Zuletzt als er von “kleinen Richterlein” sprach und Urteile zu Corona-Maßnahmen kritisierte. Hintergrund war die Entscheidung eines Gerichts, das die 2G-Regel im Einzelhandel gekippt hatte. Der 69jährige war schon immer bekannt für klare, oft unbequeme Worte – ob als Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund oder als Präsident der Bundesärztekammer. Reaktionen auf seine Positionen und Äußerungen haben sich mit der Corona-Pandemie offenbar verändert. Mittlerweile bekomme er Morddrohungen, sein Haus sei mit Farbbeuteln beworfen worden und der Staatsschutz patrouilliere vor seiner Tür, sagte Montgomery kürzlich.
Segeln, Skifahren und Sportflugzeuge
Der Mann mit dem Einstecktuch ("Der Robin Hood der Mediziner", "Oberarzt der Nation") sitzt in zahlreichen Talkshows, gibt sich aber auch locker, wenn er – coronabedingt – im legeren Norweger Pullover per Video dazugeschaltet wird. Montgomery joggt gerne, mag Segeln, Tennis und Skifahren und er hat den Flugschein für kleine Sportflugzeuge. Zum Lesen und für Theater-Besuche fehle ihm oft die Zeit, bedauert er.
Studium in Sydney
Montgomery wurde 1952 als Sohn einer deutschen Ärztin und eines britischen Offiziers in Hamburg geboren. Nach der Trennung der Eltern wuchs Montgomery bei seiner Mutter auf, verbrachte die Ferien oft in England beim Vater, der dort in seinem Zivilberuf als Anwalt arbeitete. Er studierte in Hamburg und Sydney Medizin, schreibt allerdings auf seiner Homepage: "Ein Aufenthalt an der Universität in Sydney galt zwar formal als Auslandsstudium. In Wirklichkeit aber habe ich dort mehr das Leben als die Medizin studiert."
UKE, Ärztefunktionär, Gesundheitsreform
Montgomery arbeitete ab den 1980er Jahren als Radiologe am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf. Schon als junger Arzt engagierte er sich für seinen Berufsstand – im Personalrat, in der Ärztekammer, im Marburger Bund. Lange Jahre war der Ärztefunktionär Mitglied der SPD, ab 2001 arbeitete er beim "Runden Tisch" zur Gesundheitsreform mit.
Montgomery ist verheiratet mit einer Fachärztin für Allgemeinmedizin. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder. Seine Frau sei in Schweden aufgewachsen, er selbst teilweise in England. An Weltläufigkeit und Internationalität scheint es Frank Ulrich Montgomery nicht zu mangeln – ideal für den Job als Vorsitzender des Weltärztebundes. Und vielleicht ist dazu auch eine gewisse Portion Narzissmus nötig, der ihm vorgeworfen wird. "Zu dem stehe ich", sagt Montgomery.
Die Sendung ist eine Aufzeichnung vom 13. Januar 2022.