Es ist ein politisches Erdbeben, das Europa verändern und das auch im Land Spuren hinterlassen wird. Nicht sofort: Die Wirkungen dieser Klatsche für die Ampelparteien, aber auch die tektonischen Verschiebungen in Europa werden erst mit Verzögerung zu spüren sein.
Die Europa-Skeptiker werden im neuen EU-Parlament deutlich mehr Platz einnehmen. Rechts von den Konservativen und Christdemokarten sitzen bald rund ein Drittel der Parlamentarier - und sie streuen Sand ins Getriebe. Mehr Nationalstaat und weniger Europa, die großen Krisen von Einwanderung, Frieden bis Klimawandel löst man so nicht. In der Europapartei CDU wissen sie das - und trotzdem wird die Lust nicht besonders groß sein, mit lauter Wahlverlieren wie Sozialdemokraten und Grünen dieses Europa voranzubringen.
Europawahl 2024: Die AfD als Wahl-Gewinner
Obwohl sie leicht zulegt: Die CDU ist nicht die große Gewinnerin dieser Wahl. Das ist die AfD, auch im Land. Sie trifft offenbar den Lebensnerv vieler Wählerinnen und Wähler in Baden-Württemberg. Angst vor ungesteuerter Zuwanderung, Furcht vor steigender Kriminalität und eine diffuse Sorge vor dem Abstieg. Angst, Furcht, Sorge - das Schüren negativer Gefühle hat die Rechtsaußen-Partei abermals in Stimmen umsetzen können.
Die großen Verlierer des Abends sind die Grünen. Ihnen bricht die Basis regelrecht weg. Selbst die Jungwählerinnen und Jungwähler trauen den Grünen offenbar nicht mehr zu, die Zukunftsfragen zu lösen. Die Ökopartei hat ihr Thema verloren: Die einen sind enttäuscht von einer zu zaghaften Klimaschutzpolitik, die anderen sind von den Plänen nur noch genervt. Der langfristige Trend war lange Zeit ein Freund der Grünen, plötzlich ist er ein Feind. Die Nachbeben dieser Wahl werden gewaltig sein - und sie werden die Grünen-Partei kräftig durchschütteln.