Ravensburger Kreistag will mit bayerischen Nachbarn im Gespräch bleiben

Zentralklinikum im Westallgäu ist noch nicht vom Tisch

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Wolfgang Wanner
SWR-Redakteur und Redaktionsleiter Wolfgang Wanner Autorin Bild

Der Kreistag von Ravensburg hat am Dienstag über ein mögliches Zentralklinikum im Westallgäu diskutiert. Es soll die bestehenden Krankenhäuser in Wangen im Allgäu und in Lindau ersetzen.

Ein neues Zentralklinikum für das württembergische und bayerische Westallgäu – das schlägt ein Gutachten vor. Der Kreistag in Ravensburg hat sich am Dienstag in Horgenzell damit beschäftigt.

Das Gutachten hatte im Vorfeld der Kreistagsdebatte für Gesprächsstoff gesorgt. So lehnt Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) einen Neubau ab. Ein solcher Neubau, der frühestens in zehn Jahren in Betrieb gehen würde, sei nicht zielführend, sagte Lucha vor der Kreistagsitzung gegenüber dem SWR: "Uns geht es darum, jetzt den Standort Wangen für die Region stark zu machen und zu sanieren, aber auch punktuell zu erweitern, um für die Region ein leistungsfähiges Angebot zu bieten."

Der Krankenhausstandort Wangen gehört zum Oberschwabenklinikverbund. Der Landkreis Ravensburg wiederum ist Hauptanteilseigner der Oberschwabenklinik.

Redner befürworten länderübergreifendes Klinikum

Trotz der ablehnenden Haltung des Gesundheitsministers, wollen die Räte im Kreis Ravensburg mit den bayerischen Nachbarn im Gespräch bleiben. Das betonten zumindest fast alle, die sich zu Wort meldeten. Roland Sauter, Bürgermeister in Argenbühl, erklärte für die CDU, Minister Lucha sei die Weitsicht abhanden gekommen. Das Leben im Westallgäu ende nicht an Landesgrenzen. Und Oliver Spieß (Freie Wähler), Bürgermeister in Fronreute, sagte: "Wir wollen was gemeinsam machen, wir dürfen keine Türen zumachen." Daniel Gallasch von der FDP meinte, Landesgrenzen stünden Entwicklungen oft im Weg, aber es müsse "eine vernünftige Lösung rauskommen."

Ein Neubau könnte eine solche Lösung sein, sagte Rudolph Bindig (SPD), es gebe aber auch andere. Er lenkte dabei den Blick vor allem auf eine Kooperation mit dem Medizin Campus Bodensee in Friedrichshafen.

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Auch Wangen kommt als Standort für neue Klinik in Frage

Eine Debatte über den Standort eines Klinikums im Westallgäu wollte Landrat Harald Sievers in der Kreistagsitzung nicht führen. Genannt wurde und wird in diesem Zusammenhang in der Öffentlichkeit immer wieder die Gemeinde Hergatz im Kreis Lindau, auch im Gutachten ist davon die Rede. Sievers spricht zum jetzigen Zeitpunkt aber lieber von einem "Suchraum" im Dreieck zwischen Wangen, Lindenberg und Lindau. Trotzdem machte sich Doris Zodel (Grüne) aus Wangen im Allgäu für ein Zentralklinikum am Krankenhausstandort in Wangen stark, statt eines Neubaus auf der grünen Wiese.

Mahnende Worte des Wangener Rathauschefs

Wangens Oberbürgermeister Michael Lang nahm die Diskussion zum Anlass, eindringliche Worte an den Kreistag zu richten. Die Neubaudiskussion sorge für Unruhe unter den Beschäftigten im Wangener Krankenhaus. Bewährte Strukturen sollten aber nicht zerredet werden, warnte er. Er empfahl einen Blick in die eigene Kasse. Es ja sei noch nicht mal klar, welche Kosten bei einem Neubau unter anderem auf den Landkreis Ravensburg zukommen würden. Lang sprach in diesem Zusammenhang von Neubaukosten zwischen 300 und 400 Millionen Euro.

Noch keine eigene Position wollte die ÖDP formulieren, und die AfD mit Felix Kiefer forderte, Vertreter der Landkreise Ravensburg und Lindau sowie Minister Lucha sollten sich an einen Tisch setzen.

Die Ministerien sind am Zug

Wie es nun weitergeht, scheint derzeit offen. Der Ravensburger Kreistag will in jedem Fall das Projekt einer länderübergreifenden Zentralklinik im Westallgäu weiterverfolgen. Geklärt werden müssten aber Fragen wie die Finanzierung oder die Trägerschaft. Landrat Harald Sievers betonte deswegen wie wichtig es sei, dass die Gesundheitsministerien in Baden-Württemberg und Bayern eine gemeinsame Sichtweise entwickelten.

Für Dienstagabend war ein Telefongespräch zwischen dem baden-württembergischen Gesundheitsminister Manfred Lucha und seiner bayerischen Amtskollegin Judith Gerlach (CSU) vereinbart. Mit welchem Ergebnis, dazu ist bislang nichts bekannt.

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