In Baden-Württemberg gibt es eine neue Initiative für ein Volksbegehren gegen eine Gender-Pflicht. Der Heidelberger Rechtsanwalt Klaus Hekking sammelt im Internet seit Beginn der Woche Unterschriften.
Nachdem die FDP im Februar im Landtag mit einem Antrag gegen Gendern in öffentlichen Institutionen gescheitert ist, sei nun das Volk an der Reihe, sagte das CDU-Mitglied der "Pforzheimer Zeitung" (Donnerstag). Es gehe nicht darum, das Gendern zu verbieten, aber man wolle eben keinen Zwang. "Wer freiwillig 'gendern' will, kann dies gerne tun", so Hekking in dem Aufruf. "Wir lehnen jedoch entschieden Bestrebungen öffentlicher Institutionen und bestimmter Lobbygruppen ab, den Menschen entgegen ihrem Willen das Gendern aufzunötigen."
"Genderfreie Zonen" in Schulen und Behörden CDU stimmt in Genderfrage gegen FDP-Antrag
Die FDP-Fraktion im Landtag wollte mit einem Antrag gegen das Gendern bestimmte Einrichtungen an gültige Rechtschreibregeln binden. Doch daraus wird vorerst nichts.
Gegen Zwang zum Gendern
In dem Gesetzentwurf im Netz - gerichtet an die "Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg" - heißt es, dass die Landesregierung und die ihr nachgeordneten Behörden sowie alle übrigen Einrichtungen des Landes auf Vorgaben zum Gebrauch geschlechtsneutraler Änderungen und Zusätze verzichten sollen. Zudem dürften Prüfungsleistungen an Universitäten, Hochschulen, Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen nicht deshalb schlechter bewertet oder beurteilt werden, weil sie entsprechend dem Regelwerk der deutschen Rechtschreibung verfasst wurden.
Initiator: Gendern ist "Firlefanz"
Hekking bezeichnete Gendern als "Firlefanz". "Eine Vorgabe, so zu sprechen und zu schreiben, ist ein nicht akzeptabler Eingriff in die Meinungsfreiheit", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er hätte gern, dass das Thema Gendern mit dem Volksbegehren endlich erledigt sei, damit die Regierenden sich um die richtigen Themen kümmern könnten. Seit Montag sei die Seite im Internet, es hätten bereits knapp 1.500 Menschen digital unterschrieben.
Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte sich im Januar in der Gender-Debatte Stellung bezogen. Er hält zum Beispiel nichts vom Gendern im Klassenzimmer. "Die Schulen müssen sich an das halten, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt", so der Ministerpräsident. "Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr." Man solle mit der Sprache lieber kreativer werden, "statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben", so Kretschmann.
WDR-Umfrage zur Gendersprache
Laut einer neuen Umfrage des WDR spielt Gendersprache für fast zwei Drittel der Menschen in Deutschland kaum oder gar keine Rolle - für Frauen wie Männer fast gleichermaßen. Die Ablehnung sei der Rundfunkanstalt zufolge in den vergangenen Jahren sogar leicht angestiegen. Jüngere Menschen seien dem Thema aber aufgeschlossener.
Allerdings gibt es auch Unterschiede im Blick auf unterschiedliche Ausprägungen der Gendersprache. Doppelnennungen wie "Kolleginnen und Kollegen" seien eher akzeptiert, während Sprechpausen und der Einsatz von Symbolen wie im Wort "Kolleg*innen" mit deutlicher Mehrheit abgelehnt werden.