Der Standpunkt in unserer Sendung

Flagge zeigen, aber auch differenzieren. Von Ulrich Pick

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Autor/in
Pick, Ulrich

Flagge zeigen, aber auch differenzieren - ein Kommentar zu den zahlreichen "Demonstrationen gegen rechts" in Folge des Geheimtreffens von Rechtsextremen und Identitären zur Remigration.

Flagge zeigen, aber auch differenzieren

Um es gleich vorwegzusagen: Dass in diesen Tagen tausende Menschen auf die Straße gehen und öffentlich gegen die wachsende Radikalisierung der AfD und sogenannte Remigrationspläne demonstrieren, finde ich gut. Denn diese Ideen ähneln auf verhängnisvolle Weise dem "Madagaskar Plan" der Nazis, mit dem diese in den 30er Jahren rund vier Millionen Juden nach Afrika deportieren wollten.

Doch obgleich mir diese Kundgebungen wichtig und richtig erscheinen, halte ich es für falsch, wenn dabei pauschal von "Demonstrationen gegen rechts" gesprochen wird. Da müssen wir schon genauer hinschauen und auch differenzieren. Fremdenfeindlichkeit, Geschichtsrevisionismus oder gar nationalsozialistisches Gedankengut sind schließlich nicht mit einer bürgerlichen und konservativen Haltung gleichzusetzen - auch wenn bekennende Linke immer wieder pauschal behaupten, all dies sei „rechts“. Ich neige selber manchmal zu konservativen Ansichten – jedoch verwahre ich mich in aller Deutlichkeit dagegen, mit Rechtsextremen oder gar Nazis gleichgesetzt zu werden, gegen die ich demonstriere.

Ich habe allerdings noch ein anderes Problem. Viele Konservative, die grundsolide Demokraten sind, grenzen sich für meine Begriffe zu wenig gegen extreme Rechte ab. Dies gilt auch und gerade für gewisse Teile der CDU. So sollen ja Mitglieder der Partei an eben jenem Geheimtreffen zur "Remigration" teilgenommen haben, das jetzt so viele Menschen zu Recht erregt. Was in aller Welt hatten sie in diesem Kreis zu suchen?

Wer der Gefahr des wachsenden Rechtsextremismus stoppen will, muss also zweierlei tun: Erstens mutig Flagge zeigen und zweitens auch differenzieren. Denn wenn der Eindruck erweckt wird, dass alle rechts der Mitte als Nazis gelten, dann können sich die echten Nazis freuen.

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Pick, Ulrich