Erstmals wurden hierfür Fotos eines nicht-englischen Fotografen gewählt, die des gebürtigen Rheinland-Pfälzers Guido Karp. Er ist einer der international erfolgreichsten Musik-Fotografen und hat in den letzten 40 Jahren Coverfotos für mehr als 1.000 Musik-CDs und -DVDs gemacht. Wir haben mit ihm im SWR1 Interview über diese Wahnsinnsgeschichte gesprochen.
SWR1: Wie kam es denn dazu, dass Briefmarken mit Ihren Fotos in England erscheinen?
Guido Karp: Das war selbst für mich eine Überraschung. Eines Tages hat mich die englische Post angerufen, es gibt das Interesse, eines meiner Fotos als Briefmarke zu benutzen. Ja gerne, warum auch nicht! Ich war jahrelang als Bee Gees-Tourneefotograf unterwegs, habe einen engen Kontakt weiter zur Familie gepflegt und damit war es dann der Wunsch der Familie.
Ich hörte dann später, dass es normalerweise Tradition ist, dass für die Briefmarken Fotografen aus dem Commonwealth ausgesucht werden und Deutschland oder die Eifel gehören nunmal nicht zum Commonwealth, daher war ich eigentlich nicht qualifiziert.
Aber ich habe über Jahre – auch damals noch für Prince Charles – seine Charity-Veranstaltungen "The Prince's Trust" fotografiert. Daher war mein Name dort wohl sehr positiv besetzt und dann war ich sehr überrascht, als ich am Tag X erfahren habe, dass von der Briefmarkenserie von insgesamt acht Briefmarken alle acht Fotos von mir gemeldet wurden.
SWR1: Sie sind nicht nur der erste nicht-englische Fotograf, der das geschafft hat, sondern alle acht Motive sind auch noch von Ihnen — was ist das für ein Gefühl?
Karp: Man fühlt sich natürlich großartig! Ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben, wo schöne Sachen passiert sind, wie meine Nominierung als Musikfotograf des Jahres oder Fotograf der bestverkauftesten Schallplatten der Welt zu sein – Elton John mit "Candle In The Wind" zum Beispiel. Und das hier ist eine weitere schöne Sache, ich bin jetzt 61 und wer weiß, dass die Zukunft noch bringt.
SWR1: Die Fotos haben Sie im Rahmen der ONE-Tournee 1991/92 geschossen – das war Ihre erste Zusammenarbeit mit den Bee Gees. Wie lief das denn so?
Karp: Man hatte mich gewarnt, dass die Kollegen nicht ganz einfach sind mit der Auswahl der Bilder. Nach der ersten Show bin ich mit einem Paket von Bildern in Richtung Manager gewackelt und sagte, ich habe hier eine erste Vorauswahl getroffen.
Da guckt mich der Manager an und sagte, das können wir gerne machen, aber bitte doch nicht mit so einem Stapel – kannst du bitte erstmal eine Auswahl treffen von drei, vier, maximal fünf Bildern? Er erklärte, dass sie im Vorfeld in der Tour drei große Sessions mit Kollegen gemacht und keines der Fotos genehmigt haben.
Und tatsächlich haben sie in meinem Fall alle Fotos dieser Session approved (zu Deutsch: genehmigt) – also den ganzen Stapel. Und seitdem hatte ich dort fotografisch so ein bisschen Heldenstatus.
Weitere Informationen zu Guido Karp finden Sie auf seiner Homepage.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.