Insgesamt etwa 360.000 junge Menschen engagieren sich bei uns in Deutschland als Ministrantinnen und Ministranten. Sie tun Woche für Woche ihren Dienst bei den Gottesdiensten in den Kirchengemeinden. Viele kommen außerdem wöchentlich zu Gruppenstunden zusammen. Auch Ferienfreizeiten im Sommer gehören oft zum Programm. Für viele ist der Ministrantendienst auch der Einstieg in ein weiteres Ehrenamt in der Kirchengemeinde, im Pfarrgemeinderat oder bei der Sakramentenvorbereitung. Rund 36.000 werden in Rom bei der internationalen Ministrantenwallfahrt vom 29. Juli bis zum 3. August 2024 dabei sein.
Intensive Begegnungen
Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf wird einer der deutschen Bischöfe bei der internationalen Ministrantenwallfahrt sein. Für ihn sei die Teilnahme auch persönlich wichtig, sagt der Bischof im SWR1-Interview, "weil es natürlich auch ganz schön ist für mich, diesen jungen Menschen zu begegnen, mit ihnen unterwegs zu sein, mit ihnen zu sprechen, zu feiern und auch Rom zu erleben".
Zeichen für eine lebendige Kirche?
Bischof Kohlgraf ist dankbar für die große Zahl junger Menschen, die an der Wallfahrt teilnehmen. Gerade in der aktuellen Krise der katholischen Kirche in Deutschland durch Mitgliederschwund und Missbrauchsaufarbeitung sei das ein positives Zeichen. "Man muss die Probleme der Kirche nicht kleinreden, aber man kann auch mal darauf hinweisen, dass wir nicht alles falschmachen. Also, ich glaube, es gibt kaum eine Institution, die so viele Jugendliche … auf den Weg bringt. Ich denke auch an andere Aktionen der Jugendarbeit, die 72-Stunden-Aktion, wo Jugendliche sozial unterwegs sind. Da passiert schon auch noch eine ganze Menge", so Kohlgraf.
Große deutsche Beteiligung
Mehr als 36.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 27 Jahren werden aus Deutschland in Rom erwartet. Die deutschen Gruppen bilden traditionell das größte Kontingent bei den Ministrantenwallfahrten. Aus dem Erzbistum Freiburg und dem Bistum Rottenburg-Stuttgart kommen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In Freiburg gibt es hierfür eine eigene Projektgruppe, deren Leiter Stephan Raab ist. Eine riesige logistische Herausforderung ist die Wallfahrt für Raab. Für 6.000 Jugendliche wurden Zimmer in rund 50 Hotels gebucht, über 100 Busse bringen sie nach Rom, drei Lkws transportieren außerdem Material und technisches Equipment für die gemeinsamen Gottesdienste über die Alpen.
Vielfältiges Programm
Ähnlich wie bei den katholischen Weltjugendtagen, die alle zwei Jahre stattfinden, erleben die Jugendlichen bei der Ministrantenwallfahrt, wie international die katholische Kirche ist. So werden beim diesjährigen Treffen in Rom Jugendliche aus ganz Europa zu Gast sein, aber auch aus den USA. Oft entstehen bleibende Kontakte. Das Begleitprogramm bietet Gottesdienste, Konzerte und eine große Papst-Audienz. Und es ist Zeit für die Gruppen, ein eigenständiges Besichtigungsprogramm zu gestalten.
Von Worms nach Rom
Die internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom sei etwas Unvergessliches, sagt der Wormser katholische Geistliche Lévi Hinglu. Er wird zusammen mit einer Gruppe von 30 Ministrantinnen und Ministranten in Rom sein und freut sich besonders auf die Erfahrung der Gemeinschaft und auf die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. "Gerade verlieren wir Menschen, wir verlieren auch Ministranten, sie kommen selten … in den Gottesdienst, aber ich glaube, diese Romwallfahrt könnte auch eine Chance für uns sein." Gruppenleiter Hendrik Landua pflichtet dem Geistlichen bei: „Da ist noch eine ganz große Masse an Jugendlichen, jungen Erwachsenen, die sich für den Glauben begeistern, die etwas gemeinsam haben und die das dann auch gerade in so einer Woche auch ganz offen allen anderen … erzählen können, weil Rom zu einem großen Ort wird, wo man sich begegnet, der vielleicht hier im Alltag unterm Jahr häufig fehlt. "Den Papst bei der Audienz einmal "in Echt“ zu sehen und nicht nur im Fernsehen, das ist auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Worms ein wirkliches Highlight des Programms. "Das wird ziemlich cool!", meint einer der "Minis".
Bewegende religiöse Erfahrung
Teilnehmer früherer Treffen erzählen von Erfahrungen, die sie nicht missen möchten. Vor allem die Gottesdienste, die speziell auf die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen ausgerichtet sind, blieben in Erinnerung, sagen sie. Auch die große Papst-Audienz im Verlauf des Treffens bewegt immer viele. Außerdem ist das große Gemeinschaftserlebnis eine Ermutigung, sich weiter vor Ort zu engagieren. Bischof Kohlgraf: „Das ist eine ganz, ganz starke Motivation auch für die kleinen Gruppen …, vor Ort zu sehen: wir sind Teil eines Größeren.“
Begeisterung steckt an
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der selbst in Rom dabei sein wird, wünscht sich, dass die Erfahrungen der Wallfahrt nicht nur eine begrenzte Wirkung für die Jugendlichen haben werden. Kohlgraf im SWR-Interview: „Zum einen würde ich mir wünschen, dass sie sagen, ich habe noch einmal erlebt, wie schön der Glaube an Gott, an Jesus Christus sein kann in dieser Kirche, und zum anderen würde ich mir wünschen, dass sie sagen, wir bringen diese Begeisterung auch mit in die Gemeinden und in die Gruppen vor Ort. Das ist erfahrungsgemäß nach den letzten Jahren immer so gewesen, das hat nachgewirkt.“