Diese Brettspiele und Kartenspiele hat die Jury "Spiel des Jahres" zum "Spiel des Jahres 2024" nominiert – in den Kategorien Familienspiel, Kennerspiel oder Kinderspiel.

Spiel des Jahres: Welche Karten- und Brettspiele sind 2024 der Hit?

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Fabian Ziehe
Fabian Ziehe
Andreas Haaß
Andreas Haaß

Was ist das beste Familienspiel, Kennerspiel und Kinderspiel des Jahres 2024? Wir stellen die von der Jury nominierten Brettspiele und Kartenspiele vor, die Lust machen zu spielen!

Spiel des Jahres 2024:

Kinderspiel des Jahres 2024:

Kennerspiel des Jahres 2024:

Jury "Spiel des Jahres": Bedeutung, Nominierung und Preisverleihung

Alle sind scharf auf den "Roten Pöppel", das ist der begehrteste Titel, den eine elfköpfige Jury jährlich beim "Spiel des Jahres" verleiht. Ihn gibt es seit Gründung des Vereins "Spiel des Jahres" und wurde 1979 erstmals verliehen. Jedes Jahr werden drei Titel nominiert, von denen einige Wochen später einer zum Gewinner gekürt wird. Daneben empfiehlt die Jury weitere gute Spiele des Jahrgangs in der "Empfehlungsliste".

Ausgezeichnet werden sollen Spiele für alle von jung bis alt, die einfach und zugänglich sind. Die Titel sollen auch neuen Spielenden vom "Kulturgut Brettspiel" überzeugen, Lust auf mehr machen und den ganzen Kosmos des Gesellschaftsspielens eröffnen. Am häufigsten konnte übrigens der Spieleerfinder Wolfgang Kramer aus Stuttgart den Titel holen, nämlich fünf Mal.

Bie diesem Brettspiel lassen wir kooperativ eine idyllische Landschaft entstehen mit immer neuen Herausforderungen: Vergangenes Jahr hat das Legespiel "Dorfromantik" den Titel "Spiel des Jahres 2023" gewonnen.
Bei diesem Brettspiel lassen wir kooperativ eine idyllische Landschaft entstehen mit immer neuen Herausforderungen: Vergangenes Jahr hat das Legespiel "Dorfromantik" den Titel "Spiel des Jahres 2023" gewonnen.

Das "Spiel des Jahres" gilt als weltweit wichtigste Auszeichnung – man spricht auch vom "Brettspiel-Oscar". Berühmtester Gewinner ist "Catan" des kürzlich verstorbenen Klaus Teuber. Das Spiel hat der Kosmos-Verlag aus Stuttgart 1995 veröffentlicht. Es wurde millionenfach verkauft und gilt mittlerweile als Initialzündung für eine neue, moderne Brettspiele-Welt.

Nominierte zum Familienspiel des Jahres 2024

"Auf den Wegen von Darwin": Forschen mit der Beagle und geschickt ankern

Einmal sich so wie Naturforscher Charles Darwin fühlen und neue Tiere auf der ganzen Welt entdecken: Das ist im Familienspiel "Auf den Weg von Darwin" möglich. Wir sind Nachwuchs-Forschende, die an Bord des Segelschiffs "Beagle" gegangen sind, weil wir Darwin bei seiner Forschung helfen wollen. Unser Ziel ist, in unser persönliches Forschungsbuch möglichst geschickt Tiere gleicher Kontinente oder Tierklassen einzusammeln. Helfen können uns dabei bekannte Persönlichkeiten aus dem Leben von Darwin. Wir versuchen zudem, Forschungstheorien aufzustellen und eigene Publikationen zu veröffentlichen.

