Im Streit um die Weiterbildung für Homöopathie will die Landesärztekammer Baden-Württemberg eine Absage des Sozialministeriums nicht einfach hinnehmen. "Falls keine Genehmigung erteilt würde, wären wir weiterhin bemüht, gemeinsam mit dem Sozialministerium eine einvernehmliche Lösung zu finden", teilte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die Vertreterversammlung der Landesärztekammer hatte im Juli entschieden, die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung streichen zu wollen. Das hätte unter anderem zur Folge, dass Patientinnen und Patienten homöopathisch arbeitende Ärztinnen und Ärzte schwieriger auffinden können.
Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) will die Zusatzbezeichnung "Homöopathie" auf dem Arztschild und in der Ausbildung beibehalten, die Landesärztekammer bleibt dabei, dass sie abgeschafft werden soll. Im Gespräch mit SWR4-Moderator Jörg Dinkel erklärt Landespolitikredakteurin Annika Jahn den Streit, die Hintergründe und die Folgen:
BW-Minister verteidigt Homöopathie
Gesundheits- und Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) nannte den Beschluss der Ärztekammer "ein absolut falsches Signal". Baden-Württemberg sei das Land der Naturheilkunde. Die Homöopathie sei für viele Bürgerinnen und Bürger im Land ein wichtiger Teil ihrer Gesundheitsversorgung. Er glaube zudem an die Wirkung der Homöopathie.
Das Gesundheitsministerium hat die Rechtsaufsicht über die Ärztekammer. Lucha kündigte an, sein Ministerium werde den Beschluss der Ärztekammer "fachlich und rechtlich genau überprüfen".
Kammer folgt Beschluss des Ärztetages
Die baden-württembergische Landesärztekammer sieht sich bei ihrer Haltung auf Linie mit 12 von 17 Landesärztekammern in Deutschland und einem Beschluss des Deutschen Ärztetags. Ein Sprecher erklärte zudem, die Zusatzbezeichnung "Homöopathie" sei keine Voraussetzung für Diagnostik und Therapie in dem Bereich. Alle 386 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg, die eine Weiterbildung in Homöopathie gemacht haben, dürften dies außerdem weiterhin angeben, etwa auf ihrem Praxisschild oder im Internet.
Bis zum 5. September läuft noch ein öffentliches Beteiligungsverfahren der Ärztekammer. Unter www.aerztekammer-bw.de kann jeder und jede Stellung zu den Plänen nehmen.