"Happy Ramadan" steht auf einem Schriftzug, der über einer Fußgängerzone in Frankfurt hängt.

SWR1 Sonntagmorgen

Fasten, Verzicht und Glaube

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Autor/in
Nadia El-Gonemy

Jetzt, im März, beginnt der Fastenmonat Ramadan für Musliminnen und Muslime. Doch das Fasten gibt es in verschiedenen Religionen. Wie hängen Verzicht und Glaube zusammen?

Eine Mondsichel am Himmel kündigt jedes Jahr den islamischen Fastenmonat an. Der Ramadan orientiert sich am Mondkalender. In diesem Jahr beginnt die Fastenzeit in der dritten März-Woche. Eine besondere Zeit für Musliminnen und Muslime fängt an. Für alle, die fasten, ändert sich für einen Monat der Tagesablauf.  

Verzicht als religiöse Erfahrung 

Etwa dreizehn Stunden verzichten gläubige Muslime und Musliminnen in Deutschland auf Nahrung und Essen, oft trotz Arbeit oder Schule. Das Mittagessen fehlt. Viele stehen vor der Morgendämmerung noch einmal auf, um etwas zu essen und zu trinken. Gleichzeitig erleben die Muslime den Monat mit seinen Traditionen als Zeit der Besinnung, der Einkehr, des Gebets und der Gemeinschaft.

Das Fasten in den verschiedenen Kulturen hat einen gemeinsamen Effekt: "Es ist eine Übung (...), um das letzte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Man reinigt sich durch das Fasten, man stärkt sich dadurch und man baut Abhängigkeiten ab", erklärt Religionswissenschaftler Michael A. Schmiedel im Gespräch mit dem SWR: 

"Viele sagen, sie gewinnen die Freiheit sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sinnliche Genüsse lenken nach der Auffassung davon ab."

Stärke und Disziplin für sich selbst und andere

Wenn die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse und Triebe weniger Raum einnimmt, stärkt es die Rücksicht auf die Bedürfnisse von anderen Menschen, erklärt Michael A. Schmiedel: "Gerade Muslime achten darauf, dass sie am Abend (...) ihr Essen mit den Armen teilen." Doch auch der Gläubige selbst erfährt Vorteile: "Das Fasten ist manchmal verbunden mit der Vorstellung, dass man eigene Verdienste dadurch sammelt, dass man Pluspunkte bei Gott (...) dazugewinnt", erklärt der Religionswissenschaftler.

Fasten für die Gesundheit

Neben dem Christentum und dem Islam kennen auch zahlreiche andere Religionen das Fasten als religiöse Praxis. Nicht immer aber ist das Fasten religiös motiviert. Manche fasten aus gesundheitlichen Gründen, andere für die Optik. Das führt Schmiedel auf unsere Lebensweise zurück: "Es hat etwas mit unserer Leistungsgesellschaft zu tun (...) und mit der Übersättigung. (...) Man wird sehr gefüttert mit den Früchten der Leistung: mit Luxus und der Vielfalt an Nahrungsangeboten. (...) Wenn man den Körper aber zu sehr schädigt, ist er nicht mehr leistungsfähig genug." Schmiedel selbst praktiziert aus gesundheitlichen Gründen das Intervallfasten. 

Highlights im Ramadan: Die Nacht der Bestimmung und das Ramadan-Fest

Muslime und Musliminnen erinnern am 27. Tag des Monats an die Offenbarung des Korans. Diese sogenannte Nacht der Bestimmung ist ein religiöser Höhepunkt im Monat und wird auch als "Lailat-ul-Qadr" (arabisch) oder "Kadir gecesi" (türkisch) bezeichnet. Ein weiteres Highlight folgt auf die Fastenzeit. Das große Fest "Eid al-Fitr" (arabisch) / "Ramazan Bayramı" (türkisch), das die Fastenzeit beendet, dauert drei Tage. Kinder freuen sich oft über Geschenke, in den Moscheen wird gemeinsam gebetet. Bis zu diesem Festtag muss auch die Almosensteuer "Zakat" gezahlt werden.

Manche sprechen auch vom Zuckerfest

Die Bezeichnung "Zuckerfest" geht auf die osmanische Zeit zurück. Ihre Ursprünge sind nicht ganz klar. Eine Vermutung ist, dass die Bezeichnung durch eine Lautverschiebung entstanden ist. Das türkische Wort für Dank (Şükür) könnte sich so zum türkischen Wort für Zucker (Şeker) hin verschoben haben.

Moderator Hans Michael Ehl

Moderator am Sonntagmorgen Hans Michael Ehl

Moderator am Sonntagmorgen

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Nadia El-Gonemy