Der Spiel-Mechanismus ist ganz einfach: In der Mitte liegen in einem Drei-mal-Drei-Raster Tierplättchen und Charakterplättchen aus. Sind wir an der Reihe, entscheiden wir uns für eines der drei Plättchen und ziehen danach die "Beagle" entsprechend ein bis drei Felder weiter. Die Plättchen bringen oft einen direkten Vorteil, entweder in Form von Punkten oder der Möglichkeit, die Position der "Beagle" zu verändern. Durch geschicktes Nehmen der Plättchen versuchen wir, möglichst viele Punkte zu bekommen.

Ein Spielertableau mit ausliegenden Plättchen, dahinter eine allgemeine Auslage: Die Jury "Spiel des Jahres" hat "Auf den Spuren von Darwin" zum "Spiel des Jahres 2024" nominiert.

Durch den einfachen Mechanismus fällt der Einstieg sehr leicht. Da wir aber auch geschickt Bonuspunkte sammeln können, bietet es auch genug Spieltiefe für weitere Partien. Hervorzuheben ist die wunderschöne Ausstattung: Damit es nicht nur gemeint, dass es für jede Person ein eigenes Forschungsbuch gibt. Auch die Grafik ist sehr ansprechend und wer will, findet in der Anleitung auch noch weitere Infos zum Leben und Wirken von Charles Darwin.

"Captain Flip": Das Glück herausfordern und eine Piratencrew anheuern

Fachkräftemangel auf unserem Piratenschiff! So können wir bei "Captain Flip" nur den erstbesten Bewerber nehmen – oder dann eben den zweiten, der sich anbietet. Wir greifen reihum ein Plättchen aus einem Beutel und entscheiden, ob dieser Matrose oder Ausguck, ob diese Kanonierin, Navigatorin oder was auch immer an Bord dürfen. Nein? Dann drehen wir das Plättchen um und hoffen auf besseres Personal auf der Rückseite. Diese Fachkraft müssen wir auf jeden Fall anheuern und irgendwo auf unserem Schiff, dem Tableau vor uns platzieren.

Das ist simpelste Personalwahl. Allerdings ergeben sich so Wechselwirkungen, die uns mal mehr, mal weniger Punkte bescheren. Und manchmal dürfen oder müssen wir plötzlich schon gelegte Charaktere erneut umdrehen, was das Personaltableau durcheinander wirbelt. Ist das das Schiff fast voll, folgt die Endabrechnung. Außer man hat drei oder mehr Kanonierinnen an Bord, dann schaut man komplett in die Röhre. All das geht so fix, dass man selten nur eine Runde spielt.

Personal-Plättchen ziehen und auf ein Spieltableau legen: Das Brettspiel Captain Flip ist zum Spiel des Jahres 2024 nominiert.

"Captain Flip" ist schnell erklärt und flink gespielt. Wir haben beschränkt Einfluss, sind dem Glück bisweilen ausgeliefert – doch es gibt auch relevante Entscheidungen. Und wir feixen, frotzeln, fluchen und frohlocken, dass es eine Freude ist. Alle neun Charaktere auf dem Plättchen funktionieren anders, aber fügen sich gut zusammen und sind schnell verstanden. Für den großen, lange anhaltenden Spielspaß bräuchten wir vielleicht noch ein paar zusätzliche Charaktere – immerhin gibt es vier verschiedene Tableaus zu bemannen und befrauen.

"Sky Team": Gemeinsam und wortlos ein Flugzeug sauber und sicher landen

"Hoffentlich fährt mein Copilot auch wirklich alle Landeklappen aus" – "Ich kümmere mich schon mal um das Fahrwerk." – "Und das Ruder sollten wir auch noch so hinkriegen, dass wir waagerecht landen!": Die Sätze beschreiben in etwa ein Szenario, in dem sich zwei Personen bei dem kooperativen Spiel "Sky Team" befinden. Ja, es ist ganz schön viel zu tun. Schließlich müssen wir ein Flugzeug als Pilot und Copilot sicher landen. Allerdings können wir uns immer nur kurz absprechen, dann müssen wir unsere Entscheidung alleine treffen. Ist das halbwegs gut gut gegangen, folgt die nächste Besprechungsrunde – bis zur Landung oder bis zum Crash.

