Anfangs lief seine Gesangskarriere nicht sehr erfolgversprechend und er war deshalb entschlossen, künftig nur noch als Komponist und Texter zu arbeiten. Doch dann erreichte ihn 1969 von Giorgio Moroder das Angebot, "Mendocino" zu singen. Zunächst widerstand Holm den Überredungsversuchen von Moroder und dem Team der Plattenfirma und blieb bei seinem Nein. Als er dann allerdings herausgehört hatte, dass man im Falle seiner konsequenten Weigerung eventuell nicht weiter mit ihm als Autor zusammenarbeiten wolle, stimmte er notgedrungen zu.
Auf den Millionenseller "Mendocino" folgte Hit auf Hit
"Die Ausgangslage für mich und für neue Verträge waren nach diesem Millionenseller optimal" erinnerte er sich im Interview. Er sang nur das, wovon er überzeugt war, gründete einen eigenen Verlag und begann auch, selbst zu produzieren. Es folgte Hit auf Hit: "Barfuß im Regen", "Nachts scheint die Sonne" oder "My Lady of Spain" gehören beispielsweise dazu.
Häufig nahm er seine Erfolge auch in anderen Sprachen auf. So bekam er nicht nur hierzulande zahlreiche Preise und Auszeichnungen, sondern auch im Ausland. Im Interview mit SWR4 erzählt Michael Holm auch von wilden Zeiten mit vielen Weltstars wie Keith Richards und ausgelassenen Partys in München.
"Tränen lügen nicht" bringt ihn erneut ganz nach oben
1974 schrieb Michael Holm zu dem italienischen Instrumental-Ohrwurm "Soleado" den deutschen Text "Tränen lügen nicht" und erreichte mit dieser Cover-Version den Spitzenplatz der Hitparaden. Ein Jahr später brachte ihm ein weiterer Italo-Schlager erneut Lorbeeren: "Tornerò" von der Band "I Santo California" wurde bei ihm zu "Wart’ auf mich" und in der deutschen Popbranche kursierte der Merkspruch: "Die Konkurrenz, die zittert, bebt, wenn Holm zum neuen Hit anhebt."
Michael Holm als Schauspieler: "Für flache Filme war ich wenig motiviert"
Seine Aufgaben waren vielfältig, zum Beispiel stand er 1971 als Schauspieler für die Komödie "Mein Vater, der Affe und ich" vor der Kamera. "Wie ich haben viele meiner Kollegen ständig Drehbücher bekommen und viele haben in solchen, meist flachen Filmen erfolgreich mitgemacht. Ich war hier aber wenig motiviert. Sehr gerne hätte ich in einem Krimi mitgespielt." Mit Begeisterung und durchaus auch erfolgreich arbeitete er für das WDR-Fernsehen als TV-Moderator. Seine Sendung "Show nach Wunsch" erzielte Zuschauerquoten von über 50 Prozent.
"Cusco": Instrumental-Projekt von Michael Holm und Kristian Schultze
Mit "Lucille" und "El Lute" gingen die überaus erfolgreichen 1970er Jahre zu Ende. Wenig später dominierte die "Neue Deutsche Welle" die Hitparaden und Michael Holm war, wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen, von heute auf morgen nicht mehr gefragt. Doch zum "alten Eisen" gehörte er trotzdem nicht, denn kurz zuvor startete er ein neues Projekt, welches hierzulande weitgehend unbemerkt ablief. Zusammen mit dem Musiker Kristian Schultze gründete er die Instrumental-Formation "Cusco", die mit ihren Klängen zwischen New Age und Pop enorme Publikumserfolge feiern konnte, die sich weltweit millionenfach verkauften.
Die 90er: Junge Künstler entdecken die Hits der Schlagerlegende
Anfang der 1990er Jahre erinnerte sich auch der einheimische Musikmarkt wieder an Michael Holm. Junge Künstler hatten seine Hits von früher entdeckt und machten sie bei ihrer Generation bekannt. Rocko Schamoni war einer davon, der Michael Holm ins Studio holte, um gemeinsam "Mendocino" im neuen Gewand aufzunehmen. Auch der Techno-DJ Mark ‘Oh bediente sich an einem Klassiker und verpasste "Tränen lügen nicht" einen aktuellen Anstrich. Seine Version "Tears don’t lie" landete in mehreren europäischen Ländern auf Platz 1 der Hitparade.
