Den richtigen Umgang bei einem solchen Knochenfund im Wald erläutert Kriminalhauptkommissar Dominic Gillot aus dem Fachbereich Todesermittlungssachen von der Kriminaldirektion Mainz.
Das ist bei einem Knochenfund im Wald zu tun
SWR1: Wenn ich so eine Entdeckung mache, wen rufe ich zuerst an – die Polizei oder den Förster?
Dominic Gillot: Bei so einer Entdeckung wäre es natürlich ratsam, zuerst die Polizei anzurufen, wenn man natürlich von vornherein schon mal ausschließen kann, dass um den Knochen herum kein Tierkadaver oder kein ganzes Tierskelett liegt.
SWR1: Wie unterscheidet man einen "normalen Tierknochen" im Wald von einem Menschenknochen, der da nicht hingehört?
Gillot: Das wird ganz schwierig sein, selbst auch für die Polizeibeamten, die zu der Stelle kommen und den Knochen richten, dokumentieren und sicherstellen. Der Laie kann das eigentlich nicht wirklich unterscheiden, es sei denn, es wäre wirklich noch ein ganzes Skelett dabei. Aber wir haben unsere Fachleute, denen wir die Knochen bringen, die das dann für uns einordnen in der Rechtsmedizin. Und erst dann sehen wir weiter.
Echte Menschenknochen werden selten gefunden
SWR1: Wie oft kommt es vor, dass jemand bei Ihnen anruft, weil er einen Knochen im Wald gefunden hat?
Gillot: Das kommt schon ganz häufig vor, durch viele Spaziergänger mit Hunden, durch die Pilzsammler. Aber nicht nur im Wald, sondern auch auf Baustellen, in Baugruben werden immer wieder Knochen gefunden. [...] Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, vielleicht haben wir in etwa 20 Prozent der Fälle tatsächlich einen Menschenknochen, der aber unter Umständen auch uralt ist.
SWR1: Uralt bedeutet, ein paar hundert Jahre alt?
Gillot: Das kann vorkommen, dass da irgendwo aus einem alten Krieg noch Überreste in der Erde waren, die von Tieren verschleppt wurden und die jetzt gefunden werden. [...] An die Oberfläche kommt es zum einen eben durch Tiere, die das ausbuddeln und verschleppen, aber auch durch Erosion. Durch Wetterumstände kommt das irgendwann wieder ans Tageslicht.
SWR1: Wie oft kommt es vor, dass ein gefundener Menschenknochen tatsächlich kriminalistische Ermittlungen für Sie nach sich zieht?
Gillot: In ganz wenigen Fällen nur. In den 20 Prozent, die eben tatsächlich echte Menschenknochen sind, die uns interessieren. Da steht aber auch immer noch die Entscheidung der Rechtsmedizin vorweg – handelt sich um menschliche Knochen? Und aus welchem Zeitraum?
Archäologische Funde sind möglich
SWR1: Wenn die Knochen uralt sind, zum Beispiel aus der Zeit der römischen Besatzung, was passiert dann mit so einem Knochen?
Gillot: Da haben wir die Archäologie-Behörden, die mit uns zusammenarbeiten, die auch über solche Funde nachher sehr dankbar sind und die uns Informationen liefern können. Wir lassen denen aber auch nachher die Knochen zukommen. Und am Ende werden die auch wieder mit bestattet.
SWR Doku Nachtstreife
Kriminalhauptkommissar Dominic Gillot aus dem Fachbereich Todesermittlungssachen von der Kriminaldirektion Mainz ist Teil der SWR Doku Nachstreife, die Mainzer Polizisten bei ihren nächtlichen Einsätzen begleitet.
ARD Mediathek „Nachtstreife 3.0”
Warum anschauen?
Zeigt die Menschen hinter der Uniform – was fühlen sie, wenn sie die Stadt Nacht für Nacht ein Stückchen sicherer machen?