Auch wenn wir uns zuvor noch so gut abgesprochen haben, was genau wir machen können: Manches können wir nur bedingt beeinflussen. Denn sowohl Pilot als auch Copilot werfen Würfel, die wir im Cockpit-Bereich ablegen. Dadurch werden, wie in einem richtigen Flugzeug, alle Bewegungen gesteuert. Selbst eine Kaffeepause kann eingeplant werden. Die Schwierigkeit: Nicht jeder Würfel kann überall abgelegt werden und nicht alle Aktionen können von beiden Personen durchgeführt werden. Zudem sind da noch andere Flugzeuge, die erst aus der Flugbahn verschwinden müssen, bevor wir landen können.

Das Pilotentableau des Zwei-Personen-Spiels "Sky Team" aufgebaut auf einem Tisch: Die Jury "Spiel des Jahres" hat den Titel zum "Spiel des Jahres 2024" nominiert.

"Sky Team" ist ein thematisch wunderbar umgesetztes kooperatives Zwei-Personen-Spiel. 21 Flug-Missionen sind zu meistern, wobei schon die erste Landung einen ganz schön fordert. Denn natürlich fallen die Würfel gerne mal nicht so, wie wir es uns im Vorfeld ausgemalt haben. Als Familienspiel ist es somit ganz schön anspruchsvoll – es hätte auch gut im Bereich "Kennerspiel des Jahres" landen können.

Nominierte zum Kinderspiel des Jahres 2024

Der "Blaue Pöppel" ist für das "Kinderspiel des Jahres" eine wichtige Auszeichnung: Er soll eine Orientierung geben, was aktuell gute Spiele für Kinder zwischen 3 und 7 Jahren sind. Neben den drei nominierten Spielen listet eine Empfehlungsliste weitere gelungene Kindersspiele des Jahrgangs auf.

Ein Spiel, in dem die jungen Spielenden sich mit einer Trommel verständlich machen müssen: Als "Kinderspiel des Jahres 2023" wurde vergangenes Jahr "Mysterium Kids" ausgezeichnet.
Ein Spiel, in dem die jungen Spielenden sich mit einer Trommel verständlich machen müssen: Als "Kinderspiel des Jahres 2023" wurde vergangenes Jahr "Mysterium Kids" ausgezeichnet.

Um die Kinderspiele zu testen, besuchen die Jury-Mitglieder Kindergärten, Grundschulen und Horte – und sie werden unterstützt von Beirätinnen und Beiräten, die professionell mit Kindern arbeiten. Die Auszeichnung gibt es seit 2001, davor gab es seit 1989 den "Sonderpreis Kinderspiel".

"Große kleine Edelsteine": Finde den richtigen Klunker – oder den fast richtigen

Die Gier hat ja ihre Tücken. Darum sollten wir bei "Große kleine Edelsteine" erst zugreifen, wenn wir die Plättchen vor uns gut abgeschätzt haben. Denn nur ein einziger Klunker aus der großen Auslage hat die gesuchte Form und Größe. Die Edelstein-Plättchen liegen dabei verdeckt und wild verteilt vor uns aus. So sehen wir die Form und Größe, aber noch nicht das Symbol auf der Vorderseite. Und erst dieses gibt uns Gewissheit, das es wirklich das richtige Teil ist.

Gesucht werden drei Edelsteine entsprechend dreier Karten, die wir zu Beginn jeder Runde umdecken. Alle suchen nun gleichzeitig. Dabei besteht stets die Gefahr, dass ein Mitspielender vor uns zulangt. Direkt vergleichen mit der Karte dürfen wir nicht. Erst, wenn alle drei Edelsteine gewählt haben, wird umgedreht. Dann schauen wir, wer richtig abgeschätzt hat. Derjenige bekommt die Karte, die ein bis drei Punkte gibt. Liegt man nur knapp daneben beim Schätzen der Größe, erhält man ein Lupen-Plättchen dafür. Mit drei solcher Plättchen darf man sich einen zufälligen Edelstein vom Stapel ziehen.