Michael Holm und Guildo Horn
Der Schlager war plötzlich wieder "in", nicht zuletzt durch Guildo Horn und seine etwas schrille Performance. Diesen hatte Michael Holm während einer Rateshow kennengelernt und aus diesem ersten Treffen entstand letztlich das Guildo-Horn-Chart-Album "Danke!", bei dem Michael Holm der Produzent und damit maßgeblich an der Renaissance des deutschen Schlagers beteiligt war.
Guildo Horn war es auch, der Michael Holm während eines Konzerts spontan auf die Bühne holte und damit den Anstoß für ein neues Kapitel in dessen Karriere gab: das jubelnde Publikum war ausschlaggebend dafür, dass Michael Holm als Live-Künstler zurückkehrte - auf Festen, Tourneen und auf Kreuzfahrtschiffen. Außerdem veröffentlichte er wieder sporadisch neue CDs für alle seine alten und neuen Fans, die auch in der neuen digitalen Musikwelt immer noch Wert auf einen haptischen Tonträger legen.
Michael Holm erfindet seine Lieder neu
Anlässlich seines 80. Geburtstags hat Michael Holm ein Dutzend seiner großen Hits im zeitgemäßen Sound neu veröffentlicht. Für das Album "Holm 80" konnte er eine Reihe namhafter Stars gewinnen, unter ihnen Michelle, Ramon Roselly oder Andreas Gabalier, die seine Hits mit ihm zusammen im Duett präsentieren. Hinzu kommt eine "Special-Version" seines Hits "Tränen lügen nicht", die Otto Waalkes bereits 1976 parodierte: "Dänen lügen nicht" erscheint auf seiner aktuellen CD erstmals als Duett-Fassung.
Der Star privat: Die Familie und die Pferde
Entspannung von den randvollen Terminkalendern fand er in früheren Jahren beim Wasserski und auf dem Rücken der Pferde, von denen er schon immer fasziniert war:
Fast zwanzig Jahre lang besaß er mit dem "Schörghof" ein eigenes Gestüt, das er dann aber aufgab: "Bei einem solch großen Hof muss die ganze Familie mitziehen und es muss eine gewisse Grundbegeisterung vorhanden sein. Bei unseren Kindern war das Interesse nicht in dem Maße vorhanden." Das riesige Anwesen ließ Michael Holm sogar zeitweise zum Biobauern werden. Heute lebt Michael Holm im oberbayerischen Weilheim zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Beate, die er 1991 heiratete.
Bei dem Schlagersänger ist kein musikalisches Ende in Sicht
Dieses von Michael Holm gezogene Resümee bringt es auf den Punkt. Der ehemalige Jura-Student hat diesen Weg konsequent verfolgt - zuerst als Querflötist mit klassischer Musik in der Familie und dann, nachdem er den Rock’n’Roll kennengelernt hatte, mit seiner Gitarre, auf der er sich die ersten Griffe selbst beibrachte. Nach über 60 Jahren im Showgeschäft ist Michael Holm immer noch voller Elan mit dabei. Daher ist seine Hitgeschichte sicher noch nicht zu Ende geschrieben.
Das ist Michael Holm
Geboren | 29. Juli 1943 in Stettin als Lothar Bernhard Walter |
Familie | In zweiter Ehe verheiratet, zwei Kinder - Sohn Maximilian und Tochter Anna Franziska, lebt in Oberbayern |
Hits | "Tränen lügen nicht" kam 1974 auf Platz 1 (Der Komiker Otto machte daraus die Persiflage "Dänen lügen nicht"). Insgesamt hatte Michael Holm sieben Singles in den Top 10. |
Erster Millionenseller | "Desert Island" stammt bereits aus den 1950er Jahren und wurde später in Japan ein Riesenhit. |
Erste Schallplatte | 1961 "Ich will Dich immer wieder küssen" im Duett mit Boy ("Bert") Berger als "Die Missouris" 1961 "Das Lied von der Liebe" als Solist |
Autor | Er schrieb u. a. für Siw Malkmvist, Petula Clark, Ricky Shayne, Rex Gildo oder Peter Alexander. Zudem verfasste er den Text zum Joy Fleming-Hit "Ein Lied kann eine Brücke sein". Ab und an verwendete er das Pseudonym "Sam L. Goldfield". |
Mann der vielen Talente | Zwischen 1966 und 1968 war er in den Sommermonaten bei Radio Luxemburg als Rundfunksprecher tätig. |
Verdient | Holm produzierte Guildo Horn 1998 und sorgte somit wesentlich für das Wiedererstarken des deutschen Schlagers |