Dr. h.c. Whittaker
Sein Professor gab Roger Whittaker einst den Rat: "Versuche es mit der Musik, ich halte Dir zehn Jahre lang einen Platz an der Uni frei." Dabei hatte sein Student sein Studium der Zoologie, Biochemie und Meeresbiologie an der University of Wales in Bangor erfolgreich abgeschlossen – mit dem zweitbesten Abschluss, den es je an seiner Universität gab. 1962 erhielt er sogar die Ehrendoktorwürde der University of Wales. Daneben machte er schon seit längerer Zeit hobbymäßig Musik.
Musik statt Flora und Fauna für Roger Whittaker
Auch seinem Hochschullehrer war das Talent seines Studenten bei Wohltätigkeitsveranstaltungen der Universität aufgefallen. Eine bei dieser Gelegenheit entstandene Demo-Aufnahme stieß bei einer Schallplattenfirma auf Interesse. Mit "The charge of the light brigade" debütierte er 1962 (mit verkürztem Vornamen) als "Rog Whittaker & His Companions" auf dem Plattenmarkt. Als sich noch während Whittakers Examen mit seiner zweiten Single "Steel Men" ein kleiner Hit einstellte, wurde eine Entscheidung fällig: Showbusiness statt Zoologie und Botanik.
"Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande" – das Sprichwort bewahrheitete sich auch bei Roger Whittaker. Nicht in seiner Wahlheimat England sondern in Holland und Belgien hatte er seinen ersten großen Schallplattenhit. Nach mehreren mageren Jahren eroberte er 1967 mit "If I were a rich man" aus dem Musical "Anatevka" die Spitze der Hitparade. Die Rückseite der Platte beinhaltete seinen selbst komponierten "Mexican Whistler", mit dem er sich beim Publikum als Kunstpfeifer vorstellte. Wegbereiter hierfür war das Songfestival im belgischen Seebad Knokke. Roger Whittaker war Mitglied des britischen Teams, das prompt den Wettbewerb gewann. Dabei war er von einer Teilnahme anfangs wenig begeistert, da es keine Gage dafür gab.
Einzug in die Konzerthallen der Welt
Roger Whittaker bekam nach dem Sieg den renommierten "Preis der Presse" und seine beiden Festival-Titel erschienen in Belgien und Holland als Single, wo sie den ersten Platz der Hitparade erreichten. Von nun an ging es steil bergauf. Erfolgreiche Gastspiele im Pariser "Olympia" oder dem Londoner "Savoy Hotel" öffneten ihm die Türen zu Konzertsälen in aller Welt. In Funk und Fernsehen bekam er eigene Serien und mit "Durham Town" stellte sich 1969 auch in England sein erster großer Hit ein.
1971 hatte er die Idee, im Rahmen einer Rundfunksendung einen Wettbewerb zu veranstalten. Die Zuhörer wurden aufgefordert, Texte und Gedichte zu schicken, von denen er die besten vertonen und eigens für die Sendung aufnehmen wollte. Unter den Einsendungen fand sich "The last farewell" von Ron A. Webster, einem Silberschmied aus Birmingham. Zwar war dieser Beitrag nicht der Gewinner, aber dennoch nahm es Roger Whittaker auf und veröffentlichte den Titel auf der LP "New world in the morning".
Roger Whittakers Welthit "The last farewell"
Vier Jahre später, so schilderte es Roger Whittaker, hörte die Frau eines amerikanischen Programmdirektors bei einer Reise durch Kanada das Lied im Rundfunk. Bei ihrer Rückkehr bat sie ihren Ehemann, das Lied in seiner Radiostation in Atlanta zu spielen. Nachdem der Titel einige Male lief, mehrten sich die Höreranfragen nach Song und Songwriter. Durch Powerplay wurde "The last farewell" nicht nur landesweit bekannt, sondern entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem Welthit. Die Bilanz berichtet von 11 Millionen verkauften Exemplaren.
Roger Whittaker: Teddybär mit Streichel-Stimme
Der Song öffnete ihm die Türen für neue Länder, darunter auch Deutschland, das in seiner Karriere einen besonderen Stellenwert einnahm. Hit reihte sich an Hit, in Funk und Fernsehen war er Dauergast und Mammut-Tourneen führten ihn durch das ganze Land: "Ein Star ohne Skandale, ein Sänger, der ohne Gags und Glamour auskommt, ein Top-Entertainer" oder "Der englische Erfolgssänger mit dem Teddybär-Image und der Stimme mit den vielen Streicheleinheiten" lauteten die Schlagzeilen der Presse.
Zu den zahlreichen Preisen, die er im Laufe seiner Karriere bekam, gesellte sich 2011 ein ganz besonderer hinzu: Für sein Lebenswerk erhielt er die "Krone der Volksmusik", die höchste musikalische Auszeichnung, welche seinerzeit die deutsche Volksmusikbranche vergeben konnte. Obwohl Roger Whittaker so viele deutsche Lieder aufnahm, hat er die Sprache nie richtig erlernt.
Genau das Gegenteil trifft auf seine Ehefrau Natalie zu, mit der er schon seit 1964 verheiratet war. Sie hatte ihre Schulzeit in einem Schweizer Internat verbracht. Zusammen mit ihr schrieb der fünffache Familien- und vielfache Großvater seine Autobiografie "So far so good", die 1986 erschien. Roger Whittaker hatte sich schon seit längerer Zeit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und verbrachte seinen Lebensabend in Südfrankreich.