Eine Auslage von vielen gelben Pappplättchen in Edelstein-Formen: Das Brettspiel "Große kleine Edelsteine" ist von der Jury "Spiel des Jahres" nominiert zum "Kinderspiel des Jahres 2024".

Am Ende gewinnt wer die meisten Punkten hat. Das ist auch im Spiel mit Erwachsenen gerne mal das Kind. Gutes Augenmaß ist schließlich keine Altersfrage. Und so bietet das Spiel für jede und jeden eine Herausforderung. Kindern verlangt das Spiel allerdings viel Fokussierung ab und das Material hat weniger Aufforderungscharakter als andere Kinderspiele. Dafür drückt "Große kleine Edelsteine" Knöpfe, die sonst selten gedrückt werden: Abschätzen mit Augenmaß und dabei die Mitspieler im Blick haben, das ist gerade für ältere Kinder und auch noch für Jugendliche und Erwachsene spannend.

"Die magischen Schlüssel": Das Glück ausreizen für die passenden Schlüssel

Das Jagdfieber nach Begehrenswertem, wen packt es nicht? Den einen locken Schnäppchen, den anderen Häppchen. Und die Kinder – Schätzchen? Da darf es gern ein praller Schatz mit Truhe sein! "Die magischen Schlüssel" bietet genau das – plus Nervenkitzel, ob der gerade gewählte Schlüssel passt, ob der Deckel aufspringt, ob einen die Edelsteine anfunkeln oder ob der Würfel einen in den Schlaf versetzt und der nächste dran ist.

Wir würfeln mit drei Würfeln, entsprechend kraxeln wir den Weg zum Schloss auf dem Spielplan hinauf. Jedes Feld bietet uns einen Schlüssel an. Entweder lassen wir ihn links liegen und würfeln weiter. Oder wir testen den Schlüssel an der Truhe aus: Öffnet der Verschluss, nehmen wir uns Diamanten.

Bleibt die Truhe verschlossen, behalten wir den Schlüssel als Joker. Denn zwei der sechs Seiten jedes Würfels zeigt Schlaf-Symbole: Fallen diese, ist der Würfel erschöpft für unsere Runde und lässt sich nur im Tausch mit einem gebunkerten Schlüssel noch einmal erwecken. Sind alle Würfel erschöpft, staubt der Folgende ab und würfelt von unserem Punkt aus weiter.

Eine Kinderhand greift nach der Spielfigur bei dem aufgebauten Brettspiel "Die magischen Schlüssel": Die Jury "Spiel des Jahres" hat den Titel zum "Kinderspiel des Jahres 2024" nominiert.
Eine Kinderhand greift nach der Spielfigur bei dem aufgebauten Brettspiel "Die magischen Schlüssel": Die Jury "Spiel des Jahres" hat den Titel zum "Kinderspiel des Jahres 2024" nominiert.

Es ist also ein Abschätzen: Soll ich noch höher, um noch mehr Schätze zu holen – gar mit dem goldenen Schlüssel oben, der immer passt und maximale Ausbeute garantiert? Oder bleibe ich, wo ich bin, und nehme, was ich habe? Das bringt auch für die gerade Unbeteiligten Spannung und Mitfiebern, auch bei erwachsenen Schatzjägern. Truhe, Schlüssel und Diamanten wecken anhaltenden Spielreiz – und schon Kindergartenkinder mit noch kleinem Zahlenverständnis haben Chancen auf fette Beute.

