1984 – SWR1 Meilensteine

Frankie Goes To Hollywood – "Welcome To The Pleasuredome"

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Moderator/in
Frank König
Frank König
Redakteur/in
Katharina Heinius
Interview mit
Stefan Bürger
Onlinefassung
Nadine Kratochvil

Mit ihrem Debütalbum "Welcome To The Pleasuredome" knüpften Frankie Goes To Hollywood nahtlos an ihren Erfolg der vorherigen Singles "Relax" und "Two Tribes" an. Bereits vor dem Erscheinen des Albums am 29. Oktober 1984 soll es 1,5 Millionen Vorbestellungen im Vereinigten Königreich gegeben haben.

Bandgeschichte von Frankie Goes To Hollywood

Die Bandgeschichte hat im Proberaum der Vorgänger-Band von Sänger und Songschreiber Holly Johnson begonnen. Dort hing ein Zeitungsartikel über Frank Sinatra mit der Überschrift "Frankie goes Hollywood" – und diese Überschrift hatte es Holly angetan. Da "Frankie Goes To Hollywood" einfach runder klang, übernahm er den Bandnamen für seine eigene, die es allerdings nicht über die üblichen Probesessions hinaus geschafft hat, sodass er den Namen auch für seine Folgeband verwendete, mit der er schließlich erfolgreich wurde.

Frankie Goes To Hollywood im Jahr 1984 | Hits und Storys: Frankie Goes To Hollywood – "Relax"
Die Musiker der Band Frankie Goes To Hollywood v.l.n.r.: Mark, Paul, Holly, Peter und Brian aus Liverpool.

Musikproduzent Trevor Horn hatte die Band im Mai 1983 in der TV-Show " The Tube" entdeckt, in der sie mit ihrem Song "Relax" aufgetreten sind – das war der Startschuss für ihre Zusammenarbeit.

Produktion von "Welcome To The Pleasuredome"

Die Produktion zum Album hat von Juli 1983 bis 1984 in zwei unterschiedlichen Studios stattgefunden. In den Manor Studios im Norden von Oxford und in den Sam Studios im Londoner Stadtteil Notting Hill. "Relax" ist ein Jahr vor Albumveröffentlichung, im Oktober 1983, bereits als Single erschienen – und wurde direkt ein Riesenhit in Großbrittanien. Und auch mit den folgenden zwei Singles "Two Tribes" und "The Power Of Love" stürmten sie die Charts: Dreimal hintereinander Nummer 1 in UK, das hatten zuvor nur Gary and The Pacemakers im Jahr 1963 geschafft.

Skandale als Marketingkonzept

Interessant ist, dass diese Produktion einherging mit dem festen Plan Skandale auslösen zu wollen. Trevor Horn hat eng mit Musikjournalist Paul Morley zusammengearbeitet, der es verstand wie man ein Marketingkonzept für eine Band gestaltet, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Die Band sollte schnell Bekanntheit erlangen und dabei aus der Masse hervorstechen.

Frankie Goes To Hollywood haben es mit ihrem Habitus geschafft, das schwule Leben so richtig aus dem Untergrund, aus der Szene [...] in die Wohnzimmer der heterosexuellen Mehrheit zu bringen, und zwar ungekünstelt und ungeschönt. Und das finde ich einen unglaublich wichtigen Beitrag, der über die Musik hinausgeht.

Struktur von "Welcome To The Pleasuredome"

Ursprünglich sollte "Welcome To The Pleasuredome" nur eine Single-Trilogie werden, mit den drei veröffentlichten und bereits erfolgreichen Songs "Relax", "Two Tribes" und "The Power Of Love", die zusammen die Themen Sex, Krieg und Liebe abbilden sollten. Doch dann lief alles anders als geplant – und es enstand ein Doppelalbum, bei dem jede Seite einem Konzept folgt. Die verschiedenen Seiten sind nach den Anfangsbuchstaben des Bandnamens benannt: "F", "G", "T" und "H".

Auf der ersten Seite "F" – "Pray Frankie Pray" befindet sich der Titeltrack zum Album "Welcome To The Pleasuredome", der im März 1985 veröffentlicht wurde. In dem Song nehmen Frankie Goes To Hollywood ihre Hörenden mit auf eine 13-minütige Reise in ihre Welt, in die Kathedrale der Lust. Der Text handelt von Lust und den Gefahren eines ausschweifenden Lebensstils mit Drogen, Sex, Alkohol oder Krankheiten.

Der Song selbst ist in der Album-Version eine epische, groovige Funknummer. Es passiert ständig was Neues, es ist monumental.

Die zweite Seite "G" – "Say Frankie Say" enthält die bereits erfolgreichen Singles "Relax" und "Two Tribes", die dritte "T" – "Stay Frankie Stay" Coversongs großer Musiker wie "Born To Run" von Bruce Springsteen, oder "San Jose" von Bacharach in der Version von Frankie Goes To Hollywood. Auf der vierten und schließlich letzten Seite "H" – "Play Frankie Play" befinden sich Eigenkompositionen wie "The Power Of Love". Der Song handelt davon, dass die Liebe das Wichtigste im Leben ist.

Das Ganze ist eine Reise, die einen einfach packt und mitnimmt auch nicht wieder loslässt. Da kommt ganz viel zusammen, musikalisch, gesellschaftlich. Ein wunderschöner Rundumschlag. "Welcome To The Pleasuredome" ist für mich ein Album, was definitiv in die Geschichte gehört – und nicht nur in die Musikgeschichte.

"Relax"

"Relax" war die Debütsingle von Frankie Goes To Hollywood. Sie wurde erstmals im Vereinigten Königreich im Oktober 1983 veröffentlicht. Der Song wurde zum großen Erfolg und ist bis heute einer der bekanntesten Hits der Band, an dem Produzent Trevor Horn maßgeblich beteiligt war. Er hatte eine klare Vorstellung davon, wie der Song klingen sollte. Er ersetzte die Band komplett und ließ ihn von Studiomusikern einspielen. Lediglich Holly Johnson und Paul Rutherford durften singen. "Was auch richtig war,", wie SWR1 Musikredakteurin Katharina findet. "Das muss grooven und wenn du das nicht geübt bist und nicht so Studio-Erfahrung hast, dann ist das echt schwer. Trevor Horn hat hier 'ne fantastische Produktion hingelegt."

Frankie Goes To Hollywood - Relax (Official Video)

Shownotes

Über diese Songs vom Album "Welcome To The Pleasuredome" wird im Podcast gesprochen

  • (13:48) – "The World Is My Oyster"
  • (17:17) – "Welcome To The Pleasuredome"
  • (29:28) – "Relax"
  • (41:49) – "Two Tribes"
  • (48:07) – "Tag"
  • (49:15) – "Born To Run"
  • (55:45) – "The Power Of Love"

Über diese Songs wird außerdem im Podcast gesprochen

  • (02:38) – "Moonlight Shadow" von Maggie Reilly
  • (04:30) – "Self Control" von Laura Branigan
  • (21:04) – "Welcome To The Pleasuredome" von Holly Johnson
  • (44:56) – "Russians" von Sting
  • (45:11) – "Leningrad" von Billy Joel
  • (59:59) – "The Power Of Love" von Jennifer Rush
  • (01:00:20) – "The Power Of Love" von Huey Lewis And The News

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