Symbole der Weltreligionen: OM-Symbol für Hinduismus, Menora (siebenarmiger Leuchter) für das Judentum, Kreuz für das Christentum, Koran für den Islam und Buddhafigur für Buddhismus

SWR1 Sonntagmorgen

Spirituell, friedliebend, unerbittlich - Zum Weltreligionstag am 21.01.2024

Stand
AUTOR/IN
Hans Michael Ehl

Er soll für ein Klima der Verständigung werben, der Weltreligionstag. Immer im Januar wird er begangen. Initiiert haben ihn 1950 Anhänger der Bahai-Religion in den USA.

Die Einheit der Religionen

Bei den Bahai handelt es sich um Anhänger einer relativ jungen Religion. Entstanden ist sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine der Grundüberzeugungen ist die innere Einheit der verschiedenen Religionen. So werden bei Treffen der Bahai zum Beispiel Texte unterschiedlicher religiöser Traditionen vorgelesen und studiert.

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Konfliktpotential Religion

Am Weltreligionstag soll an die verbindende Kraft von Religionen erinnert werden. Bis heute werden aber auch Kriege und Konflikte zwischen Anhängern verschiedener Religionen ausgefochten. Religionen scheinen in sich nicht nur das Potential zu tragen, ein friedliches Zusammenleben von Menschen zu fördern, sondern auch Aggressionen zu wecken. Wenn Religionen zum Beispiel einen Exklusivitätsanspruch vertreten, wie das die römisch-katholische Kirche lange gegenüber anderen christlichen Kirchen tat, liegt es nahe, diesen Anspruch auch konkret umsetzen zu wollen. Auch ein sehr ausgeprägter missionarischer Anspruch, alle von der Wahrheit der eigenen Religion zu überzeugen, hat oft zu Kriegen und Konflikten zwischen Religionen beigetragen. So zum Beispiel im frühen Islam, der sich gegen die herrschenden Religionen durchzusetzen versuchte.

Mitarbeiter des 31. Evangelischen Kirchentages glätten ein Plakat mit fünf Symbolen von großen Weltreligionen. Auf dem Plakat sind (v.o.l.n.u.r.) die Symbole für Hinduismus, Christentum, Judentum, Buddhismus und Islam zu sehen.

Als Friedensstifter fraglich

Dass Religionen immer zu einem friedlichen Zusammenleben von Menschen beitragen, ist eher eine Wunschvorstellung. Es sei nicht grundsätzlich davon auszugehen, sagt der Tübinger Religionswissenschaftler Bernhard Maier in SWR1 Sonntagmorgen, "dass Religionen als Religionen … per se unbedingt und in jedem Fall für Frieden sind und für Frieden werben. Wir haben in der Religionsgeschichte jede Menge Beispiele, wo Religion Gewalt mit verursacht, mit legitimiert und begründet hat und das setzt sich ja auch in der Gegenwart fort".

Instrumentalisierung von Religion

Oft werden Religionen auch missbraucht, um Ansprüche umzusetzen, die nicht in der Religion selbst begründet sind. Bernhard Maier: "Es ist schon so, dass Religion in vielen Fällen eben auch eine absolute und nicht hinterfragbare Begründung zu liefern beansprucht und das kann natürlich dazu führen, dass dann Gebote, die im Namen der Religion ausgesprochen werden, eine höhere Durchschlagskraft … haben, als etwas, was von weniger unumstößlichen Grundlagen abgeleitet wird." Nicht jeder Konflikt, der religiös begründet wird, habe tatsächlich auch in der Religion seinen Ursprung, so Maier.

Dialog fördern

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Der jährlich am dritten Sonntag im Januar begangene Weltreligionstag will dazu anregen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, Berührungsängste abzubauen und konstruktive Dialoge miteinander zu führen. Beispiel für eine Annäherung von Religionen ist die "Gemeinsame Erklärung über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt" (Im Wortlaut: Die gemeinsame Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen - Vatican News), die am 4. Februar 2019 von Papst Franziskus und vom Kairoer Großimam, Sheikh Ahmad Mohammad Al-Tayyeb, in Abu Dhabi unterzeichnet wurde. Das gemeinsame Dokument soll zu einem "Leitfaden einer Kultur des gegenseitigen Respekts werden, im Verständnis der großen göttlichen Gnade, die alle Menschen zu Brüdern macht".

Michael Lehmann, SWR Redaktion Religion, Migration und Gesellschaft

Moderator am Sonntagmorgen Michael Lehmann

Moderator am Sonntagmorgen

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