Viel Unsicherheit bei Geflüchteten und Betrieben

Damit Hamed Azimi bleiben darf: Unternehmen hoffen auf neues Einwanderungsgesetz

Stand
Autor/in
Susanne Babila
Onlinefassung
Susanne Veil
Bild von SWR-Redakteurin Susanne Veil

Beim Bund-Länder-Treffen zur Migrationspolitik in Berlin soll es auch um die Chancen Geflüchteter auf dem Arbeitsmarkt gehen. Ein Beispiel aus Göppingen zeigt die Hürden.

Die Bundesregierung und die Regierungschefs und -chefinnen der Länder wollen am Mittwoch über die Aufteilung der Kosten für die Flüchtlingsaufnahme beraten. Im Vorfeld des Bund-Länder-Gipfels fordern Unternehmen und kommunale Spitzenverbände mehr Unterstützung vom Bund. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um einen erleichterten Zugang für Geflüchtete zum Arbeitsmarkt.

Ein Beispiel für die Situation auf dem Ausbildungsmarkt

Ein Unternehmer in Göppingen bildet seit Jahren Geflüchtete aus. Einer davon ist Hamed Azimi, Fachkraft im Landschafts- und Gartenbau. Der 24-jährige Afghane lernte den Göppinger Landschafts- und Gartenbaubetrieb von Johannes Martin Jeutter durch ein Praktikum kennen und begann dort eine Ausbildung als Gärtner im Landschafts- und Gartenbau.

Fehlende Bleibeperspektive von Flüchtlingen in Deutschland

Azimi flüchtete mit 15 Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, die Abschiebung solange ausgesetzt, wie er in Ausbildung war. Die Ausländerbehörde gewährte ihm nach erfolgreichem Berufsabschluss eine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis um zwei Jahre, denn Hamed bekam von Johannes Martin Jeutter einen Arbeitsvertrag. Seine Ausbildung hat er inzwischen abgeschlossen.

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In seiner Branche herrsche enormer Fachkräftemangel, erklärt Jeutter, Vorsitzender im Berufsverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg. Er will Hamed im Betrieb nicht verlieren und hofft auf das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz, das im Bundestag beraten wird. 

"Hamed hätte dann halt ganz andere Chancen und auch ein anderes Lebensgefühl. Das Lebensgefühl ist ja auch beeinträchtigt, wenn man auf unbestimmte Zeit auf Abruf wieder abgeschoben werden kann."

Keine Sicherheit auch für die Unternehmen

Die augenblickliche Situation sei eine riesige Belastung für Azimi und eine schwierige Situation für Unternehmer, die keine Planungssicherheit haben, erklärt Sarah Strobel vom "NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge". Dieses Netzwerk zählt mehr als 3.500 Mitglieder. "Unsere Unternehmen organisieren Lernhilfen im Betrieb, vermitteln Wohnraum und arbeiten mit haupt- und ehrenamtlichen Helfern zusammen", so Strobel. Die Mitglieder im Netzwerk seien enorm engagiert. Da würden Auszubildende oder Angestellte zu Behörden begleitet - selbst wenn man für die Passbeschaffung in ein Konsulat oder in die Botschaft nach Berlin fahren müsse.

"Ich kenne sogar einen mittelständischen Malereibetrieb, der eine pensionierte Juristin angestellt hat, damit sie all die Fragen mit den Auszubildenden durchgeht und beraten kann, welche der nächsten Schritte jetzt die wichtigsten sind."

Die Forderung: Ausländerrecht vereinfachen

Viele Unternehmer wie Johannes Martin Jeutter fordern eine Verschlankung des komplizierten und umfangreichen Regelwerks im Ausländerrecht, Erleichterungen bei der Pass- und Identitätsklärung, eine unbürokratische Anerkennung von Berufsabschlüssen und eine vom Aufenthaltsstatus unabhängige Arbeitserlaubnis.

Einleben ohne Bleibeperspektive

Hamed Azimi fühlt sich in Göppingen mittlerweile zu Hause. Mit Unterstützung seiner Kollegen hat er Deutsch gelernt. Nun will er seine Meisterprüfung ablegen und sich einbürgern lassen. Aber ob er in Deutschland bleiben kann, das weiß er nicht.

"Wenn ich mir Gedanken darüber mache, bringt es auch nichts. Deswegen mache ich meinen Job, versuche das Beste daraus zu machen. Ich bin auch wirklich froh da zu sein."

Treffen zur Migrationspolitik in Berlin

Die 16 Bundesländer gehen am Mittwoch mit abgestimmten, konkreten Forderungen in den Flüchtlingsgipfel mit dem Bund. Die im Vorfeld bekannt gewordenen Forderungen betreffen vor allem die finanzielle Unterstützung bei der Unterbringung Geflüchteter.

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