Wir haben darüber mit Dr. Ulrich Matthes gesprochen, dem Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz. Er erklärt uns, wo im Land die Gefahr vor Zecken gerade besonders hoch ist.
SWR1: Zecken im Januar und Februar – müssen wir uns daran gewöhnen?
Dr. Ulrich Matthes: Daran müssen wir uns in Folge des Klimawandels gewöhnen, weil die Winter milder und feuchter werden. Zecken brauchen Temperaturen oberhalb von fünf Grad, und die haben wir zunehmend in den Wintern.
Wenn wir auf den zu Ende gehenden Winter schauen, dann hatten wir nur eine sehr kurze Periode, in der die Temperaturen dann deutlich unter fünf Grad waren. Also die Zecken waren im Prinzip den ganzen Winter über im Aktivitätsmodus.
SWR1: Im Aktivitätsmodus – das klingt für uns gar nicht gut. Wo ist denn die Gefahr durch Zecken in Rheinland-Pfalz am größten?
Matthes: Die am weitesten verbreitete Art bei uns ist der gemeine Holzbock. Und den gibt es inzwischen im gesamten Land, also auch in den höheren Mittelgebirgslagen von Eifel, Hunsrück und Westerwald, wo die Zecke eben früher nicht vorkam. Die Zecke mag vor allem feuchtwarme Lebensräume. Sie hält sich bevorzugt in Wäldern auf, aber auch an Waldrändern und in Gebieten mit Gras und Strauchvegetation.
SWR1: Das heißt, wenn wir einen Spaziergang machen, sollten wir auch jetzt im Winter schon schauen, ob sich eine Zecke niedergelassen hat? Andererseits sind wir um diese Jahreszeit noch relativ dick eingepackt...
Matthes: Genau, gut eingepackt sind wir schon sehr gut geschützt. Es ist ganz wesentlich, dass wir möglichst geschlossene Kleidung tragen, auch geschlossene Schuhe – im Winter sowieso. Und wir sollten helle Kleidung tragen, weil die Zecken ja nur wenige Millimeter groß sind. Und dann können wir diese dunklen Tiere einfach schneller erkennen.
SWR1: Wenn ich auf meinem Körper eine Zecke entdecke, dann gilt immer noch: schnell entfernen und der Kopf muss auf jeden Fall raus, oder?
Matthes: Auf jeden Fall. Man sollte nach einem Aufenthalt im Freien oder nach dem Duschen den Körper sehr genau absuchen und die Zecke möglichst schnell innerhalb der ersten zwölf Stunden entfernen. Mit Spezialwerkzeug, mit einer Zange oder Zeckenschlinge. Und da sollte auch der Kopf raus.
SWR1: Sie sagen mit Spezialwerkzeug. Es gibt aber doch auch diesen EC-Karten Trick. Oder funktioniert er nicht?
Matthes: Der funktioniert auch. Also es gibt Karten, die haben einen kleinen Ausschnitt, und da kann man dann sehr gut angreifen unterhalb des Kopfes und kann die Zecke damit ganz gut herauslösen aus dem Körper.
SWR1: Durch Zeckenbisse kann es ja zwei Krankheiten geben. Einmal die Borreliose, gegen die man sich nicht impfen lassen kann, und FSME. Dagegen kann man sich impfen lassen. Empfehlen sie diese Impfung?
Matthes: Wir empfehlen die Impfung vor allem in Risikogebieten, beziehungsweise, wenn Sie in solche Risikogebiete fahren. In Rheinland-Pfalz ist die Gefahr noch nicht so groß. Wir haben bisher im Prinzip nur den Landkreis Birkenfeld als Risikogebiet. Das heißt aber nicht, dass es in anderen Gebieten keine Gefahr von FSME gibt. Also generell würde ich die Impfung gegen Zecken empfehlen.
SWR1: Das heißt, Zecken gibt es inzwischen fast überall in Rheinland-Pfalz, aber nicht jede Zecke überträgt irgendeine Krankheit.
Matthes: So ist es. Wir haben sehr unterschiedliche Krankheitslasten, bei Borreliose sehr, sehr viel häufiger. Es sind etwa 30 bis 50 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert. Bei FSME ist es deutlich weniger, da sind es unter einem Prozent der Zecken. Aber wenn wir uns in einem Risikogebiet aufhalten, dann müssen wir aufgrund der insgesamt großen Anzahl an Zecken auch mit Infektionen rechnen.
Weitere Informationen zum Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz finden Sie auf der offiziellen Homepage des Zentrums.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.