Die Bühne und das Reisen liegt Chris Norman quasi im Blut, denn bereits seine Großeltern und Eltern waren im Showgeschäft tätig. So erstaunt es nicht, dass er schon als Dreikäsehoch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stand. Als er sieben Jahre war, bekam er die erste Gitarre. Noch in der Schulzeit gründete er mit zwei Jungs - Alan Silson und Terry Uttley - eine Band.
Stimmbildung in den Pubs der 1960er Jahre
1965 traten sie als "The Elizabethans" erstmals öffentlich auf. Sie tingelten durch die Pubs und Ballrooms und sammelten erste Live-Erfahrungen. Chris Norman erinnerte sich: „In den 1960er und 1970er Jahren habe ich viel in verräucherten Nachtclubs gesungen. Man musste die Stimme ganz schön anstrengen, um beispielsweise einen Little Richard-Song hinzubekommen."
Die Band spielte in der klassischen Beat-Besetzung (zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug) und fiel durch ihren exzellenten Harmonie-Gesang auf. 1968 wechselten sie ins Profilager. Unter dem Namen „Kindness“ kam 1970 die erste Single „Light of love“ auf den Markt, doch wenig später bekam Chris Norman eine schwere Stimmbandentzündung. Nach seiner Genesung hatte er eine wesentlich rauere Stimme - sein späteres Markenzeichen.
Aus "Kindness" wird "Smokey" und dann "Smokie"
Die Zusammenarbeit mit den Produzenten Nicky Chinn und Mike Chapman brachte 1974 die entscheidende Wende zum Erfolg. Zwischenzeitlich war Pete Spencer, ebenfalls ein ehemaliger Schulfreud, zur Band hinzugekommen. Das Quartett nannte sich fortan "Smokey". Während ihre erste Langspielplatte „Pass it around“ noch unbeachtet blieb, sah es mit „Changing all the time“ schon besser aus. Die ausgekoppelte Single „If you think you know how to love me“ brachte den ersten Hit.
Chris Norman erinnerte sich im Interview, dass es sich bei “Smokey” um eine Anspielung auf das Marihuana-Rauchen handelte und sie sich durch diesen Namen ein progressiveres Image geben wollten. Doch bald gab es Ärger: Der amerikanische Soul-Sänger Smokey Robinson drohte wegen der Namensgleichheit mit juristischen Schritten. So musste der gerade erst etablierte Bandname erneut geändert werden. Am 17. November 1975 passten sie einfach die Schreibweise an - mit „Smokie“ waren alle Wogen geglättet.
Und dann kam "Living next door to Alice"
Vor allem in Deutschland flogen "Smokie" die Teenagerherzen zu. In der Jugendzeitschrift „Bravo“ sowie in Ilja Richter’s „Disco“ waren die vier Jungs Dauergäste. „Obwohl wir eigentlich gar nicht an Pop-Singles interessiert waren“, so Chris Norman auf seiner Homepage, gingen allein bei uns dreizehn Titel in die Top Ten. Der erste Nummer 1-Hit gelang im Februar 1977 mit „Living next door to Alice“. Insgesamt neun Wochen belegten sie damit den Spitzenplatz. Doch fast wäre es nicht dazu gekommen...
1976 war die Band zu Plattenaufnahmen in Amerika. Für das Album fehlte allerdings noch ein Song und Mike Chapman schlug "Living next door to Alice" vor, das er schon vor einigen Jahren mit Nicky Chinn geschrieben hatte. Die australische Band "New World" hatte den Song schon mal ohne Erfolg veröffentlicht. Doch "Smokie" mochte das Lied nicht, es ging ihnen zur sehr in die Country-Richtung. Dennoch nahmen sie es auf, allerdings nur für die amerikanische Ausgabe.
Doch die Chefetagen der europäischen Plattenfirmen sahen in dem Song den Single-Hit schlechthin. Schließlich stimmte die Gruppe einer Single-Veröffentlichung zu. Der Rest ist Pop-Geschichte. Auf „Alice“ folgten „Lay back in the arms of someone“ und “Mexican Girl”, der dritte Nummer 1-Erfolg für die Band in Deutschland. Den letztgenannten Song hatten Chris Norman und Pete Spencer selbst geschrieben.
Nach dem Erfolg kam die Trennung
1979 trennten sich „Smokie“ von ihrem Produzententeam „Chinnichap“ und nahmen die Geschicke selbst in die Hand. Für kurze Zeit blieben ihnen die Erfolge weiterhin treu, doch mit neuen Moden wie New Wave und Disco bekamen die Musiker harte Konkurrenz. Die Erfolgskurve bewegte sich entgegen der bisherigen Gewohnheiten konstant nach unten. Hinzu kamen Spannungen untereinander, so dass es 1982 zur Auflösung kam.
Zwischenzeitlich kümmerte sich Norman mehr um seine Familie, aber die Musik stellte er nicht grundsätzlich in Frage. So war das Ende von „Smokie“ gleichzeitig der Anfang seiner Solo-Karriere. Einen ersten Ausflug in dieser Richtung hatte es schon 1978 gegeben, als er zusammen mit Suzi Quatro das Duett „Stumblin‘ in“ aufgenommen hatte. 1992 sollte es mit „I need your love“ noch ein weiteres geben.
Wieder einmal sorgt Dieter Bohlen für einen Superhit
Der Durchbruch als Solist gelang ihm 1986 mit „Midnight Lady“ aus der Feder von Dieter Bohlen. Die Ballade wurde zu einem gigantischen Hit und war der Auftakt für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Pop-Titan. Diese hielt jedoch nur einige Monate an, bevor Chris Norman wieder eigene musikalische Ziele verfolgte und sich auf seine britische Heimatinsel zurückzog. Dort lebt er bis heute mit seiner Frau Linda, die er Ende der 1960er Jahre geheiratet hat, und seinen vier Kindern.
Sein Sohn Brian kam 27. Oktober 2001 bei einem Motorradunfall ums Leben. Dieser Schicksalsschlag war Anlass für Chris Norman, sich als Botschafter für die Stiftung „Kinderhospiz Mitteldeutschland Nordhausen e.V.“ zu engagieren. Zu deren Gunsten gab er einige Benefizkonzerte.
Besondere Verbundenheit mit den deutschen Fans
Mit seinem langjährigen Weggefährten Pete Spencer hatte er eine Fülle von Titeln geschrieben und entwickelte seinen eigenen Sound, später dann auch als Produzent. "Ich mag‘ es nicht, wenn man in ein Studio geht, einen Tag Zeit hat und am Ende einen Song produziert" äußerte Chris Norman in einem Interview. Seine Ideen entwickelt er im eigenen Studio: "Gleichzeitig starte ich damit, diese Songs als Demos aufzunehmen. Erst wenn ich eine ganze Reihe zusammen habe, denke ich konkret über ein Album nach."
Nach diesem Erfolgsrezept arbeitet er nun schon viele Jahre. Seine Tourneen führten ihn um den ganzen Globus und der runde Geburtstag ist ein guter Grund, um wieder unterwegs zu sein. Im Rahmen der „Forever - The 70th Birthday Tour“ gibt er auch bei uns zahlreiche Konzerte, denn Deutschland ist seine zweite Heimat geworden.