Die Babyklappen in Baden-Württemberg werden fast alle genutzt. Im Schnitt ein bis zwei Babys werden pro Jahr zu den Einrichtungen gebracht, das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem in Großstädten werden immer wieder Neugeborene anonym abgegeben. Babyklappen gibt es etwa in Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim, Villingen-Schwenningen, Friedrichshafen, Singen und Lörrach. Sie sind als Ausweg in großer Not gedacht, damit Neugeborene nicht ausgesetzt und damit in Lebensgefahr gebracht werden.
Weraheim in Stuttgart mit den meisten Neugeborenen
Im Weraheim, einem Mutter-Kind-Haus in Stuttgart, wurden seit Einführung der Babyklappe vor rund 20 Jahren die meisten Neugeborenen abgegeben - 46 Jungen und Mädchen waren es insgesamt. Die erste Babyklappe Baden-Württembergs wurde vom Diakonischen Werk in Karlsruhe gemeinsam mit der Hardtstiftung 2001 eingerichtet. Laut einer Sprecherin wurden dort seither 27 Kinder abgegeben.
Wärmebett hinter der Babyklappe
Die Babyklappe ist eine anonyme Übergabemöglichkeit für Mütter, die sich ein Leben mit ihrem Baby nicht vorstellen können. Die Kinder können in eine in der Hauswand eingebaute Klappe in ein Wärmebett gelegt werden. Dann wird eine Mitarbeiterin alarmiert, die das Kind erstversorgt. In der Babyklappe findet sich ein Brief für die Mütter, in der Telefonnummern und auch weitere Hilfsangebote zu finden sind. Das Kind wird in einer Kinderklinik untersucht. Anschließend wird das Jugendamt informiert und ein Amtsvormund bestellt.
Nur wenige Mütter melden sich doch noch
Nach dem Klinikaufenthalt geht es für die Babys in der Regel zunächst für einige Wochen in eine Bereitschaftspflegefamilie, um der Mutter Zeit zu geben, sich doch noch zu melden. "Es kommt selten vor, dass sich nach der Übergabe eines Babys die Mutter meldet", so die Sprecherin. Der Großteil der Kinder wird zur Adoption freigegeben oder in einer Pflegefamilie untergebracht.
Babyklappen umstritten
Die Einrichtungen sind umstritten. Kritiker befürchten, dass Babyklappen erst einen Bedarf schaffen und es Frauen erleichtern, sich von ihren ungewollten Kindern zu trennen. Auch der Deutsche Ethikrat hatte sich gegen solche Klappen ausgesprochen, weil jedes Kind das Recht habe zu wissen, von wem es abstammt. Eine Alternative ist die vertrauliche Geburt. Dabei wird der werdenden Mutter zugesichert, dass niemand von der Geburt erfährt, sie bleibt weitgehend anonym und wird auch bei einer anschließenden Adoptionsfreigabe unterstützt.