Nach den Olympischen Spielen ist vor den Paralympischen Spielen: Vom 28. August bis 8. September 2024 finden die Paralympics in Paris statt. Dabei treten 4.400 Athleten mit Behinderung in 22 Sportarten gegeneinander an. Der internationale Wettkampf lenkt den Fokus auf Inklusion im Sport. Auch bei uns in Deutschland.
Menschen mit Behinderung: Mehr als die Hälfte treibt keinen Sport
Immerhin haben laut Statistischem Bundesamt knapp zehn Prozent der Menschen in Deutschland eine Schwerbehinderung. Doch beim Thema gesellschaftliche Teilhabe hakt es noch vielerorts - etwa in Sportvereinen. Rund 55 Prozent der Menschen mit Behinderungen treiben nach Angaben des 2021 vorgestellten Teilhabeberichts der Bundesregierung keinen Sport. Der Anteil bei Menschen ohne Behinderung liegt hingegen bei 32 Prozent, so die Experten im Bericht. Bewegung kann gerade für Personen mit Behinderung sehr förderlich für ihre Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe sein.
Inklusion im Sportverein: Ausrüstung oft zu teuer
Noch gibt es nach Angaben des Deutschen Behindertensportverbandes zu viele Barrieren, die Menschen mit Behinderung davon abhalten, Sportvereinen beizutreten. Das fängt schon beim Finanziellen an. Spezielle Ausrüstungen wie Rollstühle, Prothesen oder Ähnliches kosten oft viel Geld. Hinzu kommt, dass nicht alle Sportstätten und Hallen behindertengerecht zugänglich sind, oder keine für Parasport ausgebildeten Trainer anstellen können. Außerdem bieten nicht alle Vereine Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung an. Auch das ist hinderlich bei der Inklusion.
Handlungsbedarf sieht auch Michael Hüttner. Er ist Präsident des rheinland-pfälzischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands (BSV). "Wir haben nach meiner Auffassung zu wenig allgemeine Sportvereine, die halt eben auch den Menschen mit einer Beeinträchtigung ein Sportangebot unterbreiten. Wir haben viele separate Vereine, die im Prinzip nur Menschen mit einer Behinderung das Sportangebot unterbreiten", so Hüttner im Gespräch mit SWR1. "Wir haben selbst im BSV etwa 400 Vereine und beim Landessportbund knapp 6.000, die organisiert sind", erzählt Hüttner.
Parasport: Es fehlt an Nachwuchs
Im Parasport fehle es aber auch an Nachwuchs, sagt Hüttner. Mitglieder des Verbands würden verstärkt an Schulen gehen, um Nachwuchs anzusprechen. Der Verband biete zudem eigene Angebote, bei dem beispielsweise eine Person mit Rollstuhl an Schulen geht. Talentscouts würden zudem interessierte Kinder und Jugendliche an Vereine vermitteln, sagt er.
Auch Mandy Pierer, Inklusionsmanagerin beim Sportverein für Rollstuhlbasketball MTV Stuttgart, berichtet vom Nachwuchsmangel: "Wir versuchen jetzt mit unserem Projekt ‚Restart‘ sozusagen den Rollstuhlbasketball von unten zu füttern. Das bedeutet, dass man eher ein breitensportliches Angebot macht, zu dem man auch Menschen ohne Behinderung zulässt, die einfach Freude daran haben auch im Sitzen Basketball zu spielen." Sportler mit und ohne körperliche Einschränkung sollen auf diese Weise zusammentreffen.
Dass jetzt mit den Paralympics der Fokus auf Spitzensportler mit Behinderung rückt, stimmt viele engagierte Menschen im Bereich des Behindertensports hoffnungsvoll.
"Insgesamt erhoffe ich mir neben den Möglichkeiten, dass wir in Zukunft eine bessere Aufmerksamkeit haben, dass die Sportler, die wir dorthin schicken, zum großen Teil erstmal Spaß haben. Und wenn der eine oder andere Erfolg herauskommt, dann sind wir umso stolzer dabei", so Hüttner vom BSV Rheinland-Pfalz.