Fragen und Antworten

Warn-Apps, Einschätzungen, Rechtliches: Alles rund um den "Blitzermarathon" 2025 in Baden-Württemberg

Stand

Von Autor/in Nicolas Friese

Der diesjährige "Blitzermarathon" steht in BW an. Wo stehen die meisten Blitzer? Was passiert mit den Einnahmen? Wie hoch sind die Strafen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

In dieser Woche wird in Baden-Württemberg vermehrt geblitzt. Denn im Rahmen der bundesweiten "Speedweek", die vom 7. bis zum 13. April dauert, wird es besonders viele Geschwindigkeitskontrollen geben. Zudem findet am Mittwoch, 9. April, ein "Blitzermarathon" statt.

Bereits nach dem tödlichen Unfall in Ludwigsburg, bei dem zwei unbeteiligte Frauen bei einem mutmaßlichen Autorennen ums Leben kamen, gab es Forderungen, vehementer gegen Raser vorzugehen. Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) Württemberg begrüßt Aktionen wie die "Speedweek".

ADAC findet den "Blitzermarathon" sinnvoll

Der Verkehrsclub teilte auf Anfrage des SWR mit, dass solche Aktionen einen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. Zudem mache die "Speedweek" den Verkehrsteilnehmenden die Gefahren des zu schnellen Fahrens bewusst und helfe bei der Sensibilisierung der Autofahrerinnen und Autofahrer.

Laut ADAC ist es sinnvoll, in Streckenabschnitten und Gebieten mit hoher Gefährdungslage mehr Blitzer aufzustellen. Denn genau an diesen Stellen sei die Gefahr wegen zu hoher Geschwindigkeit besonders groß. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu der Aktion.

Wo und wann wird das Tempo kontrolliert?

Bei der bundesweiten "Speedweek" werden Tempokontrollen ab Montag, 7. April, vermehrt aufgestellt. Der Höhepunkt der Aktion wird der "Blitzermarathon" am Mittwoch, 9. April, sein. Dabei soll vorrangig der Berufsverkehr am Morgen und am Abend strenger kontrolliert werden. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern werden in Baden-Württemberg die Standorte der Blitzer nicht vorab veröffentlicht.

Wo dürfen Blitzer platziert werden?

Grundsätzlich gilt, dass Blitzer überall aufgestellt werden dürfen, wo es die zuständige Behörde für wichtig hält. Denn die rechtlichen Grundlagen für die Geschwindigkeitsmessungen liegen bei den Ländern. In Baden-Württemberg muss es beispielsweise keinen Mindestabstand zwischen Verkehrsschild und Blitzer geben. Üblich sind in anderen Bundesländern Abstände zwischen 75 und 200 Metern.

Wo stehen die meisten Blitzer in BW?

Grundsätzlich gilt: Je großer die Stadt, desto mehr Blitzer. Ein direkter Vergleich ergibt in diesem konkreten Fall also keinen Sinn. Die Anwaltskanzlei Goldenstein setzt jedoch jedes Jahr die Anzahl der Blitzer in Relation zu der Größe der Stadt und veröffentlicht eine Liste der 40 größten Städte Deutschlands.

Was die Anzahl der festen Blitzeranlagen angeht, stand im Jahr 2024 bundesweit Freiburg auf Platz eins der Liste. Dort standen pro Tag je 1.000 Hektar Straßenfläche 35 Blitzer. Karlsruhe liegt im Ranking auf Platz vier und Stuttgart auf Platz sechs.

Was die mobilen Stationen angeht, sieht das Ranking anders aus: Dort schloss Mannheim auf dem dritten Platz ab, mit 2,6 mobilen Blitzern pro 1.000 Hektar Straßenfläche.

Werden die Strafen bei der Speedweek strenger?

Nein, wer während der Woche geblitzt wird, muss mit den gleichen Sanktionen rechnen wie zu anderen Zeiten. Welche Strafe verhängt wird, ergibt sich aus dem Bußgeldkatalog.

Im vergangenen Jahr hat die Polizei in Baden-Württemberg bei der Aktionswoche mehr als 71.000 Fahrzeuge geblitzt. Davon sind fast 13.000 mehr als 21 Kilometer pro Stunde zu schnell gefahren. Laut Innenministerium mussten mehr als 900 Betroffene mit einem Fahrverbot rechnen.

Baden-Württemberg

Bilanz zur Speedweek 2024 Blitzermarathon: Über 900 Temposündern in BW droht Fahrverbot

Eine Woche lang wurde europaweit verstärkt geblitzt. Jetzt liegen die Ergebnisse für Baden-Württemberg vor. Mehr als 900 Autofahrer waren deutlich zu schnell. Sie erwartet ein Fahrverbot.

Wie viele Tempoverstöße gab es 2024?

Die Polizei in Baden-Württemberg stellte 2024 mehr als 1,6 Millionen Verstöße gegen die Geschwindigkeitsbegrenzung fest - etwa 147.000 mehr als 2023, wie das Innenministerium mitteilte. Zusätzlich zur Polizei gingen auch Kommunen, Städte und Landratsämter gegen Temposünder vor. Deren Statistik lag dem Ministerium noch nicht vor.

Insgesamt 117 Menschen starben nach Angaben des Innenministeriums im vergangenen Jahr, weil zu schnell gefahren wurde - das ist fast jeder dritte Verkehrstote in Baden-Württemberg. Insgesamt ist die Zahl der Verkehrstoten in Baden-Württemberg 2024 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen.

