Es ist schon Tradition in vielen Gemeinden im Raum Bodensee-Oberschwaben-Allgäu. In den dunklen Monaten im Herbst und Winter spielen Laienschauspieler Theater. Die Burgbühne Neuravensburg bei Wangen im Allgäu (Kreis Ravensburg) beispielsweise feiert an diesem Wochenende Premiere mit ihrer diesjährigen Aufführung.
Über die Bedeutung der Laientheater in der Region sagte die Vorsitzende der Burgbühne Neuravensburg, Helga Geisler, dem SWR:
Wenn Feuerwehrleute und Sportler Laientheater machen
Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Laientheater sind meist in Vereinen engagiert. Das können Feuerwehr und Sportverein sein genauso wie Musikkapelle und Landjugend. In Neuravensburg bei Wangen im Allgäu beispielsweise ist die heutige Burgbühne aus dem Sportverein hervorgegangen.
Seit fast 50 Jahren spielen dort Frauen, Männer und Jugendliche Theater. In diesem Jahr bringt die Burgbühne das Stück "Süßer die Glocken…" zur Aufführung.
In der Weihnachtskomödie von Stefan Vögel geht es alles andere als besinnlich zu. Die Burgbühne schreibt von argen Turbulenzen unter dem Weihnachtsbaum: "Pikante Geheimnisse aus Jakobs Vergangenheit lassen das Lametta ordentlich knistern, Onkel Eugen ist betrunken, bei Tochter Edith gibt es Ehekrach und Enkelin Christine verkündet große Neuigkeiten."
Helga Geisler, die 1.Vorsitzende der Burgbühne Neuravensburg schmunzelt, wenn sie sagt: "Es ist ein Weihnachten, wie es auch in anderen Familien zugehen kann. Nicht muss, aber kann."
Bauerntheater und Laienbühne sind Treffpunkt für das ganze Dorf
Zusammenkommen, lachen, in den Pausen und danach miteinander schwätzen. Das ist es, was die Laien- oder auch Bauerntheater bei den Menschen in Oberschwaben so beliebt macht. Die Leute fragen schon früh: "Wann spielt ihr wieder?“, sagt Helga Geisler. Für das Dorfleben und die Dorfgemeinschaft sei die Bedeutung des Laientheaters nicht zu unterschätzen.
Die Burgbühne Neuravensburg hat bis Mitte November sechs Aufführungen geplant. Der Vorverkauf sei gut angelaufen, so Helga Geisler. Am Ende seien es sicher wieder weit über 1.000 Besucherinnen und Besucher, die die Theateraufführungen gesehen haben.
Laienschauspieler und Ehrenamtliche bei der Burgbühne Neuravensburg
Bei der Burgbühne Neuravensburg sind bei den Aufführungen bis zu 20 Mitwirkende auf und hinter der Bühne beteiligt. Dazu kommen Ehrenamtliche, die Getränke und Würstchen verkaufen. Bis zu 35 Leute seien am Abend beschäftigt, so Geisler. Der Regisseur kommt aus Vorarlberg, es ist German Bader aus Hohenweiler. Er hat viel Erfahrung, wenn es um Laientheater geht.
Bader arbeitete auch schon als Regisseur für die beliebten Theateraufführungen im Stillen Winkel in Eglofs in der Gemeinde Argenbühl (Kreis Ravensburg).
Geschichten wie im richtigen Leben
Das Publikum der Laientheater erwartet in der Regel eine Komödie, manchmal wird es auch richtig deftig und hemdsärmelig. Dass auf der Bühne in heimischem Dialekt geschwätzt wird, ist selbstverständlich. Im Grunde geht es auf der Bühne so zu wie das Leben auf dem Land so spielt. Ein weit über Oberschwaben hinaus bekannter Autor für lustige Theaterstücke ist Bernd Gombold, der Bürgermeister von Inzigkofen im Kreis Sigmaringen.
Ein Bürgermeister schreibt Theaterstücke
Gombold hat bereits in der Grundschule beim Krippenspiel selber mitgemacht und dann bei den Theateraufführungen in seinem Heimatort Vilsingen-Dietfurt (Kreis Sigmaringen) mitgewirkt. Später, als etwas lustloser Student, wie er sagt, habe er angefangen, sein erstes Theaterstück zu schreiben. Auch als Bürgermeister ist das sein Hobby geblieben. Das mache ihm Spaß, sagt er. Wichtig sei ihm auch, dass andere ebenso Freude haben, sei es als Darsteller oder Zuschauer.
Oberschwäbischer Humor funktioniert auch auf Plattdeutsch
Gombolds Stücke vertreibt der Deutsche Theater-Verlag. In der Auflistung finden sich mehr als 60 Gombold-Werke. Angefangen mit "Ärger beim Kronen-Max" bis zu "Auf die Gesundheit". Dieses Stück hat er – wie ein paar andere auch – ebenso auf Plattdeutsch veröffentlicht, da heißt es dann: "De Gesundheit schall leven". Seine Stücke sind aber auch schon auf Schweizerdeutsch und in niederländischer Sprache erschienen. Die Übersetzungen übernehmen Partnerautoren, erzählt Gombold.