Die Anfänge der Schauspielerin Zarah Leander
Eine "Peer Gynt"-Vorstellung beeindruckte sie so, dass sie beschloss, Schauspielerin zu werden. 1926 bewarb sich der rothaarige, sommersprossige und rundliche Backfisch an der Königlichen Schauspielschule in Stockholm und fiel bei der Aufnahmeprüfung durch, da sie nie Gesangsunterricht hatte, sondern lediglich als junges Mädchen Klavier und Geige lernte.
Nach mühsamen Anfängen erhielt sie 1929 nach einem Vorsingen beim schwedischen Revuekönig Ernst Rolf das erste große Engagement. Zwei Jahre später gelang der große Durchbruch in der Franz Lehár-Operette "Die lustige Witwe". Ihre Gesangspartie wurde mit Genehmigung des Komponisten eigens für ihre Altstimme transponiert.
Unser Musikexperte erinnert an die Diva mit der tiefen Stimme
Erste Erfolge im Ausland
Das Ausland wurde auf den schwedischen Star aufmerksam und 1936 folgte sie dem Ruf aus Wien. Im musikalischen Lustspiel "Axel an der Himmelstür" feierte sie im deutschsprachigen Europa ein umjubeltes Debüt. Der Komponist Ralph Benatzky urteilte: "Ich habe noch nie einen so musikalischen Menschen getroffen". Zur gleichen Zeit entstand ebenfalls in Österreich ihr erster deutschsprachiger Film "Premiere" mit Theo Lingen als Partner.
So wurde Zarah Leander zum Ufa-Star
Der Regisseur Carl Froehlich holte sie 1937 zur Ufa nach Berlin, deren größter Star sie wurde. Zwischen 1937 und 1943 drehte sie zehn Spielfilme, darunter unter anderem "Zu neuen Ufern", "Es war eine rauschende Ballnacht" oder "Die große Liebe". Die Lieder daraus wie z. B. "Yes Sir" oder "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n" wurden zu Gassenhauern.
Die Entstehungsgeschichten dieser Evergreens waren mitunter turbulent: "Der Wind hat mir ein Lied erzählt" aus dem Film "La Habanera" entstand in letzter Minute und war reiner Zufall. Der Regisseur des Films, Detlev Sierck, wollte unbedingt die Liedtexte selbst schreiben. Als dies nicht glückte, wurde der Textdichter Bruno Balz beauftragt. Unter Zeitdruck schrieb er drei Texte, die Zarah Leander vorgelegt wurden. Kurzsichtig, wie sie war, tippte sie mit dem Finger auf einen der drei Refrains. Es hätte ebenso ein anderer werden können…
Bei dem Film "Der Blaufuchs" standen die Dreharbeiten kurz vor dem Abschluss, als der Komponist Lothar Brühne aufgeregt zu Bruno Balz kam und ihm eröffnete: "Wir müssen noch ganz schnell ein zweites Lied für Zarah Leander schreiben. Zeit haben wir leider keine mehr, greif in die Textmappe." Brühne schrieb eilends eine Melodie zu diesem "abgelegten" Text und kurze Zeit später wurde das Werk Zarah Leander vorgestellt, die sofort begeistert war. Das Lied wurde einer ihrer größten Erfolge: "Kann denn Liebe Sünde sein?".
Zarah Leanders Bruch mit den Nazis
Als der politische Druck zunahm und zudem ihre Villa in Berlin durch die Kriegshandlungen in Mitleidenschaft gezogen wurde, verließ sie 1943 Deutschland und zog sich auf ihr Gut Lönö in Schweden zurück. Die damaligen Machthaber nahmen ihr diesen Schritt übel und ihre Filme und Schallplatten wurden verboten. Auch in ihrer Heimat war sie nicht willkommen, galt als Landesverräterin, Spionin und Saboteurin. Auf ihrem Landsitz widmete sie sich der Kindererziehung und wartete auf ein Comeback.
Rückkehr nach Deutschland
Ende 1948 trat sie erstmals hierzulande wieder auf. Ihre Gastspielreise glich einem Triumphzug. Mehrere Filme folgten und auch in Schweden kehrte sie auf die Bühne zurück. 1958 erlebte sie als "Madame Scandaleuse" in dem gleichnamigen Peter Kreuder-Musical am Wiener Raimund-Theater einen weiteren Höhepunkt ihrer langjährigen Karriere. In den 1960er Jahren folgten die auf sie zugeschnittenen Musicals "Lady aus Paris" und "Wodka für die Königin".
Karriereende und Todesursache
"Adieu, meine Zeit ist nun um" sang sie 1973 auf Schallplatte - passend zu ihrer Abschiedstournee durch Deutschland. Ihr letztes Gastspiel hierzulande gab sie am 24. Juni 1978 im Stuttgarter Renitenz-Theater. Im selben Jahr starb ihr langjähriger musikalischer Begleiter und Ehemann Arne Hülphers. Um diesen Verlust zu überwinden, ließ sie sich dazu überreden, in der schwedischen Inszenierung des Stephen Sondheim-Musicals "Das Lächeln einer Sommernacht" nochmals auf die Bühne zurückzukehren.
Einen Monat nach der Premiere erlitt sie ihre erste Gehirnblutung. Von einem zweiten Schlaganfall im Mai 1981 erholte sie sich nicht mehr und verstarb im Juni darauf im Alter von 74 Jahren.
Zarah Leander: Ihr Leben – kurz und bündig
Lebensdaten | Geboren am 15. März 1907 in Karlstadt (Schweden), gestorben am 23. Juni 1981 in Stockholm. Ihr bürgerlicher Name lautete Sara Stina Hedberg. |
Familie | Der Vater war Instrumentenbauer und Grundstücksmakler. Zarah Leander hatte vier Brüder. |
Ehen | 1926 bis 1932 erste Ehe mit dem Schauspieler Nils Leander, mit ihm bekam sie zwei Kinder. Insgesamt war sie dreimal verheiratet. |
Abschied | 1979 verkündete sie ihren endgültigen Abschied von der Bühne. |
Zitat | Die Zeitung "Die Welt" schrieb zu ihrem 100. Geburtstag: "Neben der Stimme, diesem aus brustigen Alttiefen vibratoreich und durchdringend, sinnlich bebebend und unverkennbar sich aufschwingendem Erregungsorgan erste Güte für jeden Deutschen, war der Name das Wiedererkennbare, wirklich Einzigartige an dieser seltsamen Frau." |