Für "Goldfinger" musste der Büstenhalter weg
Der internationale Durchbruch gelang Shirley Bassey 1964 mit der Titelmusik zum James Bond-Film "Goldfinger". Die Aufnahmen dauerten die ganze Nacht und es benötigte ungefähr 15 Takes, bis der Titel im Kasten war. Im Finalteil des Liedes musste sie eine Note sehr lange halten, was ihr aber nicht gelang. Plötzlich knisterte es im Studio und ein Büstenhalter flog durch die Luft.
Die Anpassung ihrer Garderobe war die Lösung des Problems und lachend erinnerte sie sich in einem Interview: "Ich trug einen einengenden Büstenhalter." Und dann kam das Ende mit dieser Note: "Ich hielt und hielt sie, schaute zu John Barry, wurde schon ganz blau im Gesicht und er deutete, noch eine Sekunde länger zu halten. Als es endlich zu Ende war, verlor ich beinahe das Bewusstsein. Aber trotzdem fand ich es aufregend und hätte nie gedacht, dass es solch ein Hit werden würde."
Die "Tigerin" von Cardiff
Der Gesang war von Anfang an ihre Passion. Im englischen Cardiff erblickte Shirley Bassey das Licht der Welt, einer Hafengegend, die auch "Tiger Bay" genannt wurde. Später titulieren sie daher die Zeitungen liebevoll als die "Tigerin von Tiger Bay". Die finanziellen Verhältnisse der Familie waren alles andere als rosig. Mit Auftritten in ärmlichen Arbeiterkneipen und als Packerin musste sie zum Lebensunterhalt beitragen.
1953 bekam sie ihr erstes festes Engagement als Sängerin im Chor einer Musikshow, mit der sie durch England tourte. Zwei Jahre später wurde der Bandleader Jack Hylton auf sie aufmerksam und verschaffte ihr einen Vertrag im Londoner West End. Dort entdeckte sie ihr späterer Manager Mike Sullivan, der sie zu einem internationalen Star aufbauen wollte. Anfang 1956, gerade mal 19 Jahre alt, unterschrieb sie ihren ersten Plattenvertrag.
Gleich ihre erste Single "Burn my candle" vom Januar 1956 fiel bei der BBC in Ungnade und wurde wegen eines angeblich unzüchtigen Textes auf den Index gesetzt. Rund ein Jahr später gelang ihr mit der Cover-Version des Harry Belafonte-Hits "The Banana Boat Song" ihre erste Top Ten-Platzierung.
Die britische Presse grätscht dazwischen
Nach den ersten Erfolgen machte auch die internationale Karriere Fortschritte. Doch dann berichtete die englische Presse über Shirleys uneheliche Tochter. Zu jener Zeit ein Skandal sondergleichen, der ihr Ansehen in England erheblich schädigte. Doch vollkommen unerwartet wendete sich das Blatt. Sie bekam die Möglichkeit, innerhalb einer angesehenen TV-Show aufzutreten. Sie bestand darauf, ihren bereits einige Monate alten Titel "As I love you" zu singen und Bassey hatte das richtige Gespür, denn mit ihrem Auftritt stahl sie allen die Show. Augenblicklich setzte eine immense Nachfrage nach dieser Platte ein und wenig später konnte sie damit ihren ersten Nummer 1-Hit verbuchen. Eine wahre "Shirleymania" brach aus.
Gut angesehen im britischen Königshaus
In den 1960er und 1970er Jahren reihte sich Erfolg an Erfolg, sie sang vor dem US-Präsidenten John F. Kennedy im Weißen Haus und mehrfach vor der englischen Königsfamilie, deren Bewunderung sie genießt. Von Königin Elisabeth II. wurde sie 1999 für ihre besonderen Verdienste in der Unterhaltung zur "Dame Commander of the British Empire" erhoben.
Sprunghafte Persönlichkeit
"Ich habe ein beträchtliches Temperament, aber nur wenn es um meine Arbeit geht. Hier habe ich keine Geduld, da muss es vorangehen. Ich kümmere mich um alles, das ist mein Beruf, mein Leben." Und wer mit ihr gearbeitet hat kann bestätigen, dass dies nicht immer angenehm und einfach war. Ihr zweiter Ehemann Sergio Novak beschrieb sie als sprunghafte Persönlichkeit: "Man kann nichts vorhersehen, immer geschieht etwas Neues."
Bodenständig und auf der Höhe der Zeit
Während der 1980er Jahre konzentrierte sich Bassey auf Wohltätigkeitsveranstaltungen und gelegentliche Konzerttouren. Ende der 1990er Jahre gewann sie im Rahmen der Zusammenarbeit mit der britischen Band Propellerheads auch ein jüngeres Publikum. Sie blieb auf der Höhe der Zeit und arbeitete mit aktuellen Popgrößen wie Chris Rea, Gary Barlow oder den Pet Shop Boys zusammen. Nicht aus Notwendigkeit, sondern einzig und allein aus ihrer Liebe zum Beruf und zum Publikum hat sie damit ein neues Kapitel ihrer langjährigen Karriere aufgeschlagen.
Das große Finale
In den vergangenen Jahrzehnten war sie eine absolute Konstante: seit den 50er Jahren konnte sie sich in jedem Jahrzehnt mit mindestens einem Album in den Top 40 platzieren. Sie ist die erste Künstlerin, die dies erreicht hat. 2020 nahm sie mit der Produktion "I owe it all to you" Abschied von der Bühne und der Musikwelt. Sie selbst bezeichnete dieses Album als "das große Finale". In letzter Zeit war Dame Shirley Bassey, die in Monaco lebt, in der Öffentlichkeit kaum noch zu sehen und machte sich auch auf ihren Social-Media-Kanälen rar.
Steckbrief von Shirley Bassey | |
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Geboren | 8. Januar 1937 in Cardiff (Wales) |
Eltern | Der Vater war Seemann mit nigerianisch und west-indischer Abstammung, die Mutter war Engländerin. |
Ehrungen | 1999 von Queen Elisabeth II zur Dame erhoben. Dafür singt Shirley Bassey bei den Feierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum der Königin (2012) und 2016 zum 90. Geburtstag der Monarchin. |
Film | Shirley Bassey ist die einzige Künstlerin, die gleich für drei "James Bond-Filme" den Titelsong vortragen durfte. |