Seine Anhänger schwören auf Steiners Ideen von Nahrungsmitteln, die nach seinen überlieferten Grundsätzen angebaut und verarbeitet werden. Besonders gut nachgefragt auf dem Markt für strenger kontrollierte Bio-Lebensmittel sind "Demeter"- Produkte. Kritiker bemängeln an "Demeter" vor allem die Kombination einer sinnvollen Bio-Ausrichtung mit umstrittenen esoterischen Gedanken.
Kritik an Homöopathie auf dem Hof
Im Gespräch mit SWR 1 Sonntagmorgen sagt der Blogger und Kritiker der Anthroposophie, Oliver Rautenberg, "Demeter"-Lebensmittel seien nicht unbedingt gesünder als konventionell hergestellte Produkte. "Demeter macht viel richtig", findet Rautenberg, "aber es ist auch ein Aber dabei". Konkret kritisiert Rautenberg, dass in der biologisch-dynamischen Tierhaltung mit homöopathischen Mitteln gearbeitet werde, deren Wirkung anzuzweifeln sei. Auch die Ablehnung von manchen Impfstoffen gegen Tier-Krankheiten ist nach Ansicht des Kritikers bedenklich.
"Demeter" will Tierwohl und Wirtschaftlichkeit verbinden
Der "Demeter"-Verband selbst dagegen bezeichnet die von seinen Mitgliedern betriebene "lebendige Kreislaufwirtschaft" als nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung. Diese geht nach Demeter-Angaben über die EU-Öko-Verordnung hinaus. Sie sei also noch wertvoller als andere Bio-Zertifizierungen.
Der Bauckhof im niedersächsischen Süstedt ist einer der ältesten bio-dynamischen Höfe Deutschlands. Landwirt Carsten Bauck hält auf diesem Demeter-Hof 7600 Legehennen und 12.000 Masthähnchen. Bauck will Tierwohl und Wirtschaftlichkeit vereinbaren und hat 2012 die Bruderhahn-Initiative ins Leben gerufen, um das Schreddern männlicher Küken zu stoppen. Besuchern zeigt er stolz den Unterschied zu Betrieben mit konventioneller Massentierhaltung, der seiner Ansicht nach auch sofort in der Nase auffällt.

Landwirt Bauck bleibt gelassen und stolz
"Wenn du hier reinguckst, hörst, riechst, hast Du nicht so einen Ammoniakdreck und keine kreischenden Hühner", berichtet Bauck. Er arbeitet auch mit anthroposophischen Methoden, vergräbt beispielsweise ein Kuhhorn mit Mist im Boden, um nach der Lehre von Rudolf Steiner die Kräfte des Horns wirken zu lassen. Dass das so viele Leute aufregt, findet er amüsant. Man könne ihn doch machen lassen. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern schade es ja nicht.
Kuhhorn im Acker nicht mehr zeitgemäß ?
Der Anthroposophie-Kritiker Rautenberg dagegen findet, dass Demeter mit einer Mischung aus Alchemie, Astrologie und auch Homöopathie eine "Esotherik auf dem Acker" für Bäuerinnnen und Bauern zur Verpflichtung mache, was er ablehne. Als Beispiel nennt er das oft beschriebene Kuhhorn, das Landwirte nach den Demeter-Richtlinien im Acker vergraben müssten, "damit es kosmische Strahlen aufnimmt". Für Rautenberg sind das "okkult-magische Rituale", die er nicht mehr für zeitgemäß für eine moderne Landwirtschaft hält.
Demeter Landwirt Carsten Bauck hält gelassen dagegen:
Seine Großeltern hatten in den 1930er-Jahren auf Steiners biodynamische Landwirtschaft umgestellt – weniger aus Überzeugung als aus wirtschaftlicher Not, Die intensive Landwirtschaft mit 400 Mastschweinen auf kleiner Fläche, so Bauck, sei irgendwann kollabiert, der Boden verdorben, die Schweine seien ständig krank gewesen. Während seine Grosseltern und auch seine Eltern für ihren bio-dynamischen Weg oft belächelt und ausgegrenzt worden seien, erzählt Bauck, fühlten sich er und seine Kinder jetzt gut wahrgenommen in der Öffentlichkeit. Deutschlandweit gibt es reichlich Kunden, die bereit sind, Demeter-Betriebe durch ihren Einkauf zu unterstützen und weiter zu fördern.

Mehr Respekt für bio-dynamische Höfe erwünscht
Nach einer ausführlichen Untersuchung zahlreicher Demeter-Produkte kommt die Zeitschrift "Ökotest" zu dem Ergebnis, dass auch diese Produkte "nicht automatisch ohne Probleme auskommen". In einigen Test konnten Demeter-Lebensmittel aber als Testsieger überzeugen und nur selten, so "Ökotest", fielen Produkte mit Demeter-Siegel in Tests durch.
Demeter-Landwirt Carsten Bauck wünscht sich für die Zukunft noch mehr Wertschätzung für seine Lebensmittel aus bio-dynmaischer Produktion. Er wird weiter die von vielen belächelte Anthroposophie Rudolf Steiners stolz in die Praxis umsetzen – und wünscht sich, dass dies auch weiterhin genügend Menschen respektieren.