus: Dort gebe es keine relevanten Leerstände, teilt Anna-Maria Dietz vom Stadtmarketing Verein "Öhringen. Lieblingsstadt. e.V." auf SWR-Anfrage mit. In der Innenstadt würden momentan lediglich drei Einzelhandelsflächen leer stehen. Es würden derzeit einige Anfragen für diese Flächen eingehen und man zeige sich zuversichtlich, dass dort bald wieder Geschäfte entstehen.

Öhringen hat mit seiner historischen Innenstadtstruktur gute Chancen, weiterhin für besonders individuelle Angebote attraktiv zu sein.

Um Öhringen attraktiv zu halten, müsse es einen "Mix aus unterschiedlichen Besuchsgründen für die Innenstadt" geben, zu der auch ein gastronomisches Angebot gehöre, so Dietz weiter.

Auch in Künzelsau (Hohenlohekreis) zeigt man sich zufrieden mit der momentanen Situation: Die Innenstadt sei immer noch belebt und attraktiv, sagt Matthias Uebele, erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft "KÜN aktiv e. V.". Es gebe keinen übermäßigen Leerstand wie im Vergleich zu anderen Städten. Im unteren Stadtbereich gebe es momentan zwei leere Ladenflächen direkt nebeneinander. Hierfür würden Werbegemeinschaft und Stadtverwaltung gemeinsam intensiv nach Nachfolgern suchen.

Herausforderungen in Bad Mergentheim und Schwäbisch Hall

Ein Blick in die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises: In Bad Mergentheim gebe es in der A-Lage am Marktplatz und in der Fußgängerzone Burgstraße derzeit drei Leerstände, teilt der Pressesprecher der Stadt Carsten Müller auf SWR-Anfrage mit. Im vergangenen Jahr hat das Modehaus Kuhn geschlossen, fand aber mit dem Modehaus Zinser einen sofortigen Nachfolger. In den Randbereichen der Innenstadt gebe es aber deutlich mehr leere Ladenflächen.

Verschiedene Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass die Innenstadt attraktiv bleibt: Die erste Stunde parken Besucherinnen und Besucher in den Parkhäusern kostenlos und größere Veranstaltungen und Aktionen sollen Menschen in die Innenstadt locken. 2022 gab es beispielsweise die Aktion "Dino City", bei der man per Smartphone riesige Saurier im Stadtbild zum Leben erwecken konnte. Die Aktion schaffte es beim Stadtmarketing-Preis Baden-Württemberg auf Platz sechs.

Zudem gibt es einen städtischen Neugründerbonus für Geschäftsgründungen von bis zu 1.500 Euro für jede Gründerin und jeden Gründer. Bereits sieben Geschäftsneugründungen wurden damit seit Einführung 2021 unterstützt.

Mehr oder weniger Attraktivität durch autofreie Altstädte?

Außerdem soll in Bad Mergentheim die Aufenthaltsqualität verbessert werden, indem die Altstadt teilweise autofrei und eine neue "City-Möblierung" angeschafft wurde. In diesem Jahr soll auch der Gänsmarkt gestaltet werden. "Langfristig wird Bad Mergentheim von der Landesgartenschau 2034 profitieren", so Müller weiter. Die Konzeption beinhalte unter anderem die Sanierung und Aufwertung der Fußgängerzone.

Neugestaltung des Gänsmarktes
Neu gestalteter Gänsmarkt: Bequeme Sitzgelegenheiten und Schatten spendende Bäume inklusive Bewässerungssystem sollen für mehr Aufenthaltsqualität sorgen.

Eine autofreie Innenstadt sieht der Vorsitzende der Bad Mergentheimer "City Gemeinschaft", Hans-Joachim Kuhn, eher kritisch, denn dadurch würden noch weniger Leute in die Innenstadt kommen. Der ÖPNV sei nicht gut genug ausgebaut, vor allem in den umliegenden kleineren Orten, wodurch die Leute nicht einfach mit dem Bus nach Bad Mergentheim in die Innenstadt kommen würden, so Kuhn. Es gebe auch zu wenige Parkplätze vor den Geschäften, weshalb es vor allem für ältere Menschen schwerer werde, die Innenstadt zu erreichen.

Auch Schwäbisch Hall und Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) testen autofreie Fußgängerzonen. In Schwäbisch Hall gab es im vergangenen Jahr eine Testphase für eine autofreie Altstadt. Diese würde noch ausgewertet werden, um dann zu entscheiden, ob es zukünftig teilweise autofrei weitergeht. In Crailsheim wird es von April bis Juli eine temporäre Fußgängerzone geben, wodurch die Innenstadt attraktiver und der Handel gestärkt werden soll.

So oder so ähnlich könnte die "temporäre Fußgängerzone" in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) aussehen. Solche Visualisierungen sollen dabei helfen, sich das Projekt besser vorstellen zu können.
So oder so ähnlich könnte die "temporäre Fußgängerzone" in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) aussehen. Solche Visualisierungen sollen dabei helfen, sich das Projekt besser vorstellen zu können.

Neues Marketingkonzept soll Schwäbisch Haller Altstadt beleben

Schwäbisch Hall hat ähnliche Probleme: Viel Leerstand und einige unattraktivere Geschäfte, die kaum Laufkundschaft anziehen. Es gebe inzwischen viele Geschäfte, in denen Dienstleistungen angeboten werden, wie etwa Friseursalons und Barbershops, sagt Jessica Kettner von der Handelsvereinigung "Schwäbisch Hall aktiv e.V.". Es würde zum Großteil nur noch das in der Innenstadt angeboten werden, was die Menschen nicht im Internet kaufen können. Die Stadtverwaltung habe keinen Einfluss auf die Leerstände. Viele Objekte würden leer stehen, da die Mieten zu hoch angesetzt seien, so Kettner weiter. Die Handelsvereinigung und die Stadt würden derzeit ein neues Marketingkonzept entwickeln, um die Altstadt mehr zu bewerben und die Aufenthaltsqualität zu steigern.

"Jagstbummel" in Crailsheim

Auch die Crailsheimer Altstadt leide unter dem Trend zum Online-Shopping, sagt Christian Herse, stellvertretender Ressortleiter Digitales und Kommunikation der Stadt Crailsheim. Dem will die Stadt mit dem Projekt "Jagstbummel" entgegenwirken. Die Idee dahinter: Die Stadt mietet ein Geschäft an und bietet dieses zeitlich befristet interessierten Partnern an, so Herse. Ein Ergebnis dieses Projektes war beispielsweise die "Galerie Jetzt!".

Im letzten Quartal 2023 konnte so mit der "Galerie Jetzt!" ein Raum für Kultur- und Kunstfreunde geschaffen werden, der sich großer Beliebtheit erfreute.

Kommende Woche werde dort ein neuer Pop-up-Store eröffnen. "Der Stadtmarketing-Verein und die Stadtverwaltung haben sich zum Ziel gesetzt, aktiv gemeinsam gegen Leerstände vorzugehen und eine weitere negative Entwicklung hervorgerufen beispielsweise durch altersbedingte Geschäftsaufgaben, möglichst zu verhindern", so Herse weiter. Auch mit Immobilienbesitzern werde erörtert, wie ihre Objekte für den Einzelhandel attraktiver werden könnten.

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