Wie viel Geld nehmen die Kommunen durch Blitzer ein?

Selbst in kleinen Städten in Baden-Württemberg kommen durch Bußgelder wegen zu schnellen Fahrens Millionenbeträge zusammen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Stadt Stuttgart hat beispielsweise im vergangenen Jahr durch Bußgelder im fließenden Verkehr mehr als 18 Millionen Euro eingenommen, wobei diese nicht nur wegen Rasens verhängt wurden.

Esslingen

Millionensumme eingenommen Esslingen ist Blitzerhochburg in Baden-Württemberg

Blitzer an den Straßen: Autofahrer sind genervt, die Städte nehmen Geld ein. In Baden-Württemberg vor allem Esslingen. Denn hier war die Summe 2023 am höchsten.

Eine landesweite Tendenz lässt sich bei den Bußgeldern jedoch nicht feststellen: Während die Einnahmen in Heidelberg von rund 2,1 Millionen Euro im Jahr 2023 auf rund 2,5 Millionen Euro in 2024 stiegen, sanken sie etwa in Mannheim von 5,2 Millionen auf 5,06 Millionen Euro.

Sind Blitzer-Apps illegal?

Die Auswahl an Blitzer-Apps ist groß: Sie sollen Verkehrsteilnehmende auf Blitzer hinweisen. Vor der Fahrt die Apps zu benutzen, ist laut ADAC nicht illegal, während der Fahrt dürfen die Apps jedoch nicht benutzt werden. Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat außerdem 2022 entschieden, dass auch die Beifahrerin oder der Beifahrer die App nicht während der Fahrt benutzen darf.

Wird man von der Polizei mit dem Verdacht angehalten, eine Blitzer-App benutzt zu haben, dürfen die Polizistinnen und Polizisten das Handy überprüfen und gegebenenfalls auch als Beweismittel beschlagnahmen.

Wer eine Blitzer-App benutzt, dem droht eine Ordnungswidrigkeit. Dann winkt ein Bußgeld von 75 Euro und ein Punkt in Flensburg.

Ist es erlaubt, selbst Blitzerattrappen aufzustellen?

Ende März haben Anwohnerinnen und Anwohner in Frittlingen (Kreis Tuttlingen) eine Blitzer-Attrappe aufgestellt, die Autofahrerinnen und Autofahrer zum langsameren Fahren bewegen soll. Der Fake-Blitzer steht am Ortsausgang auf einem Privatgrundstück und sieht täuschend echt aus. Aber ist das überhaupt legal?

Der Fachanwalt für Verkehrsrecht, Ralf Sakowski, sagte der Deutschen-Presse-Agentur, unproblematisch sei der Fake-Blitzer nur, wenn er nicht mit einem richtigen Blitzer verwechselt werden kann. "Umso verwechslungsfähiger (der Fake-Blitzer) ist, umso eher könnten Sie mit dem Gericht Schwierigkeiten bekommen", so Sakowski.

Paul Raboldt aus der SWR-Rechtsredaktion berichtet von dem Fall eines Tischlers, der einen Holz-Blitzer aufstellte und wie ein Gericht dies am Ende bewertete.

Baden-Württemberg

Anwohner erfreut über ruhigeren Verkehr Fake-Blitzer am Straßenrand in BW: Effektiv, aber illegal?

Laut Anwohnern sorgen Blitzer-Attrappen für ruhigeren Verkehr. Allerdings gilt: Je echter die Fake-Blitzer aussehen, desto eher könnte es Schwierigkeiten vor Gericht geben.

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Anzahl der Messungen erhöht Blitzer spülen Millionen in Kassen der Kommunen in BW

Wenn Kommunen Blitzer aufstellen, dann dürfen sie auch die Bußgelder behalten. Das lohnt sich: Selbst kleine Städte nehmen so jährlich Millionenbeträge ein.

Kommentare (3)

Bisherige Kommentare
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  1. Kommentar von
    Stefan Leist
    Verfasst am

    Guter und sehr preiswerter Ratschlag für alle Autofahrer*innen: Halten Sie sich an die vorgegebenen Verkehrsregeln - auch an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dann werden unsere Straßen sicherer und "Knöllchen" sind dann auch eher selten zu erwarten!

  2. Kommentar von
    Daniel
    Verfasst am

    Blitzer direkt am Ortschild, ortauswärts ist keine Abzocke aber in einem Verkehrsberuhigten Bereich zwischen Grundschule und Schülermensa wo permanent viel zu schnell gefahren wird ist man nicht in der Lage zu blitzen. Muss denn erst ein Kind überfahren werden? Die Kommune weiß schließlich wo ihr Gefahrenstellen sind! Mir unverständlich!

  3. Kommentar von
    Claudia
    Verfasst am

    1. Ich wundere mich darüber, dass Blitzgeräte meistens geschont werden und nur zum Blitzermarathon im Einsatz sind. 2. Durch Raser werden vor allem Verkehrsteilnehmer ohne Karosserie gefährdet, also Fußgänger und Radfahrer. Geblitzt wird meist anderswo. Abzocke? Alibiveranstaltung? 3. Vorschlag: Falschparküberwachungsmarathon - vor Schulen und Kitas, sonntags vor geöffneten Bäckereinen.

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