Laut "statista" hört fast jeder zweite Mensch in Deutschland regelmäßig Podcasts. Und diese Zahlen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Das liegt vermutlich auch an dem immer weiter steigenden Angebot auf dem Podcast-Markt, der viel mehr bietet als nur "Laber-Podcasts".
Für gefühlt jedes noch so spezielle Thema gibt es jemanden, der einen Podcast dazu gemacht hat. Und genau das macht auch die Faszination Podcast aus – jeder findet dort sein Thema (oder vermutlich mehrere), wenn man grundsätzlich offen ist für Podcasts. Aber weil quasi jeder einen Podcast machen kann und es so viel gibt, worüber es sich zu reden lohnt, gibt es auch eine unglaubliche Masse an Podcasts, die schwer zu überblicken ist und auch überfordernd sein kann.
Die persönlichen Lieblings-Podcasts aus unserer SWR1 Redaktion
- "Too Many Tabs"
- "ESC Update"
- "OMG! Meine Mudder!"
- "Das wahre Leben"
- "Telephobia – Dieser eine Anruf"
- "Kalk und Welk"
Seid ihr auch manchmal ganz plötzlich fasziniert von einem Thema, von dem ihr vor fünf Minuten nicht einmal wusstet, dass es existiert? So geht's mir jeden Mittwoch mit der neuen Folge von "Too Many Tabs". Hinter kuriosen und oft nichts sagenden Titeln wie "Stick Nation" oder "Emokrieg" verbergen sich fantastische Geschichten, die absurd kurios, schockierend oder einfach nur unterhaltsam sind.
Die beiden Moderatoren Caro Worbs und Miguel Robitzky sagen über sich selbst, dass sie "zu viel im Internet sind und meistens auch zu tief". Sie stürzen von einem Kaninchenloch ins nächste. Und dieses Wissen, was hinter jedem nächsten Link steckt, das muss ja irgendwo hin, also landet es genau in diesem Podcast.
Dabei geht es immer um Themen, die zwar spannend sind aber eigentlich auch herrlich unwichtig. Diese Formulierung klingt komisch, trifft es für mich aber auf den Punkt. Damit befriedigt der Podcast bei mir gleich zwei Bedürfnisse auf einmal:
Zum Einen habe ich das Gefühl, dass ich – sagen wir mal – etwas "lerne", also meine Zeit sinnvoll verbringe, und zum Anderen ist es auch nicht schlimm, wenn die Gedanken dann doch mal abschweifen.
Die beiden Hosts Miguel Robitzky und Caro Worbs arbeiten als Autoren für das Fernsehen und wissen einfach, wie man unterhaltsam und mit einem Augenzwinkern Geschichten erzählt. Und sie nehmen sich dabei selbst nicht zu ernst. Wie sollte das auch funktionieren bei diesen erfrischend verrückten Geschichten?
Für mich der perfekte Podcast, um Infos zu sammeln, die ich niemals brauchen werde, die aber trotzdem spannend sind.
"Too Many Tabs" in der ARD-Audiothek
Man glaubt es erst gar nicht, aber über den ESC kann man das ganze Jahr berichten:
Wie geht’s aktuell Basel in der Schweiz, dem nächsten Austragungsort des ESC, voran mit der Finanzierung? Werden die 2024 disqualifizierten Niederlande dieses Jahr wieder teilnehmen? Ja, werden sie aber ohne Skandalsänger Joost Klein.
Was gibt’s für Klatsch und Tratsch rund um die Teilnehmer. Im "ESC Update" erfährt man echt alles, was das Eurovision-Nerd-Herz begehrt. Zum Beispiel auch eine Analyse, kurz nachdem Stefan Raab eine Pressekonferenz gegeben hat, dass er beim ESC Vorentscheid wieder als Juror und Macher teilnimmt.
Die beiden ARD-Kollegen vom NDR gehen da aber noch viel mehr in die Tiefe. Das Jahr über gibt’s eine Folge pro Monat und dann in der heißen ESC Zeit eine viel höhere Schlagzahl. Man kann komplett eintauchen in die bunte Welt des Eurovision Songcontests und das spannende: Die beiden Hosts diskutieren auch mal kontrovers. Es ist nicht nur alles Friede, Freude und "Twelve Points".
Das "ESC Update" in der ARD-Audiothek
"OMG! Oh Mein Gott", so heißt der Podcast, den SWR1 Redakteurin Julia Gehrlein euch vorstellen möchte. Aber der heißt nicht nur "OMG!" Sondern er trägt den Untertitel – "Meine Mudder!"
Das Konzept ist, dass junge Künstler aus den unterschiedlichsten Bereichen (Musik, Social Media, Schauspiel, Fernsehen) bei Gastgeberin Donya Farahani vor dem Mikro sitzen. Sie erwarten ein entspanntes Gespräch, aber plötzlich taucht die eigene Mutter auf und ist Teil des Ganzen.
