In Heilbronn ist der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund einer der höchsten in Baden-Württemberg. Etwa ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner besitzt keinen deutschen Pass. Dass gerade diese Gruppe besonders stark von Armut bedroht ist, ging schon 2019 aus dem Integrationsbericht der Stadt hervor. Nun sind laut Angaben des aktuellen Arbeitsmarktberichts über die Hälfte der Arbeitslosen in Heilbronn Ausländer.
Ein zentraler Grund hierfür seien unzureichende Deutschkenntnisse, die trotz derzeitigen Arbeitskräftemangels zu einer Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt geworden sind, erklärt Manfred Grab, Vorsitzender der Heilbronner Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit. Doch viele würden die Integrationskurse nicht nutzen.
Heutiger Arbeitsmarkt erfordert neue Kompetenzen
Als in den 1960er- und 70er-Jahren zahlreiche Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter nach Heilbronn kamen, konnten viele ohne vertiefte Sprachkenntnisse leicht einen Job finden. Doch mit dem Wandel des Arbeitsmarktes hin zum Dienstleistungssektor ist die Weiterbildung immer wichtiger geworden, erklärt Grab. Dass dafür inzwischen aber gute Sprachkompetenzen zwingend erforderlich sind, wurde auf der Heilbronner Bildungsmesse Ende April deutlich.
Trotz des mutmaßlich hohen Anteils von Menschen ohne deutschen Pass in bedeutsamen Firmen der Region Heilbronn-Franken, betonen mehrere Arbeitgeber auf der Messe die Bedeutung deutscher Sprachkenntnisse für den Erhalt eines Ausbildungsplatzes. Sowohl Grab als auch die befragten Arbeitgeber bestreiten, dass dahinter eine Diskriminierung aufgrund der Herkunft steckt.
Jede Firma sei froh, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die der Qualifikation entsprechen. Da spiele es keine Rolle, was für eine Nationalität der- oder diejenige habe, so Grab.
Chancengleichheit nur durch Deutschkenntnisse
Ausländische Bewerberinnen und Bewerber müssten mindestens ein Sprachniveau B2 erreichen, um bei der Job- und Ausbildungssuche mit deutschen Muttersprachlern effektiv gleichgestellt zu werden. Das geht aus dem Integrationsbericht der Stadt Heilbronn hervor. Auch Studierende haben es nicht immer leichter.
So muss etwa Shah Fahad, ein 25-jähriger Student aus Pakistan, der seit einem Jahr in Heilbronn lebt, zunächst das Sprachniveau C1 nachweisen, um Medizin in Deutschland studieren zu dürfen, erzählt er. Zwar habe er sich in der Zwischenzeit bei mehreren Firmen beworben, habe aber wegen unzureichender Deutschkenntnisse bislang nur Absagen bekommen. Der Integrationswille sei aber da, so Shah. Deshalb besuche er auch gerne den Integrationskurs B1, der ihm vom Jobcenter angeboten wurde.
Integrationsmöglichkeiten sind vorhanden, aber Anreize fehlen
Ob in Kindergärten, später in sogenannten VABO-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen) oder bei Integrationskursen: Heilbronner Ausländer aller Altersgruppen haben mehrere kostenlose und leicht zugängliche Möglichkeiten, um die Deutschkenntnisse zu erwerben, die für eine Ausbildung oder einen qualifizierenden Schulabschluss erforderlich sind.
Warum die Quote an ausländischen Arbeitslosen in der Stadt trotzdem so hoch bleibt, kann Grab nur vermuten. Obwohl die meisten solche Möglichkeiten nutzen, sei für ihn fraglich, ob vor allem diejenigen, die noch nicht wissen, ob sie in Deutschland bleiben werden, bereit sind, ihre Zeit in einen aufwendigen Integrationsprozess zu investieren. Die fehlenden Anreize durch die Politik würden die Situation noch verschärfen, so Grab. Denn zwar sei die Teilnahme an Integrationskursen für ausländische Sozialleistungsempfänger verpflichtend, die weitere Auszahlung der Beiträge sei jedoch an keinen Leistungsnachweis gebunden.
Auch für den Vorsitzenden des Heilbronner Jugendgemeinderats, Maximilian von der Herberg, ist klar, dass die Integration in den Arbeitsmarkt maßgeblich über Bildung und gute Deutschkenntnisse gelingen kann. Dafür sollte die Stadt auf andere Kulturen zugehen, ein gewisser Integrationswille müsse aber vorhanden sein, so von der Herberg.