Gespräch

Umwelt-Expertin Kemfert zur ARD-Doku „Drama Klimaschutz“: „Wir müssen ran an die internationalen Konzerne“

Stand
Interview
Frauke Oppenberg

In der ARD-Doku „Drama Klimaschutz“ berichten Wissenschaftler*innen, die den Klimawandel erforschen, dass sie mit ihren Erkenntnissen nicht durchdringen. Die angesehene Umwelt- und Energie-Expertin Claudia Kemfert führt im SWR2-Gespräch als Erklärung unter anderem Fake-Kampagnen der internationalen Konzerne an, in denen diese Zweifel am Klimawandel verbreiten.

Schandtaten der Desinformation

Sehr effektiv sei die Arbeit von Regierungen oder Öl- und Gas-Multis. Mithilfe von Desinformations-Kampagnen arbeite man gegen die Erkenntnisse der Forschung.

„Schandtaten“ nennt Claudia Kemfert diese Vorstöße der Wirtschaft. Die Begründung ist aus ihrer Sicht ganz einfach: „Mit dem Verkauf von fossilen Energien konnte sehr viel Geld verdient werden.“

Mit Fake-Instituten gegen Erkenntnisse

Wenn die Forschung aber seit 40 Jahren sage: So kann es nicht weiter gehen, dann breche das Geschäftsmodell von Staaten wie Russland oder der Vereinigten Arabischen Emirate weg. Die Gegenstrategie laute, Fake-Institute zu gründen, die pseudowissenschaftlich arbeiteten und behaupteten: „Den Klimawandel gibt es nicht.“ Das Vorgehen sei insgesamt „sehr, sehr clever“.

Mutlose Politik gegen die Konzerne

Bei den Weltklimakonferenzen und in vielen Ländern seien eigentlich Fortschritte erzielt worden, sagt Kemfert: „Es ist ja nicht nichts passiert.“ Doch dann kämen die Querschläge der fossilen Wirtschaft.

Kemfert glaubt: „Das ist unser Hauptproblem, dass man da stärker ran müsste, auch an die internationalen Konzerne.“ Doch das traue sich die Politik nicht, weil sie angesichts der Propaganda der Wirtschaft um die Wählergunst fürchte.

Verantwortlich sind die Unternehmen

Kalkuliert werde auch mit der Bequemlichkeit der Menschen, sagt Kemfert. Wenn Zweifel gestreut würden an der Tatsache, dass sich der Planet erwärmt, dann wirke sich das aus auf das Handeln der Verbraucherinnen und Verbraucher. Man wälze die Verantwortung auf jeden Einzelnen ab, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Dabei ist sich Kemfert sicher: „Die Verantwortung liegt bei den internationalen Konzernen.“

Klimaschutz als Gewinner

Auf die Frage, ob sie müde sei, weiter für ihre Erkenntnisse und ihren Standpunkt zu kämpfen, antwortet die Forscherin: „Das geht allen so.“ Aber letztlich gehe es nicht anders als weiterzumachen und auf das Klima- Geschehen hinzuweisen.

Sie versuche immer zu vermitteln, dass mehr Klimaschutz sich positiv auswirke. „Das ist eine Win-Win-Win-Situation.“ Das Problem sei allerdings, dass es schwer sei, mit diesen positiven Narrativen gegen die massive Lobbypolitik argumentativ durchzudringen.

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