Mitgründer und Bassist Steffi Stephan blickt im SWR1 Interview auf die Anfänge der Band zurück und erzählt, wie er und Udo Lindenberg sich kennengelernt haben.
SWR1: 50 Jahre Panikorchester – dabei wolltet ihr ja nur kurz zusammenbleiben, oder?
Steffi Stephan: Kurze Zeit ist relativ. Wir hatten auf keinen Fall an mehrere Jahrzehnte gedacht. Eine Band zu gründen, das ist schon was für die Zukunft. Aber mit dieser Länge, damit hat ja keiner gerechnet.
SWR1: Kommt ihr immer noch über die Jahrzehnte hinweg gut zusammen klar?
Stephan: Es ist ja so, das Original-Orchester gibt es nicht mehr, sondern die einzigen, die übrig geblieben sind, sind Udo und ich. Wir haben das gemeinsam in Münster gegründet. Sonst sind immer wieder Musiker zur Verbesserung – so können wir das auch mal sagen – dazugekommen.
SWR1: Wie habt ihr euch eigentlich 1973 gefunden?
Stephan: Das war eine ziemlich verrückte Story. Ich kenne Udo seit 1963. Wir haben gemeinsam in Münster Musik studiert. Dann hat Udo eine ziemlich große Karriere bei [Klaus] Doldinger gemacht und ist von Münster weggegangen. Irgendwann haben wir uns wieder getroffen, hier in Münster. Und da sagt Udo, können wir nicht irgendwo zusammen spielen? Ich war damals Wurstvertreter…
SWR1: Wurstvertreter?
Stephan: Ja, mein Bruder hatte einen Wurstwaren-Großhandel und ich bin Geschäfte abgefahren und habe sie beliefert. Irgendwie hatte ich in unserem Wurst-Lager so eine kleine Ecke, wo wir auch ab und zu mit unserer Band gespielt haben, also geübt. Da sind wir hingefahren mit Udo, und dann hat das sowas von fantastisch geklappt, dass Udo sagte, man Steffi, wir müssen irgendwas wieder zusammen machen. Er hatte eine große Karriere und sagt, pass auf, wir spielen bei Doldinger vor. Er hatte da schon ein festes Engagement bei Doldinger. Wir sind in seinen R4 (Renault 4) gestiegen und verrückterweise zwei Stunden zu spät gekommen.
Dann hatte Doldinger aber schon einen anderen Bassisten engagiert. Da kam die Idee, wir machen jetzt unsere eigene Platte. Das war dann die erste Platte, "Lindenberg", in Englisch noch. Ich bin direkt nach Hamburg gegangen, habe gesagt ich bereite das in Hamburg vor, und dann kommst du nach. Dann kam Udo mit "Daumen im Wind" heraus. Die habe ich in meiner Urlaubszeit gemacht, die erste deutsche Platte. Da zeigte sich im Grunde genommen schon ein bisschen der Erfolg. Udo sagte, Steffi, jetzt müssen wir eine richtige Band machen. Ich habe gesagt, Udo tut mir leid, aber ich haue das jetzt nicht alles wieder hin. Wenn wir eine Band machen, dann müssen wir in Münster anfangen zu proben, bis das richtig läuft. Da sind wir praktisch das Panikorchester geworden. Und es ließ sich nicht mehr aufhalten.
SWR1: Das Panikorchester, das waren wilde Zeiten. Wie wild ist es heute noch?
Stephan: Im Gegensatz zu früher ist es natürlich lange nicht mehr so wild.
SWR1: Also heute Bio-Limonade statt Likörchen?
Stephan: Nö, einen Eierlikör trinken wir immer noch ganz gerne. (lacht) Nur, es war ja auch eine andere Zeit. Das weiß ja jeder, dass es bei Udo ein bisschen viel gewesen ist. Das hat er aber sehr, sehr gut überstanden, und lebt jetzt extrem gepflegt.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Birgit Steinbusch.