Geklaut? Nein – inspiriert!
Gotye, so nennt sich ein belgischer Musiker, der in Australien lebt und arbeitet. In Brügge geboren, heißt er eigentlich Wouter Andre "Wally" De Backer. Zwei Grammys hat er 2012 für sein Lied "Somebody That I Used To Know" bekommen und dann kam die Meldung: Gotye hat geklaut. Da haben sich viele, vor allem Musikjournalisten, empört – aber eben auch nicht richtig hingeguckt – oder hingehört.
Erstens hat der Musiker von Anfang an gesagt, dass er das Intro übernommen hat und zweitens sind es gerade mal zwei Takte. Dann geht es bei Gotye aber ganz anders weiter. Klauen ist etwas anderes. Musik im luftleeren Raum gibt es sowieso nicht. Alles ist irgendwo von irgendwas beeinflusst. Das war schon bei Bach und Mozart so.
Dann schauen wir mal
So klingt "Somebody that I Used To Know" von Gotye und Sängerin Kimbra:
Und hier ist das Original: "Seville", ein Instrumentalstück des brasilianischen Musikers Luiz Bonfá. Übrigens, die Fans und auch die Erben von Luiz Bonfá haben sich sehr gefreut, dass der 2001 verstorbene Musiker noch einmal so zu Ehren kommt. So klingt der Titel "Seville" von Luiz Bonfá:
Eine tolle Idee, diese brasilianischen Klänge in einen modernen Popsong einzubauen. Das hat nichts mit klauen zu tun, denn der belgische Künstler hat ein wirklich eigenständiges Stück daraus gemacht. Und dass er einen so wunderbaren Rhythmus verwendet, spricht für seinen Geschmack.
"Somebody That I Used To Know" war weltweit ein Hit und wurde 4,5 Millionen mal verkauft – und Gotye hat jede Menge Preise dafür eingesammelt. Ein Beweis dafür, dass auch im 21. Jahrhundert großartige Popmusik entstehen kann. Tanzbar, intensiv und ehrlich. Und geklaut hat er nicht, er hat zitiert – und sich inspirieren lassen. Ein Hoch auf Gotye und "Somebody That I Used to Know".