"Taco Katze Pizza Junior": Karten ablegen und dabei richtig fix zulangen

"Keep it simple", also "Gestalte es einfach" ist eine Faustformel, die gerade in Kinderspielen gilt: Was auf alle Ausschmückungen und Schnörkel verzichtet, unterstreicht den Kern. Das Kartenspiel "Taco Katze Pizza Junior" erweckt zumindest den Anschein, dieser Faustformel zu folgen. Nun ist es die Kinderversion eines ohnehin schon simplen Karten- und Reaktionsspiels "Taco Katze Ziege Käse Pizza". Doch erfüllt das Kinderspiel die Erwartung, das alles noch mer auf den Punkt zu bringen?

Es gibt vier Kartenarten: Taco, Pizza, Katze und Bonbon. Jeder hat zehn Karten als verdeckten Stapel vor sich. Reihum sagen wir entweder "Taco", "Pizza" oder "Katze", drehen die oberste Karte um und legen sie in die Mitte. Stimmt's? Dann sind wir nochmal dran. Stimmt's nicht? Ist der Nächste dran. Ist es ein Bonbon? Macht weiter, wer am schnellsten die Hand auf den Stapel knallt. Wer von uns zuerst alle Karten los ist, gewinnt. Das waren alle Regeln, wirklich alle.

Eine Kinderhand greift nach einer verdeckte Karte, um diese auf Stapel mit offen ausliegenden Karten zu legen: Die Jury "Spiel des Jahres" hat "Taco Katze Pizza Junior" zum "Kinderspiel des Jahres 2024" nominiert.

"Keep it simple?" Als Erwachsener ist man stetig gefordert. Man erinnert die Kinder: "Erst das Wort, dann Karte umdrehen". Mahnt: "Nicht spicken!" Erklärt: "Das nennt man Taco." Ein Spiel in begleitender Dauermoderation – zumindest bei jüngeren Kindern. Trotzdem bereitet es dem Nachwuchs erstaunlich viel Vergnügen. Mag es auch außer Reaktionsvermögen null abverlangen: Es liefert doch Spaß, Spannung und Erfolge. Und, "Keep it simple", vielleicht reicht das ja auch.

Nominierte zum Kennerspiel des Jahres 2024

Das "Kennerspiel des Jahres" gibt es seit 2011 und kürt jenes Spiel, das aus Sicht der elfköpfigen Jury besonders gut den "nächsten Schritt" in die Welt des Gesellschaftsspiels eröffnet. Auch in dieser Kategorie sind drei Spiele nominiert. Daneben empfiehlt die Jury vier weitere gute Kennerspiele des Jahrgangs 2024 in der "Empfehlungsliste".

Als "Kennerspiel des Jahres" wurde 2023 das Kartenspiel "Challengers!" ausgezeichnet.
Als "Kennerspiel des Jahres" wurde 2023 das Kartenspiel "Challengers!" ausgezeichnet.

Das Einführen des Preises, der gerade in der Szene viel Beachtung findet, hat die grobe Kategorisierung von Spielen in Familien-, Kenner- und Expertenspiele etabliert. Zu letzterem gibt es keinen eigenen Preis der Jury "Spiel des Jahres". Denn das bräuchte dann eine weitere Jury – und Expertenspieler wüssten ohnehin, welche Spiele etwas für sie sind, betonen immer wieder Jury-Mitglieder.

"e-Mission": Alleine regieren und gemeinsam die Klimakatastrophe stoppen

Es ist zu hören in den Nachrichten, von Politikern, von Forschern: Wir müssen weltweit die Emissionen senken, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Dass das leichter gesagt als getan ist, können wir jetzt hautnah mit dem kartenbasierten Brettspiel "e-Mission" erfahren. Denn jeder von uns vertritt eine Weltmacht mit ihren typischen Mengen an Emissionen, mit fossilen oder auch grünen Energieträgern – und all den daraus folgenden Problemen. Gemeinsames Ziel ist es, mehr Kohlenstoffdioxid auf der Welt binden zu können als wir zusammen verbrauchen. Gelingt uns das, ist das Spiel gewonnen.

