Kita-Umfrage: Frustriertes Personal

Claudia Theobald: "Kinder brauchen Erwachsene, die Zuversicht versprühen"

Stand

Beim Kita-Personal herrscht Frust – mit gravierenden Folgen für die Kinder, sagt Claudia Theobald vom Verbands Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz .

Vor anderthalb Jahre ist das Kita-Zukunftsgesetz in Kraft getreten. Doch die Kita-Beschäftigten sind frustriert, wie eine aktuelle Online-Umfrage des Verbands Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz zeigt. Die meisten der mehr als 1.000 Befragten sagen, dass sie ihre Fürsorgepflicht für die Kinder nicht mehr richtig wahrnehmen können. Wir haben darüber mit Claudia Theobald, der Vorsitzenden des Verbands, gesprochen.

SWR1: Wenn man sich die Ergebnisse der Umfrage anschaut, weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Zum Beispiel sagen 93 Prozent der Befragten, dass sie Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren eine gute Betreuung und frühkindliche Bildung gar nicht mehr bieten können. Wie sehr hat Sie diese Zahl überrascht und schockiert?

Claudia Theobald: Wir bekommen natürlich unheimlich viele Rückmeldungen, auch diesbezüglich. Und trotzdem hat es uns schockiert, weil wir das jetzt erst in der Fläche gesehen haben. Es haben Fachkräfte aus allen Ecken von Rheinland-Pfalz bei der Befragung mitgemacht. Das ist also ein sehr düsteres Bild, das sich da auftut.

SWR1: Es sind ja gerade auch Aspekte, die die Entwicklung der Kinder betreffen, die nicht gut wegkommen. Vier von fünf der Befragten sagen, die Fürsorgepflicht kann nicht gewährleistet werden. Das müssen Sie ja eigentlich auch morgens den Eltern erklären, wenn die ihre Kinder bringen, oder?

Theobald: Ja, wir machen da als Verband den Fachkräften Mut, ehrlich und transparent auch mit Eltern ins Gespräch zu gehen. Wir müssen kommunizieren, was in Kitas aktuell noch leistbar ist und wie wir Dinge auch begrenzen und einschränken, damit wir nicht in prekäre Betreuungssituationen kommen.

Grafik zu Kita-Fachkräfte-Umfrage
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SWR1: Knapp 80 Prozent der Kita-Beschäftigten fühlen sich laut der Befragung überfordert oder sagen, sie können die vorgesehene Arbeit nicht bewältigen. Könnte eine Folge sein, dass einige Beschäftigte in absehbarer Zeit kündigen?

Theobald: Ja. Aber meine Hauptsorge ist: Was heißt das denn für den Kita-Alltag, wenn Kinder mit so vielen Erwachsenen den Tag verbringen müssen, die von sich sagen, dass sie überfordert sind?

SWR1: Sie gehen davon aus, dass dann die Stimmung und die Betreuung nicht gut ist?

Theobald: Ja. Kinder brauchen Erwachsene, die auch irgendwo eine gewisse Zuversicht und Lebensfreude versprühen. Und das ist natürlich schwierig, wenn Fachkräfte unter einem großen Druck stehen.

SWR1: Jetzt muss man an dieser Stelle auch noch mal sagen, dass die Online-Befragung nicht repräsentativ ist. Da melden sich natürlich überwiegend auch diejenigen, die meckern.

Theobald: Das kann schon sein. Aber wenn über 1.000 Fachkräfte aus 2.700 rheinland-pfälzischen Kitas solche Ergebnisse liefern, muss das zu denken geben und ist auch hochproblematisch. Das mag schon sein, dass jetzt auch die mit besonderer Not mitgemacht haben. Aber es zeigt deutlich, dass hier ein Problem ist, über das geredet werden muss.

Weiterführende Links:

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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