Blick auf die Innenstadt mit dem Rathausturm in Stuttgart.

Energiekrise wegen des Krieges in der Ukraine

Licht aus in BW: Wie will die Landesregierung Strom sparen?

Stand

Wegen der Energiekrise soll BW Strom sparen, Ministerpräsident Kretschmann hatte an die "Schwarmintelligenz der Bevölkerung" appelliert. Doch was macht eigentlich das Land?

Die Menschen in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland sollen Strom sparen - das beteuerte beispielsweise der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, am vergangenen Sonntag. Und auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte nach dem Gasgipfel Ende Juli im Gespräch mit dem SWR zum Sparen aufgerufen. Das sei nötig, um im Winter nicht in eine Gasmangellage zu rutschen, hatte Kretschmann gesagt und an die "Schwarmintelligenz der Bevölkerung" appelliert.

Der russische Präsident Wladimir Putin habe "einfach mit seinem rabiaten Angriffskrieg auf die Ukraine eine neue Krise ausgelöst". Dieser müsse man sich stellen, betonte Kretschmann:

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Wo wird Strom gespart - und wo nicht?

Doch was bedeutet das konkret für die Menschen in Baden-Württemberg? Klimaanlage aus, Heizung runterdrehen und Stecker ziehen? Ist man jedoch abends in den Innenstädten im Land unterwegs, könnte man sich beim Anblick heller Schaufenster oder beleuchteter Schlösser und Burgen fragen, warum man zuhause sparen sollte, wenn doch vielerorts das Licht noch durchgängig brennt.

SPD-Fraktionschef Andreas Stoch findet, das Land könne mit dem Stromsparen bei den eigenen Gebäuden anfangen. "Gerade wenn wir alle sparen müssen, um gut durch Herbst und Winter zu kommen, ist es eigentlich unverständlich, warum öffentliche Gebäude nachts noch hell erleuchtet sind. Ich halte es für richtig, dass auch das Land mit gutem Beispiel vorangeht."

Sollte die Politik Unternehmen und Verwaltungen zwingen, Energie zu sparen? Die Menschen auf der Königstraße in Stuttgart sind sich nicht einig:

Einsparpotenziale nicht überall genutzt

Eine Arbeitsgruppe der baden-württembergischen Regierung hat zwar bereits einen Katalog zusammengestellt, der Stromsparmaßnahmen für die Beamtinnen und Beamten in der Verwaltung beinhaltet. Doch offenbar will das Land nicht überall sparen, wo es Potenzial gibt.

Ein Beispiel hierfür ist das Neue Schloss in Stuttgart, das nachts noch immer hell erleuchtet ist. Zu Recht, sagte Jörg Krauss (Grüne), Ministerialdirektor im baden-württembergischen Finanzministerium, dem SWR:

"Für uns ist Sicherheit am neuen Schloss ganz wichtig und für alle, die hier spazieren und sich aufhalten auch. Deswegen werden wir das Licht nicht ausschalten."

Bei anderen Gebäuden im Land sieht das laut Krauss anders aus. Man wolle bei zehn Monumenten und Schlössern die Beleuchtung abschalten. "Wir werden auch die Außenbeleuchtung herunterdimmen beziehungsweise die Betriebszeiten verkürzen und das stimmen wir momentan mit den Kommunen vor Ort ab", so Krauss.

Weniger Licht am Stuttgarter Rathaus

So soll das Stuttgarter Rathaus in Zukunft weniger beleuchtet werden. Das hat jedoch die Stadt Stuttgart - und nicht das Land - beschlossen. Denn ohne gesetzliche Vorgabe muss jede Kommune selbst entscheiden, wo und wann die Lichter von Gebäuden ausgehen.

Die Stadt Wertheim (Main-Tauber-Kreis) beispielsweise hat bereits beschlossen, einige Lichter auszuknipsen. So bleiben ab sofort das Rathaus und mehrere Sehenswürdigkeiten unbeleuchtet. In Kürze werde auch die Beleuchtung der Wertheimer Burg abgeschaltet.

Stromsparen nach spanischem Vorbild?

Ein Beispiel, wie ein Plan zum Stromsparen aussehen könnte, zeigt sich in Spanien. Dort hat die Regierung Unternehmen und Verwaltungen Anfang August verpflichtet, Energie zu sparen und ab 22 Uhr die Lichter auszuschalten. Die Landesregierung in Baden-Württemberg sagt, für so ein Gesetz bräuchte es den Bund - der macht aber gerade Sommerpause.

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