Doch wie im echten Leben, gibt es viele Baustellen, und so handelt man sich am Anfang von Krise zur Krise, die mehr oder weniger gut bekämpft werden kann. Zumal die Handlungsmöglichkeiten durch die Anzahl der Handkarten beschränkt sind. Mit jedem Anstieg der Temperatur um 0,1 Grad Celsius, kann es zu Wetterextremen auf der Erde kommen.

Ein Spieler-Tableau beim Brettspiel "e-mission": Die Jury "Spiel des Jahres" hat den Titel zum "Kennerspiel des Jahres 2024" nominiert.

Das Besondere an "e-Mission" ist, dass hier weder mit erhobenen Zeigefinger gearbeitet wird, noch dass es ein Larifari-Spiel ist, dass man problemlos gewinnt. Im Gegenteil: das Spiel fordert alle Mitspielenden richtig. Nur wenn gut und gemeinsam gearbeitet wird, hat man eine Chance. Wir empfehlen, die ersten Partien mit der leichten Version zu spielen. Denn schon die Standardversion ist nicht gerade einfach zu gewinnen. Und wir wollen doch unsere gute alte Erde retten…

"Die Gilde der fahrenden Händler": Strategisch geschickt Länder erkunden

"Die Gilde der Fahrende Händler", der Titel ist verworren: Fahrende Händler – also Hausierer? Die Gilden bilden wie Handwerker? Und die nun vergessene Städte wiederentdecken, Schätze heben, Dörfer gründen und Türme erobern? Das lässt einen vielleicht ein bisschen ratlos zurück.

Letztlich ist es eben ein abstraktes Ausbreiten auf einer Landkarte, wobei wir Aufgaben erfüllen müssen – warum auch immer. "Gilden" bilden wir dabei nie: Jeder hat seine Karte, seine Figuren, seinen Spielplan. Konkurrenz gibt es nur um ausliegende Punktewertungen. Der Rest ist ein einzelgängerisches Vergnügen.

Wir spielen über vier Runden, wobei wir auf dem aus Sechsecken bestehenden Plan immer ein Bergfeld, zwei Wüstenfelder, drei Wasserfelder und so weiter mit Holzwürfelchen besetzten wollen. Hinzu kommen individuelle, starke Extra-Aktionen – in der ersten Runde eine, in der zweiten zwei und so weiter. Das ist der erste Clou.

Der zweite ist: Die Aktionen stehen auf Karten, die in zufälliger Reihenfolge aufgedeckt werden – wir wissen, welche Aktionen kommen, aber nicht wann. Und der dritte Clou: Sind alle Karten aufgedeckt, räumen wir alle Holzwürfelchen wieder ab. Markiert bleiben nur entdeckte Städte, Schätze und Türme und gegründete Siedlungen. Von letzteren aus können wir in der nächsten Runde wieder Würfelchen auslegen – bis zur letzten Runde und der Endabrechnung.

Blick ausgehend von einem persönlichen Spielertableau, einer Landkarte, über die Auslage des Brettspiels "Die Gilde der fahrenden Händler": Die Jury "Spiel des Jahres" hat das Spiel zum "Kennerspiel des Jahres 2024 nominiert.

Das Auslegen der Holzwürfelchen ist eine nette Aufgabe. Wir entwickeln vielleicht eine Strategie, müssen aber taktisch flexibel bleiben. Alle spielen gleichzeitig, auch das ist hübsch. Allerdings bekommt man von den Mitspielenden so noch weniger mit. Und manchmal drehen wir die Karten in einer Reihenfolge um, dass wir nur vor uns dahinkrebsen, während nebenan alles passt.

Es gibt mehrere Landschafts-Tableaus für weitere Runden. Aber die Aufgaben bleiben ähnlich. Alles ist fummelig, klein, unübersichtlich und zudem blass und beige. Doch trotz allem Mäkeln: "Die Gilde der Fahrende Händler" ist ein Spiel mit Qualitäten, das ankommt und fesseln kann.

