Der Gedenkegottesdienst eine Woche nach dem Brand der katholischen Kirche in Widdern.

"Wie wenn ein Angehöriger stirbt"

Neben der Ruine: Gedenkgottesdienst nach dem Kirchenbrand in Widdern

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Peter Wedig
Peter Wedig

Ein Gottesdienst im Freien, direkt neben der Brandruine: Für viele der Besuchenden ist es eine Trauerfeier. Noch weiß keiner genau, wie es in Widdern weitergeht.

Eine Woche nach dem Brand der katholischen Kirche in Widdern (Kreis Heilbronn) fand am Samstagabend einen Gedenkgottesdienst statt, auf einer Freifläche direkt neben der Brandruine. Die ist noch mit einem Zaun abgeschirmt, die Ermittlungen zur Brandursache laufen noch. Viele der Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes haben persönliche Erinnerungen an die Kirche St. Josef, haben beim Bau geholfen, sind dort getauft worden oder haben dort geheiratet.

SWR-Reporterin Iris Völlnagel schildert ihre Eindrücke des Gottesdienstes:

Oder sie haben beim Löschen geholfen: Auch Einsatzkräfte der Feuerwehr Widdern sind dabei. Kommandant Patrick Ehrhardt sagt, er bekomme direkt wieder Gänsehaut, wenn er die Brandruine sehe. Das sei dann doch etwas anderes, als wenn man ein Privathaus lösche, erzählt er. Das gilt auch für seine Kollegin Andrea Lustig. Ein komisches Gefühl war es für sie bei dem Brand. Immerhin konnten sie zumindest die umliegenden Gebäude retten, sieht sie es positiv.

Der Gedenkegottesdienst eine Woche nach dem Brand der katholischen Kirche in Widdern.
Der Blick hinter den Zaun: Von der Kirche ist nach dem Brand nur ein Trümmerfeld übrig geblieben.

Die Josefsfigur der Kirche konnte gerettet werden

Geleitet wurde der ökumenische Gottesdienst von Domkapitular Uwe Scharfenecker der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Für ihn sei es jetzt wichtig, Hoffnung zu verbreiten, damit eine solche Situation einen nicht völlig aus der Bahn werfe, sagt er.

Aus jedem Schlimmen, das passiert, kann auch Hoffnung entstehen.

Neben ihm steht die Josefsfigur, die aus der Kirche gerettet werden konnte, auf einem improvisierten Altar unter einem Pavillon. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für so manchen Besuchenden und ein Zeichen, dass es weitergeht.

Der Gedenkegottesdienst eine Woche nach dem Brand der katholischen Kirche in Widdern.
Die Josefsfigur aus der Kirche konnte gerettet werden. Beim Gottesdienst steht sie auf dem improvisierten Altar.

Das Ziel: Die Menschen nicht alleine lassen

Für Pfarrer Gudio Böhmer, Leiter der Seelsorgeeinheit Schöntal (Hohenlohekreis), zu der die katholische Gemeinde in Widdern gehört, ist die zentrale Botschaft des Gottesdienstes, die Menschen nicht alleine zu lassen. Daher sei er froh, dass die Feier in der Form möglich war.

Auch wenn sie für viele einer Trauerfeier gleicht. Einer der Besucher ist Georg Steuerlein. Seit 53 Jahren war er der Organist der Kirche. Der Brand war für ihn, als würde ein Angehöriger sterben, erzählt er. Der Gottesdienst sei wie eine Beerdigung.

Für mich war es wie eine Beerdigung, wie wenn ein Angehöriger stirbt.

Hilfe aus der evangelischen Gemeinde

Bei dem ökumenischen Gottesdienst sind auch viele Angehörige der evangelischen Gemeinde dabei. Es gibt Hilfsangebote, damit die Katholiken deren Räumlichkeiten nutzen können. Beispielsweise Sonntagabends sei voraussichtlich eine gute Möglichkeit, Gottesdienste abhalten zu können, sagt Pfarrer Dirk Nising der evangelischen Gemeinde in Widdern-Unterkessach. Er freue sich auf ein ökumenisches Miteinander, vielleicht entstehe daraus ja sogar etwas ganz Neues, was die Gemeinden in Zukunft noch mehr verbinde.

Brandursache und Wiederaufbau? Noch völlig offen.

Zur Brandursache gibt es noch keine neuen Erkenntnisse, sagt Pfarrer Böhmer. Der Brandgutachter war am Donnerstag vor Ort, jetzt werden die Ergebnisse ausgewertet. Es werde wohl noch zwei bis drei Wochen dauern, bis man Näheres erfahre. Da müsse man jetzt einfach geduldig sein - so sehr es natürlich alle interessiere.

Der Gedenkegottesdienst eine Woche nach dem Brand der katholischen Kirche in Widdern.
Ein Zaun schirmt die Brandruine ab. Wie es weitergeht, wie ein Wiederaufbau aussehen könnte - das ist alles noch offen.

Auch der Zeitplan für einen möglich Wiederaufbau sei noch völlig offen. Richtig zusammensetzen könne man sich da erst, wenn auch die Ferienzeit wieder vorbei sei, sagt Böhmer.

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