Der Standpunkt in unserer Sendung

Beim Bafög wird geknausert. Von Anja Braun

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Autor/in
Anja Braun

Gleich vorneweg. Das Bafög beträgt zur Zeit 452 Euro pro Monat. Das reicht nicht aus - klagen Betroffene wie Sozialverbände und auch das deutsche Studierendenwerk. Das Existenzminimum ist damit unterschritten. Dabei hat die Inflation die Studierenden genauso getroffen. Die Lebenshaltungskosten sind stark gestiegen. Dazu kommt: WG-Zimmer kosten heute gern 500 Euro aufwärts- und das nicht nur in angesagten Studienstädten wie München, Stuttgart, Heidelberg oder Frankfurt. Beim Bafög werden dafür allerdings gerade mal 360 Euro veranschlagt - das deckt an vielen Studienorten nicht mal die Miete eines kleinen WG-Zimmers ab. Deshalb ist hier der drängendste Handlungsbedarf. Es wäre nur fair, Wohngeld und BAföG-Sätze endlich an die tatsächlichen Lebenshaltungskosten von Studierenden anzupassen. Doch das sieht das Bundesbildungsministerium leider anders. Es plant in seiner Gesetzesvorlage eine Nullrunde für die Studierenden. Statt der Anpassung der Bafögsätze an die Realität wird nur ein bißchen Window Dressing betrieben. So werden die Freibeträge der Eltern um 5 Prozent - also etwas angehoben- das macht den Kreis derer größer, die grundsätzlich Bafög bekommen können- was gut ist- aber: die Beträge reichen trotzdem nicht aus, um studieren zu können - ohne finanzielle Nöte oder ohne nebenher zu jobben. Auch das Versprechen, dass es einfacher werden soll, das Studium zu verlängern oder das Studienfach zu wechseln, ohne den Bafög-Anspruch zu verlieren, ist gut – das wird schon seit Jahrzehnten gefordert- reicht aber nicht aus. Genauso ein Tropfen auf den heißen Stein sind die 1000 Euro Starthilfe für bedürftige Studierende zu Beginn des Studiums. Hübsche Idee - hilft auch, wenn man zunächst mal einen Laptop bezahlen muss, teure Lehrbücher oder einen Schreibtisch. Doch was ist danach? Viele wissen nicht mehr, wie sie steigende Lebenshaltungskosten und galoppierende Mieten bezahlen sollen. Etwa 40 Prozent der Studis in Deutschland sind nach Zahlen des statistischen Bundesamtes von 2022 armutsgefährdet. Hier gilt es gegen zu steuern. Stattdessen wird geknausert. Mir unverständlich, denn wir brauchen doch gut ausgebildete Fachkräfte. Dass Menschen ihr Studium aus finanziellen Gründen abbrechen oder es ewig in die Länge ziehen, um es durch Nebenjobs finanzieren zu können, sollte nicht sein. Das kostet die Gesellschaft auf Dauer deutlich mehr als wir aufbringen müssten, um jedem Studierenden das Existenzminimum zu finanzieren.

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Anja Braun