Anfang vergangener Woche sorgte der Ravensburger Verlag bundesweit für Schlagzeilen, weil er drei Begleitbücher zu dem Film "Der junge Häuptling Winnetou" wegen des Vorwurfs der kulturellen Aneignung und des Rassismus vom Markt genommen hatte. Eine Diskussion entbrannte, ob Winnetou noch zeitgemäß ist. Bei den Festspielen in Burgrieden steht man dazu, die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand zu spielen.
Winnetou-Schauspieler Alexander Baab und sein Kollege Martin Strele, der den Old Shatterhand spielt, wollen nicht gelten lassen, dass Winnetou einer von Rassismen geprägten Fiktion entstammen soll, die den Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern verklärt.
"Ich spiele auch immer im Hintergrund, was alles passiert ist, mit allen Besetzungen, Kriegen, geschichtlichen Ereignissen, mit dem Respekt vor diesen Völkern, mit ihrer Wertevermittlung - das trage ich immer in mir."
Regisseur sieht Winnetou als Sinnbild für Völkerverständigung
Regisseur und Drehbuchautor Michael Müller, sagt, er habe bei seiner Adaption des Originals überkommene Klischees vermieden. Man müsse den Kontext sehen, in dem die Geschichte entstanden sei. Karl May habe Märchen geschrieben und einen stereotypen Apachen-Häuptling erfunden. Winnetou sei gemeinsam mit Old Shatterhand für ihn ein Sinnbild für Gerechtigkeit, für Völkerverständigung, für Nächstenliebe, für Mitgefühl und für den Frieden. Das wolle er auf die Bühne bringen.
900 Zuschauer haben die Spielstätte in Burgrieden am Freitag wieder fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Vielleicht überschreiten die kleinen oberschwäbischen Festspiele sogar die 22.000-Zuschauer-Marke aus den Zeiten vor der Corona-Pandemie. Bis zum 10. September werden die Geschichten rund um Winnetou und Old Shatterhand noch aufgeführt.