Teure Sorten besonders "beliebt"

Achtung, gefälschter Käse!

Stand
Autor/in
Susanne Henn
Moderator/in
Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk
Onlinefassung
SWR1

Teure Uhren, Mode oder Parfum – die hohen Preise dafür rufen auch Fälscher auf den Plan, die solche Imitate anbieten und dabei richtig abkassieren.

Warum jetzt auch Käse gefälscht wird und wie Verbraucher und Hersteller geschützt werden sollen, hat uns Susanne Henn aus der Redaktion Umwelt und Ernährung erzählt.

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SWR1: Ist das wirklich ein Problem?

Susanne Henn: Ja, das ist es tatsächlich. Je teurer ein Käse ist, umso häufiger wird er gefälscht. Beispiel echter Parmesan: Da kostet das Kilo je nach Reifezeit zwischen 20 und 70 Euro. Damit lässt sich richtig Geld verdienen, wenn man einen minderwertigeren, sehr viel günstigeren Hartkäse als Parmesan verkauft. Schätzungen zufolge wird mit gefälschtem Parmesan genauso viel Umsatz gemacht, wie mit dem Original – mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr. Das ist Betrug an den Herstellern und den Verbrauchern. Und das ist ein Problem, das in ähnlicher Form auch Schweizer Käseproduzenten haben, die auch sehr hochwertigen und teilweise sehr hochpreisigen Käse herstellen.

SWR1: Wie will man das denn unterbinden?

Henn: Beim Parmesan versuchen die Hersteller schon länger, Fälschungen zu unterbinden. Etwa mit einem Siegel und einer Seriennummer, die rundumlaufend auf dem gesamten Laib aufgedruckt wird, sodass auf jedem Stückchen Rinde ein kleiner Teil der Nummer zu erkennen ist. Das ist aber nicht fälschungssicher. Deshalb wird jetzt gerade ein Mikrochip aus Silizium erprobt, nicht größer als ein Reiskorn, der in der Käserinde versteckt wird. Dieser Chip kann gescannt werden und spuckt dann die Seriennummer aus. Somit können vor allem die Händler sicherstellen, dass sie wirklich "richtigen" Parmesan gekauft haben.

Ein viereckiges Stück Gruyere auf einer Platte
Auch bei Schweizer Käse wird versucht, den Verbraucher mit verschiedenen Mitteln vor Fälschungen zu schützen.

Wir Verbraucher müssen weiter vertrauen. In der Schweiz wird seit einiger Zeit noch eine andere Methode angewandt, um den ganzen Laib kontrollieren zu können und die funktioniert – ganz vereinfacht ausgedrückt – so: Bei der Käseproduktion werden der Rohmilch immer Bakterienkulturen hinzugefügt, damit der Säuerungsprozess beginnt. Bei der Methode kommen noch ein bis zwei weitere Bakterienkultur dazu, die gar nicht nötig wären und den Geschmack nicht verändern. Die sind lange nachweisbar und machen den Käse so wiedererkennbar. Dafür müssen diese zusätzlichen Bakterien in einer DNA-Datenbank registriert werden und eine Probe des Käses muss dann jeweils mit dieser Datenbank abgeglichen werden. Das ist aufwändig und teuer, mittlerweile gibt es dafür aber auch Schnelltests, die vielleicht ja auch irgendwann mal für das Supermarktpersonal oder uns Verbraucher verfügbar sind.

