Die Gründe dafür sind laut Christian Firus, Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, vielfältig. Neben einer gefühlt zunehmenden Unsicherheit der Weltlage spiele das Thema Einsamkeit eine große Rolle.
Stark betroffen seien Jugendliche und sehr alte Menschen. Genau diese Bevölkerungsgruppen waren in der Corona-Pandemie besonders einsam und abgeschnitten von sozialen Kontakten, so Christian Firus, der als Oberarzt in der Rehaklinik Glotterbad bei Freiburg arbeitet. Das wirke bis heute nach.
Genderspezifische Anzeichen
Bei Männern könne sich eine Depression auch ganz anders äußern, nämlich durch eine höhere Gereiztheit oder einen starken Alkohol- und Drogenkonsum. Da nach diesen typischen Männer-Symptomen oft weniger gefragt werde, gebe es die weitläufige Annahme, dass Frauen häufiger von Depressionen betroffen sind. Psychotherapeut und Psychiater Firus zufolge erkranken Männer und Frauen aber ungefähr gleichermaßen an Depressionen.
Wege aus der Depression
Um eine Depression abzuklären, sei der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Dann müsse man schauen, wie es weitergeht, etwa in Form einer Psychotherapie. Da die Wartezeiten für einen Therapieplatz lang sind, empfiehlt Christian Firus psychologische Beratungsstellen, die kirchlich oder kommunal betrieben werden. Dort seien die Wartezeiten deutlich kürzer. Auch digitale Angebote wie Depressions-Apps, möglichst von den Krankenkassen zugelassen, könnten helfen, die Wartezeit auf den Therapieplatz zu überbrücken.
Darüber hinaus rät Christian Firus, sich mit Positivität zu beschäftigen: Das bedeute nicht, so zu tun, als ob es keine Probleme gäbe, sondern auf das zu schauen, was trotz der Belastung gerade gut laufe. Was sind meine Fähigkeiten und Stärken, wofür bin ich dankbar? Auch Bewegung und soziale Kontakte könnten helfen, der depressiven Erkrankung entgegenzuwirken.
Gute Ernährung ist wichtig
Auch gesunde Ernährung kann eine Depression lindern. Das weiß Dr. Matthias Riedl. Er gehört zu den Ernährungs-Docs des NDR. Wie neue Studien zeigten, steigern Lebensmittel wie Zucker, viel Salz, Frittiertes oder Softdrinks das Risiko für Ängstlichkeit und Depressionen, berichtet der Internist und Diabetologe. Eine Umstellung auf eine gesunde Ernährung sei darum als begleitende Maßnahme gegen Depressionen dringend zu empfehlen.
Gute Ernährung, das bedeute pflanzenbasiert und artgerecht: 500 Gramm Obst und Gemüse am Tag, pflanzliche Proteine und gesunde Fette. Auch eine gesunde Darmflora kann laut Matthias Riedl gegen Depressionen helfen. Die Darmflora sei nämlich in der Lage das Kuschel- und Wohlfühlhormon Oxytocin produzieren. Wer es nicht alleine schaffe, seine Essgewohnheiten zu prüfen, könne sich bei Ernährungsmedizinern Hilfe holen.