"Zug um Zug Legacy – Legenden des Westens": Gleisbau im steten Wandel

Moment mal, war nicht "Zug um Zug" das "Spiel des Jahres 2004"? Richtig! Damals überzeugte das Eisenbahnspiel, bei dem Zug um Zug die Gleise gebaut werden die Fach-Jury. Diesmal ist die so genannte "Legacy"-Version "Legenden des Westens" aus der "Zug-um-Zug"-Reihe als Kennerspiel nominiert.

"Legacy"-Spiel bedeutet, dass sich der Spielplan und eventuell auch das Material im Laufe des Spiels verändert. Neues Material und neue Spielplanteile müssen erst entdeckt werden, bestehende Teile werden eventuell überklebt oder Karten werden verändert. Am Ende hat man dann ein dauerhaftes, spielbares, persönliches und vermutlich einzigartiges "Zug um Zug"-Exemplar.

Der Reiz dieses Spiel liegt darin, dass noch verschlossene Material zu entdecken und möglichst gut für sich zu nutzen. In zwölf Runden, die vom Jahr 1865 bis 1898 gehen, spielt man sich vom Osten der USA bis zum Westen hindurch. Es gilt das bekannte Spielprinzip: Wagenkarten ablegen und eigene Waggons auf der Strecke platzieren. Erweitert wird das durch zusätzliche Ereigniskarten, Postkarten und weitere Elemente. Dabei haben sich die Macher wirklich Mühe gegeben, die Eisenbahnexpansion im 19. Jahrhundert in Amerika gut auf den Spielplan zu bringen.

Das Brettspiel "Zug um Zug legacy - legenden des Westens" aufgebaut auf einem Tisch: Die Jury "Spiel des Jahres" hat das Spiel zum "Kennerspiel des Jahres 2024" nominiert.

Bereits nach der ersten Runde kommt ein Gimmick ins Spiel, dass die Herzen aller Spielefreunde höherschlagen lässt. Es passt thematisch wunderbar in die Eisenbahn-Welt und wird bis zum Spiel-Ende auch dauerhaft für gewisse Veränderungen genutzt. Gerade diese liebevollen Feinheiten und Besonderheiten machen das – zugegeben nicht gerade günstige Spiel – zu einem richtigen Liebhaber-Stück, mit dem man am Ende immer weiterspielen kann. Das ist vom Spielerlebnis her eine absolute Meisterleistung.

Jury "Spiel des Jahres": Bedeutung, Nominierung und Preisverleihung

Wer generell wissen will, was sich bei den Brettspielen und Kartenspielen getan hat, braucht nur einen Blick in die Regale des nächsten Spielzeug- oder Buchladens zu werfen: Die Regale quellen über vor immer neuen Spielen und die sollen beim "Spiel des Jahres" gerade Neulingen und gelegentlich Spielenden Titel ans Herz legen, die besonders lohnenswert zu spielen sind.

Fahnen mit drei Spielfiguren: Diese "Pöppel" in den Farben Rot (Familie), Anthrazit (Kenner) und Blau (Kinder) sind die drei Preise, die die Jury "Spiel des Jahres" jedes Jahr verleiht.
Die drei Spielfiguren, "Pöppel" genannt, in den Farben Rot (Familie), Anthrazit (Kenner) und Blau (Kinder) sind die drei Preise, die die Jury "Spiel des Jahres" jedes Jahr verleiht.

Im aktuellen Jahrgang sind 475 Neuheiten in den Handel gekommen – und die Jury versichert, sie alle gespielt zu haben. Mitte Juni hat sie ihre Top-Titel herausgesucht: Aus den Familienspielen, Kennerspielen und Kinderspielen hat sie je eine Empfehlungsliste von Titeln zusammengetragen, die herausstechen. Und daraus haben sie wiederum je drei Spiele herausgepickt, die für die jeweilige Auszeichnung infrage kommen. Am Sonntagabend, 21. Juli 2024 werden die Gewinner "Spiel des Jahres 2024" gekürt.

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