Von weich bis hart: Käse zum Überbacken

Eine Glasschale mit kleinen Mozzarella-Kugeln.
Mozzarella ist der Klassiker auf Pizza, weil er dafür nur kurz in den Ofen kommt. Für Aufläufe eignet er sich nicht, weil er aufgrund der längeren Backzeit verbrennt und schwarze Blasen kriegt. Aber man kann Mozzarella schön mit einem fettreichen Käse wie Gouda mischen. Das Fett bildet eine schützende Ölschicht, die vorm Verbrennen schützt. Mein Tipp: überbackene Tomaten. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Stück Provolone auf einem Holzbrett
Provolone gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen von ‚dolce’ (süß) bis ‚piccante’ (würzig). Auch geräucherte Varianten werden angeboten. Weil Provolone genau wie Mozzarella ein gebrühter Käse ist, verläuft er großartig, ohne zu verbrennen. Sein sahniger Geschmack ist ein Genuss, egal ob mild oder kräftig. Er ist toll als Grillkäse und passt zu allem, was man überbacken möchte. Mein Tipp: überbackene Sandwiches. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Viertel Camembert liegt auf einer Platte
Camembert schmeckt je nach Reife mild oder kräftiger. Der Weichkäse verläuft ganz hervorragend und gibt einen sahnig würzigen Überzug, keine Kruste. Da der samtige Edelschimmel an der Außenseite beim Überbacken unangenehm herb werden kann, sollten empfindliche Zungen ihn entfernen. Milder Camembert passt prima zu Obst. Er braucht nur kurz in den Ofen, weil er schnell schmilzt. Mein Tipp: überbackene Spätzle oder Hähnchenbrust. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Ecke Blauschimmelkäse mit drei Weintrauben
Blauschimmelkäse wie Gorgonzola oder Roquefort bringen einen interessanten würzigen, leicht pilzartigen Geschmack mit. Sie verlaufen toll und harmonieren je nach Sorte mit Gemüse und Frucht. Ähnlich wie Camembert muss er zum Überbacken nur kurz in den Ofen. Mein Tipp: Rosenkohlauflauf und überbackener Lauch. Bild in Detailansicht öffnen
Mehrere Würfel Feta liegen geschichtet auf einer Platte
Feta ist ein sahnig-kräftiger Schafskäse aus Griechenland, auch wenn viele die Variante aus Kuhmilch bevorzugen. Feta verläuft kaum, bereichert aber durch seinen kräftig-würzigen Geschmack. Er eignet sich, weil er sowohl in die Gerichte mit verarbeitet werden kann, als auch darauf zum Überbacken. Mein Tipp: Spinatquiche mit Pinienkernen. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Stück Gouda und ein paar Würfel liegen auf einer Platte
Gouda ist wohl unser liebster Käse, nicht nur zum Überbacken. Sein milder Geschmack passt eigentlich zu allem. Allerdings lese ich immer wieder, dass Gouda nicht auf Pizzen oder Aufläufe gehört, weil er im Ofen bitter wird. Das stimmt aber nur dann, wenn der Käse alt ist und sein Fett bereits verdorben, also ranzig wird, weil er falsch gelagert worden ist. Junger Gouda ist deshalb besser auf Ofengerichten geeignet. Mein Tipp: alle Aufläufe und überbackene Kartoffeln vom Vortag. Bild in Detailansicht öffnen
Ein großes viereckiges Stück Edamer liegt auf einer Platte
Edamer stammt ursprünglich aus Holland. Als mild würziger Schnittkäse mit einer leicht säuerlichen Note passt sich dieser Käse sowohl milden als auch herzhaften Aufläufen an und zieht keine ewig langen Fäden. Mein Tipp: alle Aufläufe. Bild in Detailansicht öffnen
Zwei Stücke Morbier liegen auf einer Platte
Morbier ist ein ein cremiger halbfester Schnittkäse, der gut an der Ascheschicht in der Mitte zu erkennen ist. Er besticht mit einem sahnig-aromatischen Geschmack und schmilzt hervorragend. Mein Tipp: überbackener Fenchel. Bild in Detailansicht öffnen
Ein viereckiges Stück Gruyere auf einer Platte
Gruyère oder auch Greyerzer wird dieser Schweizer Rohmilchkäse mit geschützter Ursprungsbezeichnung genannt. Er besticht mit seinem aromatisch kräftigen Geschmack. Er zählt zwar zu den Hartkäsen, ist aber nur halbhart, weshalb er schön zerläuft. Wegen seines intensiven Geschmacks eignet er sich für würzige Speisen. Mein Tipp: Pizza oder Hackfleischauflauf. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Stück Emmentaler auf einer Platte
Emmentaler ist ein würziger Käse, der zu ebenfalls kräftigen Gerichten passt. Milde Aromen kommen unter ihm nicht mehr zur Geltung. Emmentaler zerläuft nur wenig. Mein Tipp: Aufläufe mit Fleisch. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Stück Bergkäse liegt auf einer Platte
Bergkäse macht mit seinem kräftigem Geschmack und dem Namen direkt Lust aufs Wandern und eine herzhafte Brotzeit. Weil er prima schmilzt, macht er sich aber auch gut auf würzigen Aufläufen. Mein Tipp: schön dick mit Käse überbackenes Brot oder Würzfleisch. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Stück Parmesan liegt auf einer Platte
Italienische Hartkäse wie Grana Padano (aus der Po-Ebene) oder Parmigiano (Parmesan aus der Region Parma) verlaufen zwar nicht, können aber in Kombi mit einem milden Mozzarella ihren kräftigen Geschmack in einer Käsekruste geltend machen. Auch ohne zu schmelzen und zu zerlaufen, schmeckt Hartkäse röstig knackig auf Aufläufen. Wer Wert darauf legt, dass der Käse schmilzt, greift zu Pecorino, einem Schafskäse, der ebenfalls interessante Aromen mitbringt. Mein Tipp: überbackene Süßkartoffeln. Bild in Detailansicht öffnen

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