Wie z.B. in der Folge mit Nachwuchsmusiker Iggi Kelly. Er ist der Sohn von Sängerin Patricia Kelly, von der Kelly Family. Als seine Mama plötzlich mitten im Gespräch auftaucht, ist er ganz überrascht und befürchtet, dass gleich noch jemand aus der Torte springt.
Dieses plötzliche Zusammentreffen von Kind und Mutter, diese besondere Dynamik, finde ich in dem Podcast großartig. Denn dann wird diskutiert, das kennt jedes Kind! Sowohl ich mit meiner Mutter, als auch meine Kinder mit mir als Mutter. Auch über Grundsätzliches. Bei Iggi und seiner Mutter geht es um die Schule, die Iggi kurz vor dem Abitur abgebrochen hat. Aber es wird eben nicht nur diskutiert und sich aufgezogen.
Sowohl Mama als auch Kind werden gefragt, wofür man gegenseitig dankbar ist und was man vom anderen gelernt hat. Patricia ist dann ganz gerührt, als sie erklärt, dass ihr Sohn ihr beigebracht hat, was Liebe bedeutet.
Und auch wenn man vielleicht nicht alle Promis im Podcast "OMG! Meine Mudder!" kennt, tut das nix zur Sache. Ich hab mich perfekt unterhalten und auch berührt gefühlt.
"OMG! Meine Mudder! in der ARD-Audiothek
Als "Leute"-Moderatorin interessiert Katja Heijnen sich natürlich sehr für Menschen und ihre Lebensgeschichten. Deshalb ist ihr persönlicher Lieblingspodcast "Das wahre Leben".
Den macht Michael Steinbrecher – viele kennen ihn als Moderator des Nachtcafés. Für Katja Heijnen ist "Das wahre Leben" der perfekte Podcast für zu Hause oder auch für unterwegs:
Oft sind das ganze extreme Erlebnisse, die diese Menschen da hatten und schildern. Aber Moderator Michael Steinbrecher spricht mit diesen Menschen so einfühlsam, dass sie da sehr offen darüber berichten. Katja Heijnen empfiehlt den Podcast jeder Person, die sich für Menschen und die menschliche Psyche interessiert. Ganz besonders eine Folge ist ihr in Erinnerung geblieben:
"Das wahre Leben" in der ARD-Audiothek
Wir kennen das ja vermutlich alle – diese unangenehmen Dinge, die man ganz lange vor sich herschiebt. Und wenn dann jemand sagt: "Komm, ich helfe dir", dann ist das eine unheimliche Erleichterung.
Genau darum geht’s in "Telephobia": Unangenehme Gespräche, vor denen man sich ganz lange drückt. Podcast-Host Lea hilft dabei, endlich den Hörer an die Hand zu nehmen und "diesen einen Anruf" zu machen.
In den zwei bisherigen Staffeln gibt’s einige spannende Fälle, zum Beispiel den von Frank. Der fragt sich, ob sein geliebter Opa womöglich ein Nazi war. Oder die Geschichte von Norman, der bis bis heute darunter leidet, dass er in der Schule gemobbt worden ist. Er will endlich eine Entschuldigung und bittet Lea um Hilfe. Und einige dieser Anrufe verlaufen ganz anders, als man vielleicht denkt.
Das besondere an "Telephobia" ist zum einen die Idee. Aber auch die Art der Podcasterin Lea Utz, die es in jeder Folge schafft, uns die Menschen, die sie begleitet, und ihre Geschichte ganz nah zu bringen – auch wenn nicht jeder Anruf gut ausgeht.
Telephobia – dieser eine Anruf“ hat den Deutschen Podcast Preis für das "Beste Gespräch" 2024 gewonnen. Staffel 3 kommt am 29. Januar 2025 in die ARD-Audiothek. Also habt ihr noch genug Zeit, um die ersten beiden Staffeln dort anzuhören. Am besten auf "Merken" klicken, dann verpasst man auch nichts.
"Telephobia – Dieser eine Anruf" in der ARD-Audiothek
Oliver Kalkofe und Oliver Welke kennen sich schon seit mehr als 35 Jahren. Die beiden haben zusammen studiert und dann, gemeinsam mit Dietmar Wischmeyer, beim Radiosender FFN die Comedy und Satireshow "Frühstyxradio" moderiert.
Der wöchentliche Podcast "Kalk und Welk" ist genau deswegen so gut, weil die beiden seit mehr als 30 Jahren humortechnisch auf einer Wellenlänge sind und sich bei Pointen blind aufeinander verlassen können. Dass die zwei stramm auf die 60 zugehen, bauen sie selbstironisch schon im Untertitel des Podcasts ein: "Die fabelhaften Boomer Boys".
Inhaltlich ist bei den beiden alles möglich: Sie zerlegen genau so gerne genüsslich die letzte "Wetten Dass...?!" Sendung mit Gottschalk in ihre Einzelteile, wie sie auch Christian Lindners Auftritt bei Caren Miosga sezieren. Ein bisschen nerdig sind sie manchmal auch noch, gerade wenn es um Serien geht, aber vor allem authentisch, sympathisch und sehr unterhaltsam. Ideal für längere Autofahrten.